Der Medicus von Heidelberg
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Die wichtigsten Personen in der Reihenfolge ihres Auftritts
Lukas Nufer
Magister der Künste und Medicus
Jacob Nufer*
Kaponenmacher, Lukas’ Vater
Elisabeth Alespachin*
Lukas’ Stiefmutter
Konrad Bindschedler
Prälat in Frauenfeld
Thérèse, vormals Resi
Lukas’ Jugendfreundin
Johann Heinrich Wentz*
Baseler Professor, Lukas’ Freund
Fischel Blau, »Pisculus Caerulus«
Jude, Lukas’ ältester Freund
Gertrud
Kutschenlenkerin, Bundschuh-Mitglied
Johann Ephraim Steisser
Zunftmeister aus Würzburg
Abeline Steisser
Steissers Frau
Odilie
Tochter Philipps des Aufrichtigen*, Lukas’ Geliebte
Adam Wernher von Themar*
Doktor beider Rechte, Lehrer Odilies
Hans Talacker von Massenbach*
Raubritter
Götz und Philipp von Berlichingen*
Ritter, Gefolgsleute Talackers
Ysengard
Schmied in Sinsheim
Mathilde Ysengard
Ysengards Frau
Hartmut
Isengards Geselle
Justus Rating de Berka
Professor der Medizin in Erfurt, Nachfahre des Amplonius Rating de Berka*
Anselmus Engelhuss
Magister der Künste, Lukas’ Feind
Faustus Jungius, »der Römer«
Barward Tafelmaker*
Tilman von Prüm
Martin Luther*
Hiob Rotenhan
Eobanus Koch*
Bursarier in der Georgenburse zu Erfurt
Meister Karl
Prosektor, Lukas’ Vertrauter und Gehilfe
Ulrich von Hutten*
Bursarier in der Georgenburse zu Erfurt
Eustach
Kärrner von Pesttoten
Muhme Lenchen
Eine alte Frau und Köchin
Hinz
Muhme Lenchens Ziehsohn
Lilott
Opfer des Beulenfiebers, Hinz’ Freundin
Hermann Koutenbruer*
Medizinprofessor in Heidelberg
Berthold Waldseer
Spitalmeister im Hospital am Kornmarkt
Rahel und Simon
Fischels Frau und Sohn
Rosanna
Kundige Frau im Hospital am Kornmarkt
Heddi
Hure in »Der gemeinen Frauen Haus«
Muttchen
Bordellmutter ebenda
Junker Christoph, der »Weiberfreund«*
Pommerscher Adliger, Odilies Ehemann
Und natürlich: Schnapp, der große treue Mischlingsrüde, der Lukas auf Schritt und Tritt folgt …
Die mit einem * gekennzeichneten Personen haben tatsächlich gelebt.
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Teil 1
Der Magister
Kapitel 1
Siegershausen, Kanton Thurgau,
24 . März bis 3 . April 1500
N ach drei Tagen und Nächten verstummten die Schreie meiner Stiefmutter. Das Kind in ihrem Leib, das allem Pressen zum Trotz nicht kommen wollte, hatte sie an den Rand des Todes gebracht. Weiß wie die Wand war sie, ihr Atem so flach wie ihr Puls. Mein Vater rannte vor ihrem Bett auf und ab und fluchte gotteslästerlich. Im Allgemeinen war er ein ruhiger, besonnener Mann, aber die Angst um seine Frau hatte ihn völlig außer Fassung gebracht. »Tut endlich was und steht nicht da wie die Ölgötzen!«, schrie er uns an. »Holt mir das Kind heraus!«
»Wo nichts zu machen ist, ist nichts zu machen, Nufer«, sagte der Mann neben mir. Es war Gotthard Iwein, der Bader aus Alterswilen, einem Nachbardorf.
»Fürwahr, er hat recht«, bekräftigte Alphons Wyss, der Wundarzt. »Willst du, dass wir dein Weib bei lebendigem Leibe aufschneiden? Abgesehen davon, dass es verboten ist und wir in Teufels Küche kämen, wenn wir’s täten, würde sie eines elendigen Todes sterben.«
»Ich will, dass das Ganze ein Ende hat!«
»Nun hör mal zu, Jacob Nufer.« Eine der herumstehenden Wehmütter stemmte die Hände in die Hüften. »Das Kind hat eine Steißlage, ich hab’s dir schon gesagt. Wir haben mindestens ein Dutzend Mal versucht, es zu drehen, damit der Kopf nach unten zeigt, wie sich’s gehört. Aber es geht nicht. Das Becken ist zu eng. Es ist, als wär’s da drinnen eingemauert. Da hilft alles Fluchen nichts, nur Warten und Gottvertrauen.«
Die anderen Wehmütter und ein paar Nachbarinnen nickten einträchtig.
Vater war stehen geblieben. »Das ist mir zu wenig«, knurrte er. Er stieß den nutzlos gewordenen Gebärstuhl beiseite und trat an das Bett meiner Stiefmutter. Seine Hand strich über ihre schweißnasse Stirn. Sie zeigte keine Regung. Nur ihre geschlossenen Lider flatterten leicht. »Elisabeth«, flüsterte er heiser, »ich schwöre beim Heiland, dass ich dir helfen werde, und wenn’s das Letzte ist, was ich auf dieser Welt tue.« Dann stürmte er aus der Stube.
Wir anderen schauten ihm betreten nach. Er tat uns leid in seinem Schmerz. Fast so leid wie Elisabeth Alespachin, seine zweite Frau, meine Stiefmutter. Er hatte keine Kosten und Mühen gescheut, damit sie ihr erstes Kind ohne Komplikationen gebären könnte, hatte nicht weniger als dreizehn kundige Köpfe um sie herum versammelt und musste trotzdem mit ansehen,
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