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07 - Ein Grab im Dschungel

07 - Ein Grab im Dschungel

Titel: 07 - Ein Grab im Dschungel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Timothy Stahl
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eben dieses Namens suchten.
    »Hohe Persönlichkeiten wurden in der Nähe von Cenotes beigesetzt, weil sie auch als Zugänge zur Unterwelt galten, in die Xibalbá. Man wollte ihnen den Weg dorthin verkürzen, wo sie Prüfungen und Kämpfe bestehen mussten, bevor sie zu den Göttern aufsteigen durften.«
    Abby neigte den Kopf. »Vielen Dank für den Unterricht.«
    Xavier lachte. »Ich bin eben stolz auf mein Land und teile seine Schönheit gerne mit anderen.« Er legte ihr den Arm um die Taille und zog sie zu sich. »Aber nur die Schönheit meines Landes«, raunte er ihr ins Ohr, und ihr lief ein Kribbeln über die Haut.
    Trotzdem entwand sie sich seinem Griff. »Komm, lass uns versuchen, das Grab wirklich heute noch zu finden.« Sie blies sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Er streckte die Hand aus und strich sie ihr hinters Ohr. Sie ergriff seine Hand und hauchte einen Kuss darauf.
    Wer weiß?, dachte sie. Vielleicht würde sie ja doch hierher zurückkehren …
    »Si«, sagte er. »Je kürzer der Tag, desto länger die Nacht.«
    Auch Diego de Landas weitere Angaben erwiesen sich nicht nur als exakt, sie waren auch beständig gegen den Lauf der Zeit gewesen: Felsnasen, eindeutig an Markierungen zu erkennen, die er darauf hinterlassen hatte; Regenläufe, die im Laufe der Zeit nicht verschwunden, sondern nur noch tiefer ausgewaschen geworden waren; dazu Entfernungsangaben in Schrittlängen, für die er einen mit Steinen markierten Maßstab zurückgelassen hatte.
    Und so fanden Abby und Xavier das Grab im Dschungel tatsächlich noch am selben Tag.
    ***
    Everglades-Nationalpark, Florida, vor 16 Jahren
    Tom wurde von beginnendem Regen geweckt, der ihm ins Gesicht tropfte. Jedenfalls dachte er das im allerersten Moment. Dann drangen die Schreie an seine Ohren!
    Er wusste sofort, wer da schrie, erkannte die Stimme von Red Oquendo. Aber, verdammt noch mal, er konnte nichts erkennen! Das Feuer war niedergebrannt, nur das glühende Holz gab noch einen schwachen roten Schein ab, in dem Tom sah, wie neben ihm Abigail McNeill aus ihrem Schlafsack sprang.
    »Bleiben Sie hier!«, rief Tom ihr zu, seinen historischen Colt mit den Perlmutt-Griffschalen in der Hand, und rannte los, stolperte in der Dunkelheit, fing sich, lief weiter.
    Die Schreie kamen aus der Richtung des Bootes. Im Näherkommen machte Tom schattenhafte, heftige Bewegungen aus. Als würde vor seinen Augen in flüssigem Teer gerührt. Genaues war unmöglich zu erkennen. Dass Oquendo darin verstrickt war, ließ sich nur anhand seiner Stimme feststellen.
    Dann konnte Tom die Umrisse des flachen, silbrigen Bootsrumpfes ausmachen. Die Bewegung – ein Kampf, ja, aber gegen wen oder was? – fand gute drei Meter links davon statt.
    Tom streckte den rechten Arm, richtete den Colt dorthin, wo Oquendo hoffentlich nicht war, und drückte ab. Der Schuss krachte und im sekundenbruchteilskurzen Widerschein des Mündungsfeuers glaubte Tom einen Blick auf etwas ungeheuer Großes und Massiges zu erhaschen, ohne es wirklich identifizieren zu können.
    Noch bevor das Echo des ersten Schusses verhallt war, feuerte Tom einen zweiten ab. Diesmal sah er im Mündungsblitz Oquendo, ganz kurz nur – und Gott sei Dank nur ganz kurz. Denn Tom sah vor allem Blut.
    Und dann war es vorbei. Die schwarz wogende Bewegung vor ihm hörte auf.
    Einen Moment lang gab er sich der Hoffnung hin, er könnte einen tödlichen Glückstreffer angebracht haben. Aber noch ehe diese Hoffnung Fuß fassen konnte, nahm er erneut eine massige, aber auch geschmeidige Bewegung wahr. Er hörte das Klatschen und Schwappen von Wasser – und dann nichts mehr.
    »Wo ist Red?«
    Abigails Stimme war ein kaum vernehmbarer Hauch. Tom spürte ihre Hand an seinem Arm.
    Er hielt sich nicht mit einer Antwort auf. Jetzt zählte jede Sekunde.
    Denn trotz des vielen Blutes, das er gesehen hatte – tot war Red Oquendo noch nicht gewesen!
    ***
    Isleif wartete auf die Rückkehr des Muttertiers. Was sollte er auch anderes tun? Er konnte die Alligatorin nicht aufhalten. Sie war schneller als er. Vor allem aber war sie wütend , weil sie sich jetzt wieder selbst versorgen musste.
    Für eine so lange Zeit hatte sie einfach auf der Insel bleiben können, die sie sich teilten, und war von ihrem Nachwuchs verköstigt worden. Nun, nach dem Tod des einäugigen Sohnes, war sie gezwungen, wieder selbst zu jagen. Kein leichtes Unterfangen, wenn man es jahrzehntelang nicht getan hatte, entsprechend träge geworden war und ein Tonnengewicht

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