0695 - Die Unantastbaren
brutal in die Wirklichkeit zurückzureißen, als er an der Schulter gepackt und herumgewirbelt wurde.
„Leticrons Bluthunde!" rief ihm der Kamerad zu, der ihn daran gehindert hatte, die beiden anderen zu retten.
Es war Quevamar Ablonth. Kenson konnte ihn erkennen, weil er ebenfalls seinen Deflektorschirm ausgeschaltet hatte. Zu seinem größten Schrecken erkannte er, daß auch er nicht mehr unsichtbar war. Hatte ihn die Panikstrahlung unbewußt dazu veranlaßt, den Deflektorschirm auszuschalten?
Er beschäftigte sich nicht länger mit der Frage. Denn jetzt erblickte auch er das halbe Dutzend Epsaler. Sie tauchten zwischen den klobigen Gebäuden am Rand des Landefelds der Pyramide auf und hatten die Strahlenwaffen lässig geschultert.
Sie mußten felsenfest davon überzeugt sein, daß ihre Feinde dem Panikfeld der Pyramide hilflos ausgeliefert waren, da sie überhaupt keine Anstalten trafen, von ihren Waffen Gebrauch zu machen.
Ein Blick zurück zeigte Wargor Kenson, daß außer ihm und Quevamar Ablonth alle verloren waren. Die meisten von ihnen waren bereits von der pigmentzersetzenden Kraft des Albinorings gebleicht worden.
Kenson packte den schweren Thermostrahler und brachte ihn in Anschlag. Als die Epsaler das erkannten, rissen sie ihre Waffen ebenfalls von den Schultern und versuchten, auf dem von Strahlenenergien glasierten Boden des Landefeldes Deckung zu finden.
Drei von ihnen verglühten in den Thermostrahlen, bevor sie sich zu Boden werfen konnten. Die restlichen drei wurden von Quevamar Ablonths Desintegratorstrahlen atomisiert.
Kenson und Ablonth erreichten den Schutz der Häuser.
„Am besten, wir versuchen getrennt, aus dem Sperrgebiet zu gelangen", schlug Kenson vor.
Sie verabredeten sich für den nächsten Tag in einem Geheimbüro des „Ertrusischen Befreiungskomitees", wie ihre Untergrundorganisation hieß, und machten sich in verschiedenen Richtungen davon.
2.
Ertrus war der dritte von insgesamt sechs Planeten der Sonne Kreit. Er besaß einen Äquatordurchmesser von 69.218 Kilometern und eine Eigenrotation von 13,8 Stunden. Seine ungeheure Masse und die damit verbundene Materiedichte ergaben eine Schwerkraft von 3,4 Gravos.
Ertrus war von der Erde, dem Herzen des Solaren Imperiums, 6126 Lichtjahre entfernt... Aber das stimmte nicht mehr!
Es gab keine Erde mehr, zumindest befand sie sich nicht mehr auf ihrer ursprünglichen Umlaufbahn um die Sonne Sol. Terra war aus seiner Planetenbahn gerissen worden und in der Unendlichkeit des Weltalls verschollen.
Und mit Terra war die Führungsspitze des Solaren Imperiums emigriert. Perry Rhodan selbst hatte das Herz des terranischen Sternenreichs herausgerissen - und nun lag das Solare Imperium in den letzten Zuckungen.
Hotrenor-Taak und seine Laren und Leticrons Überschwere hatten das terranische Sternenreich von den Himmelskarten gefegt.
Wofür kämpfte man dann aber noch?
Wozu hatten die imperiumstreuen Ertruser überhaupt das EBK, das „Ertrusische Befreiungskomitee" gegründet?
Was konnte diese Handvoll Anhänger Perry Rhodans denn am Lauf der galaktischen Geschichte schon ändern?
Hotrenor-Taak hatte als „Verkünder der Hetosonen" das Chaos in der Milchstraße perfekt gemacht die Einheit der Völker, sofern sie überhaupt bestanden hatte, zerschlagen, die letzten Widerstandskämpfer auf Strafplaneten verbannt - oder sie durch Gehirnwäsche umgeschult.
Den Rest besorgte Leticron, der Überschwere, der als „Erster Hetran der Milchstraße" das Paradebeispiel für einen machtbesessenen und skrupellosen Diktator war. Einen besseren Strohmann hätten die Laren für ihre Zwecke gar nicht finden können. Wenn sie seine Gewalttaten vielleicht auch nicht alle guthießen, so erfüllte er im Endeffekt doch seinen Zweck: Seine Treibjagden auf die letzten freiheitsliebenden Milchstraßenbewohner ließen die Hoffnungen all jener auf den Nullpunkt sinken, die vielleicht doch noch geglaubt hatten, ein Wunder würde geschehen, das eine Wende brachte.
Doch in diesen ersten Julitagen des Jahres 3460 war das Chaos bereits perfekt.
Welche Existenzberechtigung hatte demnach noch eine Organisation wie das Ertrusische Befreiungskomitee?
Diese Frage mußte sich Wargor Kenson immer wieder stellen.
Und er stellte sie auch Thorg Evargher, dem Führer ihrer Untergrundorganisation, und dem Schulungsoffizier der USO, dem Terraner Erzieff Brison, der bei ihnen Zuflucht gesucht hatte.
Erzieff Brison konnte seine Nervosität nicht verbergen. Immer
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