0703 - Jagd der Outsider
Grasboden und sah flüchtig einen Schatten hinter sich. Emotionslos gab sie zu, daß Jocelyn sie getäuscht hatte.
Er war hervorragend und besaß seinen Ruf zu Recht.
Plötzlich fühlte sie den Stich der kalten Angst. Sie wollte noch nicht sterben. Sie feuerte vom Boden aus hinter der Silhouette her, dann sprang sie auf und spurtete im hellen Morgenlicht auf den kleinen Verschlag zu, hinter dem sich die Antigravschalen verbargen. Sie schaltete das Schutzfeld aus.
Sekunden später hielt sie sich mit einer Hand auf dem tropfenförmigen, konkav gewölbten Flugkörper fest, der augenblicklich schräg in den Himmel stieg. Als Crystal ihren Kopf über den Rand schob, sah sie fünfzig Meter unter sich den Specht neben dem Schwimmbecken stehen. Er hielt seine Waffe in der Hand und gab einen Schuß nach dem anderen ab.
„Und jetzt, Specht, werde ich dich von Ast zu Ast jagen!"
versprach Crystal grimmig.
Sie zog sich über den Rand der Plattform, zielte bedächtig und feuerte dann in Abständen von einer halben Sekunde. Der erste Strahl schlug dicht neben Jocelyn ins Wasser und ließ eine Säule kochenden Dampfes entstehen. Dann sprang eine dunkle Gestalt im flatternden Bademantel aus der Wolke und rannte auf die nächste Deckung zu.
Jeder Schuß kam dem beweglichen Ziel näher. Jocelyn sprang und rannte im Zickzack über die Terrasse und suchte das Dach zu erreichen. Mit winzigen Steuerimpulsen dirigierte das Mädchen die offene Schale tiefer und zielte genauer.
Noch dreißig Meter!
Jocelyn blickte über die Schulter schräg nach oben und sah die Antigravplattform näher kommen. Er rannte auf ein Fenster zu und setzte zum Sprung an. Kalt und berechnend feuerte Crystal. Der Schuß traf die Scheibe, zerfetzte sie in tausend Bruchstücke, und Jocelyn warf sich mit einem gewaltigen Hechtsprung vorwärts durch die Wand aus Splittern und Flammen.
„Jetzt habe ich dich!" murmelte Crystal. Sie fühlte keinerlei Bedauern über die ruinierte Wohnung. Sie wollte Jocelyn töten, und er würde sich in den Räumen selbst fangen. Der Schutzschirm baute sich auf.
Auch ihre Schale setzte zum Sturzflug an, schoß durch den leeren Rahmen und landete im Wohnraum.
Aber Crystal hatte sich längst fallen lassen, rollte sich auf dem Teppich ab und stand plötzlich wieder in Angriffshaltung da, die Waffe in der Hand.
Als sie das zischende Geräusch einer Schlinge hörte, fuhr sie herum und schoß. Aber der Schuß röhrte zum zerstörten Fenster hinaus. Ihre Hand schlug willenlos gegen den Schalter und desaktivierte das Schutzfeld völlig. Die Waffe beschrieb einen Bogen in der Luft und landete krachend in den Scherben. Aber Crystal packte das dünne Seil, riß hart daran und fintete zur Seite.
Sie sprang Jocelyn an wie eine Katze, griff nach seiner Waffe und mußte sie fallen lassen, als sein Handkantenschlag ihr Gelenk traf. Sie schrie leise auf. Dann versuchte sie, seine Augen mit den gestreckten Fingern auszustechen, aber er war schneller als sie.
Das Seil wirbelte durch die Luft. Sie konnte nur durch schnelle Griffe verhindern, daß sich die Schlinge um ihren Hals legte.
Sie kämpften schweigend und mit der Wut von Raubtieren.
Faustschläge krachten und wurden von Konterschlägen abgefangen. Beine zuckten hoch, Körper bogen sich, dann riß Crystal Jocelyn am Seil nach vorn und schlug mit der Faust in seinen Nacken.
Er sackte zusammen, umklammerte ihre Knie und warf sich zur Seite. Crystal krachte zu Boden. Jocelyn warf sich über sie und griff nach dem Messer, das in einem federnden Band an seinem Unterschenkel steckte.
Dann schrie er auf, als sich ihr Knie in seinen Magen bohrte.
Sie schaffte es, ihm das Messer aus der Hand zu winden und zur Seite zu schleudern. Dann kniete er auf ihren Armen. Sein Gesicht war ganz nahe an ihrem Kopf. Beide atmeten in keuchenden Stößen. Die Gesichter waren schweißüberströmt.
„Es ist schade, dich zu töten!" sagte er plötzlich. Sie wußte, was jetzt kommen würde.
„Du bist ein schlechter Mörder!" keuchte sie auf.
Sein Griff, mit dem er ihren Kampfanzug aufriß, war hart und schmerzend.
2.
Die Gesichter, in die er schweigend blickte, waren richtig. Die richtigen Gesichter der richtigen Männer an den richtigen Stellen - hart und kantig, klug und ohne Rücksicht, gesund und ohne die kränkelnde Blässe, die Unzufriedenheit erkennen ließ.
Unzufriedenheit mit den herrschenden Umständen.
Alle diese Männer, die rund um den Konferenztisch saßen und Reginald Bull
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