069 - Ein gerissener Kerl
Sergeant.
»Von welchem Haus reden Sie denn?« tat Elk unschuldig.
»Guelders doch wohl. Man hat es mir nicht gesagt, aber ich errate es. Wir hatten Befehl, Guelders Haus zu bewachen und Reef zu verhaften.«
»Wir werden diesen Reef verhaften«, sagte Elk. »Ich bin überzeugt, wir werden ihn ausheben.«
Das war ein prophetischer Ausspruch.
Die Gezeiten wechselten gerade, und das Boot trieb in rasender Geschwindigkeit ostwärts.
»Ich halte mich dicht an die Küste von Middlesex«, erklärte der Sergeant. »Es ist besser, quer über den Fluß hinüberzustoßen und das Haus zu überraschen, als mitten im Fluß daraufloszusteuern. Er würde uns vermutlich sehen — der Lichtschein von London liegt über dem Strom.«
Elk erklärte sich mit allem einverstanden. Er kannte die Technik der Flußarbeit nicht.
»Im Laboratorium ist Licht.« Der Sergeant blickte durch die Nachtgläser. »Guelder ist zu Hause.«
»Er hat ein Boot, nicht wahr?«
»Ja, eine sehr starke Jacht. Am besten kommen wir durch das Bootshaus hinein. Das ist nicht zu verschließen. Vor drei Monaten hat eine ›Flußratte‹ dort drei oder vier Kanister Benzin gestohlen und wurde von Guelders Katzen fast in Stücke zerfetzt.«
Sie waren jetzt dem Haus gegenüber. »Los!« befahl Elk.
Der Sergeant drehte die Spitze des Bootes auf das Haus zu. Plötzlich wurde die Jacht erschüttert.
»Es ist nichts«, erklärte der Polizeibeamte. Dann rief er: »Ihr da vorn, was gibt's da im Wasser?«
»Sieht aus wie 'ne Leiche«, antwortete eine Stimme.
»Holt sie 'raus«, befahl der Sergeant lakonisch.
Ein Bootshaken fuhr über die Bordwand hinaus und zog das dunkle Bündel auf Deck.
»Bedauere den Aufenthalt, Inspektor, aber ich darf nicht daran vorbeifahren. Ist nicht angenehm, muß aber sein. Wir dürfen an keiner Leiche vorbeifahren, wenn wir nicht auf Verfolgung sind.«
Zwei Mann hatten nun das Bündel auf die Planken niedergelegt.
»Ein Toter«, rief eine Stimme, »war noch nicht lange im Wasser.«
Elk trat mit dem Sergeanten dazu. Jemand hielt eine Laterne und leuchtete der Leiche ins Gesicht. Tony blickte dem Inspektor über die Schulter und sah voll Entsetzen in die toten Augen Julian Reefs. Mr. Guelders Kette war schlecht befestigt gewesen.
33
Langsam kam Ursula zu sich. Sie hatte einen bösen Traum gehabt. Sie träumte, sie läge an einem nassen Ufer, aus dem Wasser tauchte der grauenvolle Kopf einer großen Schlange. Sie wollte aufstehen und fliehen, war aber keiner Bewegung fähig und sah den dreieckigen Kopf immer näher und näher kommen, das scheußliche Maul geöffnet — und fühlte, wie die Zähne sich in den Fuß verbissen und sie ins Wasser zerrten — zerrten .
Sie blickte auf. Jemand zog ihr die Schuhe aus. Einer fiel mit einem dumpfen Laut auf den Boden. Guelder hörte sie leise aufschreien und blickte sich um.
»Es ist nichts«, sprach er besänftigend auf sie ein, »gar nichts. Haben Sie keine Angst, meine kleine Freundin. Warum fürchten Sie sich? Sie sind bei Rex.«
Die Augen, die auf sie niederglühten, schienen doppelt so groß wie sonst. In ihnen brannte etwas, das sie noch nie gesehen hatte, bei keinem Mann, bei keinem Tier. Die Hände, die sie zurückdrückten, als sie sich zu erheben versuchte, zitterten, als durchwühle den Mann ein furchtbarer Schmerz.
»Es ist nichts«, stammelte er. »Du mußt lieb sein. Rex tut dir nichts Böses, mein schönes Lamm!«
Er kniete neben ihr nieder, schob seinen Arm unter ihre Schultern und preßte sie an sich. Sie war wie gelähmt vor Grauen und Furcht und vermochte sich nicht zu rühren. Die Stimme versagte ihr, sie konnte nichts sehen als diese beiden großen, hervorquellenden Augen, in denen das Feuer des Wahnsinns brannte, und hörte nur seine abgerissenen, irren Liebesworte.
»Du bist schöner als alle Frauen der Welt«, keuchte er. »Du bist der göttliche Traum meines Lebens!«
Ihr wurde schlecht. Eine Ohnmacht überkam sie. Er sah, wie die Farbe aus ihrem Gesicht wich, ließ sie los und schrie sie dann schrill an.
»Wenn du mich so ansiehst, schlage ich dich. Und wenn du einen Laut von dir gibst, stopfe ich dir das Maul.«
Er ging zum Tisch und goß wieder ein Glas Wein ein.
»Trink!«
Sie stieß das Glas zurück und vergoß es.
Voll Wut füllte er es wieder.
»Trink!« herrschte er sie an.
»Bewegen Sie sich nicht, Guelder!«
Das Glas fiel mit einem Krach zu Boden. Guelder wandte den Kopf und sah in den Revolver Elks.
»Als ich sagte: ›bewegen Sie sich
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