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07 - Ein Grab im Dschungel

07 - Ein Grab im Dschungel

Titel: 07 - Ein Grab im Dschungel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Timothy Stahl
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Vorwurf nicht verkneifen. »Warum mussten Sie dieses Riesending denn unbedingt mitnehmen?«
    »Verbandszeug«, sagte sie. »Und halten Sie Ihr Riesending woanders hin.« Sie stupste den Lauf seines Revolvers beiseite wie etwas Ekliges.
    Stimmt – sie mag ja keine Waffen. Tom drehte sich um, ging weiter, rief wieder nach dem Ranger, lauter diesmal, weil das Rauschen des Regens seine Stimme inzwischen zu übertönen drohte. »Red! Können Sie uns hören? Wo sind Sie? Oquendooo!«
    » Reeed!«, schrie auch Abigail.
    »Hier …«
    Sie blieben stehen. »Haben Sie das auch gehört?«, fragte Abigail.
    Tom nickte. Oquendo konnte nicht weit sein. Der Regen war so laut, seine Stimme schwach; sie würde nicht weit tragen …
    »Da!«
    Das Licht von Toms Lampe stanzte weiße Löcher in die Finsternis, und in einem davon erschien Red Oquendos Gesicht, blass, die Linien darin tief wie Gräben, die Augen dunkel unterlaufen. Aber er kniff sie zusammen, als der Lichtstrahl ihn traf. Er lebte.
    Tom sah sich kurz um. Oquendo lag auf einer kleinen Lichtung im Gestrüpp. Im Scheinwerferlicht schimmerte es hier und da weiß auf dem Boden.
    Knochen.
    Diese Lichtung war das Esszimmer des Ungetüms. Oder seine Speisekammer, in der auch einmal etwas gelagert wurde, bis es angefault war.
    »Wo ist der Alligator?«, fragte Tom, als er neben dem Ranger kniete.
    »Keine Ahnung«, stöhnte Oquendo, den Armstumpf mit der unversehrten Hand umklammert und an die Brust gepresst.
    Abigail wollte anfangen, in ihrem Rucksack zu kramen.
    »Sie können ihn auf dem Boot versorgen«, sagte Tom. »Erst mal müssen wir von hier verschwinden.«
    »Zu spät«, flüsterte Abigail.
    Sie hörten es alle drei gleichzeitig – erst das Knistern im Gesträuch, das lauter wurde, näher kam, zum Brechen und Bersten wurde, und dann blitzten auch schon fingerlange, gelblich weiße Zähne in einem Maul, das so weit aufgerissen war, dass ein Junge bequem darin hätte stehen können …
    Ein sonderbarer Vergleich, der Tom nur deshalb in den Sinn kam, weil in diesem Moment der Junge vor den Riesenalligator hintrat – und ihm mit ausgestrecktem Arm Einhalt gebot!
    Tom sträubten sich die Nackenhaare, als das Unglaubliche geschah: Das riesige Tier stoppte in seiner Vorwärtsbewegung, schien den Jungen grimmig zu fixieren, klappte dann aber sein Maul zu und blieb, wo es war.
    Der weißblonden Jungen aber wandte sich zu ihnen um und gebot ihnen mit einer Macht in der Stimme, die keinen Widerstand duldete: » Verschwindet!«
    ***
    Yucatán, Mexiko, Gegenwart
    »Wie gesagt, ich habe viel mit Tom erlebt, das mit Geld nicht zu bezahlen ist«, erinnerte Xavier Soto an seine Worte in der Bar in Campeche. »Aber damit«, er hielt Abby den aufgeklappten Armreif vor die Nase, »kann er zumindest einen Teil seiner Schulden bei mir begleichen.«
    »Wovon redest du?«, fragte Abby. Zum einen, weil sie es wirklich wissen wollte, zum anderen, um das Gespräch in Gang zu halten. Solange Xavier redete, würde er nichts anderes tun – wie zum Beispiel ihr den Hals durchschneiden.
    Einen kaltblütigen Mörder konnte sie in ihm einfach nicht sehen, nicht nur wegen der vergangenen Nacht. Andererseits … sie war in ihrem Leben – im Leben mit Tom, natürlich – schon dem einen oder anderen kaltblütigen Mörder begegnet, und nur die wenigsten von ihnen hatten auch wie einer ausgesehen …
    Xavier lachte humorlos auf. »Gar nicht mal weit von hier«, sagte er, »habe ich vor ein paar Jahren einen richtigen Schatz gefunden, zusammen mit Tom. Piratengold. Das Zeug hätte uns reich machen können.«
    »Hat es aber nicht.« Wenn Abby eines wusste, dann, dass Tom nicht reich war.
    »Nein.« Xavier schnaubte wütend. »Weil dein verdammter Exmann den Kram unbedingt in ein Museum schaffen musste. Wenn wir den Krempel auf dem Schwarzmarkt verscheuert hätten, müssten wir uns beide seit Jahren nicht mehr die Hände schmutzig machen.«
    »Du glaubst doch nicht ernsthaft, dass du von Tom ein Lösegeld erpressen kannst?« Abby war fast zum Lachen zumute. Aber angesichts der Messerspitze, die sich schmerzhaft in das Grübchen unter ihrer Kehle drückte, eben nur fast.
    »Lösegeld?« Xavier musterte sie ehrlich verdutzt. »Für dich?«
    »Und dafür.« Abbys Blick wanderte zu dem Armreif in seiner Hand.
    »Nein, ich habe nicht vor, Tom dieses schöne Stück zum Kauf anzubieten. Ich weiß, dass er kein Geld hat. Jedenfalls nicht so viel, wie ich mit unserem Fund hier verdienen kann, wenn ich mich an

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