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072 - Auf Leben und Tod

072 - Auf Leben und Tod

Titel: 072 - Auf Leben und Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael J. Parrish
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Mogoolenstämme, der auf seinem Yakk an der Spitze einer ansehnlichen Streitmacht von vierhundert Reitern und Fußsoldaten ritt, war ein hünenhafter Mann, über dessen rechtem Auge eine Narbe verlief. Ein aufsässiger Unterführer hatte sie ihm vor langer Zeit beigebracht und dafür mit dem Leben bezahlt.
    So wie auch jeder andere sein Ansinnen mit dem Leben bezahlen würde, sich zum Herrscher aller Mogoolen aufschwingen zu wollen - sowohl jener, die es mit den alten Göttern hielten, als auch jener, die sich mit den neuen Göttern verbündet hatten und zu deren Sklaven geworden waren.
    Voller Verachtung blickte Kublai Koruun hinab auf das Kriegslager. Für ihn stand fest, dass seine Stämme die wahren Herren dieses Landes waren und dass ihm als einzigem die Herrschaft zustand. Golkhan und seine Horden waren nichts als Feiglinge, Götter Sklaven, die sich dem Willen einer fremden Macht unterworfen hatten.
    Für eine solche Religion hatte Koruun nichts übrig.
    Für ihn stand fest, dass es Götter gab, die über den Sterblichen standen und die Katastrophen wie die große Finsternis schickten. Aber gleichzeitig waren sie träge und gleichgültig und es kümmerte sie nicht, was die Menschen taten.
    Sein Schicksal entschied ein Mann allein mit seinem Schwert und der Kraft seiner Muskeln - alles andere war törichtes Geschwätz.
    Aus diesem Grund zweifelte Kublai Koruun nicht daran, wie die Begegnung ausgehen würde. Nach Generationen langen Kämpfen würde der Streit zwischen den Stämmen ein für allemal entschieden werden, und Koruuns Mogoolen würden den Sieg davontragen, davon war der Häuptling überzeugt.
    Die Sache war nur, dass seine Unterführer seine Überzeugung nicht zu teilen schienen.
    »Was hast du, Barm?«, erkundigte sich Kublai Koruun mit skeptischem Blick bei dem Mann, der neben ihm auf einem Yakk saß und skeptisch auf das Lager blickte.
    »Ich weiß nicht, Kublai.« Barm, ein stämmiger Hüne, der wie alle Unterführer Kleidung aus Yakk-Fell mit einer Rüstung aus Leder darüber trug, verzog seine wettergegerbten Züge. »Die Sache gefällt mir nicht.«
    »Nicht wir, sondern Golkhan und seine Ostmänner haben um diese Begegnung gebeten«, brachte Koruun in Erinnerung.
    »Genau das meine ich. Es könnte auch eine Falle sein.«
    »Hast du Angst ?« Koruun hob eine Braue. Die Narbe über seinem Auge zog sich dabei ebenfalls hoch, sodass sein Blick noch prüfender wurde.
    »Natürlich nicht!« Barrn spuckte aus.
    Seine empörten Züge verrieten, dass er nur mühsam an sich halten konnte.
    Hätte ihn ein anderer dieser größten aller Schanden bezichtigt, hätte er ihn auf der Stelle getötet. Kublai Koruun war der Einzige, von dem er sich eine Schmach wie diese gefallen ließ. Wenn auch nur widerwillig…
    »Du weißt, was dich erwartet, wenn es zur Begegnung kommt?«, fragte der Häuptling nach.
    »Ich weiß es.« Barrn nickte. »Das ist es nicht, was mir Sorgen macht, Häuptling. Sie sind es, die mich sorgen. Die anderen. «
    »Ich weiß«, sagte Kublai Koruun nur.
    »Ich habe welche gesehen, die nur ein Auge hatten. Und andere, die das Maul eines Tieres besaßen. Das ist der Grund, weshalb viele diese ledernen Masken tragen.«
    »Ich weiß«, wiederholte Kublai Koruun.
    »Und doch sind sie unsere Brüder, Barrn. Sie sind aus dem gleichen Volk hervorgegangen, das auch uns hervorgebracht hat. Sie sind Mogoolen wie wir, deshalb haben sie um dieses Treffen gebeten. Sie sind des Kampfes müde und wollen eine Entscheidung nach altem Brauch und alter Sitte.«
    Der Unterführer schnitt eine Grimasse, machte kein Hehl daraus, dass er die Meinung seines Anführers nicht teilte.
    In seinen Augen waren die Ostmänner keine Mogoolen mehr, nicht einmal Menschen. Sie waren entartet, hatten sich dem Willen fremder Götter gebeugt und unterworfen, wofür er nichts als Verachtung empfinden konnte.
    »Ich weiß, was du denkst«, sagte Koruun, und ein listiges Lächeln umspielte die Züge des Mongolenführers. »Auch ich verachte sie, Barrn. Das ist der Grund, weshalb wir hier sind. Wir müssen ihnen beweisen, dass wir ihnen und ihren falschen Göttern überlegen sind, ein für alle Mal.«
    »Und… wenn wir das nicht können?« Barrn hatte seine Stimme gesenkt, damit die anderen Unterführer, die den Tross des Häuptlings begleiteten, ihn nicht hörten. Er hatte keine Lust, noch ein Mal der Feigheit bezichtigt zu werden. »Wenn es doch eine Falle ist? Wenn sie uns nur herbestellt haben, um uns zu

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