0722 - Böser Zauber in Montmartre
Nicht nur ihn allein suchte ich. Es ging auch um eine Frau. Sie hieß Yannah und schien eine Person zu sein, die selbst der Teufel fürchtete. Ich hatte in diesem Bistro die dunkelhäutige Bedienung nach Yannah gefragt, und der Erfolg war, dass man mir die Klinge in den Nacken setzte. Ansonsten tat sich nichts.
Ich räusperte mich, bewegte den Kopf dabei ein wenig nach vorn, doch die Klinge folgte mir. Ich vernahm auch ein böses Zischen und nahm wieder die alte Position ein.
»Was soll das?«, fragte ich und sprach laut, weil ich die Musik übertönen wollte.
»Du wirst aufstehen.«
»Bon - und dann?«
»Wirst du zusammen mit mir dieses Bistro verlassen.«
»Das habe ich gehört.«
»Solltest du versuchen, dich dumm zu bewegen, werde ich sofort zustechen oder schießen. Ich habe beides. Ein Messer und eine Pistole. Ich hoffe, du richtest dich danach.«
»Ich kenne das Spiel.«
»Dann steh auf!«
Als ich mich in die Höhe drückte, verschwand der Druck der Klinge aus dem Nacken. Nicht dass sich meine Chancen deshalb verbessert hätten, denn ich dachte an die Schusswaffe des Unbekannten. Geblufft hatte er sicherlich nicht.
Die übrigen Gäste hatten nichts bemerkt. Sie waren einfach zu sehr mit sich selbst beschäftigt, denn die drei Musiker brachten eine tolle Stimmung, und Luisette, die Bistro-Inhaberin, dirigierte mit beiden Händen. Sie warm Topform.
Ich drehte mich nach rechts.
Der Kerl stand vor mir. Zum ersten Mal konnte ich ihn anschauen und blickte auch auf die Waffe mit dem aufgesetzten Schalldämpfer, die er in der rechten Hand und dabei ziemlich tief hielt, sodass die Mündung auf meinen Bauch zeigte.
Ich suchte eine Frau mit grellroten Punkhaaren, obwohl man diese Yannah nicht als Punkerin bezeichnen konnte. Dieser Typ passte eigentlich zu ihr, auch wenn er nicht das gleiche Outfit zeigte.
Er trug eine nicht geschlossene Lederjacke, Handschuhe, ein bemaltes Hemd und eine Lederhose.
Blieb noch der Kopf. Seine wenigen Haare wuchsen in der Mitte und sahen aus wie ein Kamm.
Rechts und links davon war der Schädel frei und kahl rasiert.
Sein Gesicht war glatt wie Marmor. Fast schon unnatürlich. Da leuchtete kein Pickel, da sah ich nicht den Ansatz eines Bartschattens, dafür wirkte es beinahe klinisch sauber.
So eine Type war mir auch noch nicht unter die Augen gekommen. Die Lippen schimmerten in einem natürlichen Rot, sie waren dick, und der gesamte Ausdruck um den Mund herum zeigte eine Spur von Ekel, als würde die Welt diesen Kerl anwidern.
Über den dunklen Augen sahen die Brauen aus wie gezeichnet, und plötzlich zuckte sein linker Arm hoch.
Ich sah das Messer, beugte mich zurück, weil ich befürchtete, dass mir die Klinge eine Narbe über das Gesicht ziehen würde, aber der Kerl hatte etwas anderes vor.
Dicht vor meinem Gesicht kam die Klinge zur Ruhe. Für einen winzigen Moment strahlte die Klinge beinahe so auf wie mein Kreuz, wenn ich es aktivierte, dann zuckte ein Blitz vor der Spitze weg bis zu seiner anderen Hand, in der er die Waffe hielt.
Dieser Vorgang blendete mich, mein Kopf zuckte zurück, ich hörte das Lachen.
Mehr passierte nicht.
»Wer immer dich geschickt hat, wahrscheinlich war es sogar der Teufel, er wird mit uns zu rechnen haben.«
»Mich hat kein Teufel geschickt!«
Seine Augen glotzten mich kalt an. »Das müsstest du beweisen. Und es wird dir schwer fallen.«
»Ich will mit Yannah reden.«
»Sie aber nicht mit dir.«
»Akzeptiert. Dann soll sie mir das aber selbst sagen, hast du gehört? Sie soll es mir…«
»Hör auf, verdammt noch mal! Hör endlich auf! Es ist mein Spiel, nicht das deine. Ich bestimme, was hier geschieht. Ich bin derjenige, der hier die Zeichen setzt. Nicht du!«
»Und was soll ich tun?«
»Geh hier raus.«
»Ja, natürlich.«
Der andere machte es spannend. Er drehte sich an mir vorbei, bis er in meinem Rücken stand. Ich spürte den Druck der Waffe an der Hüfte und, dachte daran, die Chance zu nutzen. Mit einem blitzschnellen Ellbogencheck hätte ich sie aus der Richtung bekommen.
Leider befanden wir uns in einem sehr gut gefüllten Lokal. Wenn der Mann in einem Reflex noch den Stecher durchzog, dann konnte die Kugel durchaus eine unschuldige Person treffen, und das wollte ich auf keinen Fall riskieren.
Wir bewegten uns auf den Ausgang zu. Wenn uns jemand sah, musste er uns für Freunde halten, die dicht nebeneinander hergingen und irgendetwas ausheckten.
Wir hatten Glück. Auch am Ausgang trafen wir mit keinem Gast
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