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City Crime – Vermisst in Florenz

City Crime – Vermisst in Florenz

Titel: City Crime – Vermisst in Florenz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schlüter
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Hilferuf!

    Eine gelbe, eine weiße, eine schwarze, eine graue, eine blaue und noch zwei schwarze, die alle eindeutig nicht zusammengehörten. Finn schaute auf die Socken, die er auf seinem Bett aufgereiht hatte, und seufzte. Nur Einzelstrümpfe!
    Er hatte ja gleich keine Lust gehabt, bereits jetzt zu packen. Bis zur Abreise war noch eine ganze Woche Zeit! Aber seine Mutter hatte gesagt, er solle »schon mal seine Sachen zusammensuchen«. Suchen! Genau darauf lief es hinaus.
    Finn öffnete die Tür seines Zimmers und brüllte durch die Wohnung: »Mama? Ich finde meine zweiten Socken nicht!«
    Die Antwort kam aus dem Badezimmer: »Was für zweite Socken?«
    Finn erklärte das Problem.
    »Dann musst du halt verschiedenfarbene tragen!«, rief seine Mutter.
    Finn schloss die Tür seines Zimmers, zuckte einmal kurz mit den Schultern und rollte jeweils zwei Socken ineinander. Eine schwarze blieb übrig.
    ›Noch eine Woche Zeit!‹, ging es ihm wieder durch den Kopf. Erst dann würde er seinen Vater und seine Schwester Joanna in Florenz besuchen. Seit einem halben Jahr wohnten die beiden dort. Mama und Papa hatten sich zuvor mal wieder gestritten und wie meistens war es dabei auch ums Geld gegangen. Finns Vater arbeitete als Kunstmaler, was ihm bei allen Freunden und Verwandten große Bewunderung einbrachte. Außer bei Finns Mutter. Denn Finns Vater konnte zwar wirklich hervorragend malen und zeichnen, das bezweifelte auch Finns Mutter nicht, nur fand er für seine Bilder leider nie irgendwelche Käufer. In der Folge war Papa ständig pleite, Mama musste das Geld allein verdienen. Und schon gab es wieder Zoff zwischen den beiden.
    Da traf es sich gut, dass Finns Vater vor einem Jahr ein Stipendium in Florenz angeboten worden war. Stipendium bedeutete: ein Jahr lang ein regelmäßiges Einkommen! Es hieß aber auch: ein Jahr Trennung zwischen Mama und Papa.
    »Der Abstand wird uns guttun«, hatte Mama gefunden.
    »Abstand« kannte Finn von der Autobahn. Den musste man einhalten, damit ein Wagen nicht auf den anderen knallte. Vielleicht war es bei seinen Eltern ähnlich. Wenn sie sich zu nah kamen, führte das auch leicht zu einem Crash.
    Joanna hatte sofort entschieden, zusammen mit Papa nach Florenz zu ziehen. Joanna liebte Papas Bilder. Und noch mehr liebte sie sein Atelier, weil sie selbst gern malte. Gesagt aber hatte sie: »Dort kann ich Italienisch lernen!«
    Mama hielt es für übertrieben, mit dreizehn Jahren schon Italienisch lernen zu wollen, und fand, Joanna solle sich doch lieber erst mal auf Englisch und Französisch konzentrieren. Doch auch dafür hatte sich Joanna eine Antwort parat gelegt: »Als Jugendliche lernt man Sprachen viel leichter als ein Erwachsener!«
    Genau das hatte Mama auch schon mal in einer Zeitschrift gelesen. Dort hatte zwar gestanden, dass man als Kind am leichtesten lerne, doch so weit ging dann Joannas Durchsetzungswille doch nicht, dass sie sich deshalb als Kind bezeichnet hätte. Immerhin war sie fast vierzehn, wie sie bei jeder Gelegenheit betonte. Das Argument genügte auch so. Mama hatte zugestimmt. Joanna hatte schon immer gewusst, wie sie bekam, was sie wollte. Das musste Finn ihr lassen.
    So waren Papa und Joanna also vor einem halben Jahr nach Florenz gezogen. Und bisher war immer etwas dazwischengekommen, wenn sie sich besuchen wollten. Entweder hatten Finn oder Joanna keine Ferien, oder Mama wegen ihrer Arbeit keine Zeit, oder die Flüge waren gerade zu teuer, oder Mama und Papa hielten es für richtig, sich noch nicht zu besuchen, oder Ähnliches. Doch jetzt stand endlich der erste Besuch an. In einer Woche würde Finn gemeinsam mit seiner Mutter nach Florenz fliegen. Er freute sich bereits riesig darauf.
    Finn setzte sich an seinen Computer. Vielleicht hatte sich Joanna überlegt, was sie zusammen in Florenz unternehmen konnten, und ihm eine Mail geschickt? Regelmäßig mailten und chatteten die beiden. Nur in den letzten drei Tagen war keine Nachricht von Joanna mehr gekommen, was Finn als höchst ungewöhnlich einstufte. Voller Hoffnung öffnete er sein Mailprogramm. Und tatsächlich, Joanna hatte geschrieben! Doch bevor er die Mail lesen konnte, ging die Tür seines Zimmers auf und seine Mutter steckte den Kopf herein.
    »Und? Gefunden?«, fragte sie.
    Finn drehte sich zu ihr um. »Hä? Was gefunden?«
    »Deine zweiten Socken!«, erinnerte sie Finn an seine Suche.
    Finn zeigte auf die zusammengerollten Socken auf seinem Bett. »Du hast doch gesagt, ich soll verschiedene

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