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0722 - Eiswind der Zeit

0722 - Eiswind der Zeit

Titel: 0722 - Eiswind der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M.H. Rückert
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gewohnt. Einige würden bestimmt ohne zu Zögern versuchen, dich mit Gewehren anzugreifen, weil sie Angst vor dir bekommen oder dich für den Verursacher dieser Mordfälle halten. Ich brauche dich eher hier als stille Reserve. Du sollst nur dann eingreifen, wenn wir wirklich nicht mehr weiter wissen. Davon abgesehen, wenn uns Gryf per zeitlosem Sprung helfen muss, geht das nicht, denn er kann nur zwei Lebewesen gleichzeitig transportieren, nämlich Nicole und mich.«
    »Das ist gemein!«, maulte der Jungdrache. »Immer wenn es interessant wird, heißt es entweder Fooly, du kannst das jetzt nicht oder das geht nicht oder du machst alles kaputt. Selbst wenn keins dieser drei Argumente stimmt. Ist ein Drache denn weniger wert als ein Mensch?«
    Dann legte er den Kopf ein wenig schräg und lachte ganz überraschend. »Aber du hast selbst zugegeben, dass ich besser bin als ihr alle drei zusammen.«
    »Ach ja?« Zamorra kratzte sich ratlos am Hinterkopf. »Ich kann mich überhaupt nicht daran erinnern… Was soll ich denn schon wieder einmal von mir gelassen haben?«
    »Na klar, du hast gesagt: Du sollst nur dann eingreifen, wenn wir wirklich nicht mehr weiter wissen. Ha, da hast du den Beweis, Chef! Zamorramund tut Wahrheit kund.«
    »Drachenlogik«, stöhnte Zamorra. »Nicole, lege bitte schnell das Bild in den Tresor, damit wir mittels Regenbogenblumen nach Baton Rouge kommen. Der will mich doch tatsächlich mit meinen eigenen Worten schlagen…«
    ***
    Der Magier weckte den Windball aus der Stasis. Er bemerkte voller Ärger, dass seine Schöpfung leicht instabil geworden war.
    »Das darf gerade jetzt nicht passieren«, zischte er leise, während sich seine Hände öffneten und schlossen, als wollte er jemanden damit erwürgen. »Sonst war alles umsonst.«
    Sein Gesicht rötete sich vor Zorn. Er schloss die Augen, um sich zu konzentrieren, der halbmaterielle Zustand musste wieder hergestellt werden, bevor sich der Eiswind verflüchtigte. In diesem Fall hätte er in seine Welt zurückgehen müssen, um das grausige Phänomen erneut zu erschaffen.
    Nach wenigen Minuten stärkster Konzentration hatte er es dank seiner magischen Fähigkeiten vollbracht, seine Schöpfung war wieder stabil.
    Diese kurze Zeitspanne hatte genügt, seine Unsichtbarkeit wieder aufzuheben. Einige wenige Passanten konnten ihn nun sehen. Kaum einer dachte sich etwas dabei, einen Mann mit beschwörenden Handbewegungen auf einer Parkbank sitzen zu sehen, zu viele harmlose Spinner gab es in einer solchen Stadt. Mit dem Gesprächsthema des Tages brachte ihn niemand in Verbindung.
    Nur Judith Durham, die Notärztin, die mit dem Fahrer Dale zu ihrem Einsatzfahrzeug ging, konnte von ihrem Wagen aus bewusst erkennen, wie der Meister aus einem farblosen Nichts einen hellblauen Ball werden ließ.
    Sie stieß dem Fahrer in die Seite. »Dort vorne, Dale, siehst du das auch?«, fragte sie atemlos. Da verblassten sowohl der Magier, der den Verlust seines Schutzes bemerkt hatte, als auch seine Schöpfung. Er hatte sich wieder unsichtbar gemacht, und diesmal hatte er den Eiswind magisch mit eingewoben.
    »Ich glaubs nicht«, stöhnte Dale mit weit offenen Augen. »Da saß doch vor zwei Sekunden noch einer auf der Bank!«
    Sie fasste ihn am Arm. »Dale, das glaubt uns kein Mensch. So mir nichts, dir nichts kann niemand verschwinden. Das geht nicht mit rechten Dingen zu.« Ihr Blick schien ihn durchdringen zu wollen.
    »Verschwinden wir, Dale«, stieß sie atemlos hervor, »Weg von hier, bevor es auch uns erwischt.«
    »Ich glaube, du hast recht«, sagte Dale, dem das Geschehen der letzten zwei Stunden unheimlich war. Er hielt seine Unterarme wortlos vor Judiths Gesicht. Sie sah, dass sich die Härchen an seinen Armen aufgerichtet hatten.
    »Ich habe ein Angstgefühl, das ich mir selbst nicht erklären kann«, bekannte er mit heiserer Stimme während des Einsteigens. »Ich will nur weg von hier.«
    »Mir geht es ebenso«, erklärte sie, als sie sich auf den Beifahrersitz fallen ließ.
    Sie blickte noch einmal zu der Parkbank - und konnte trotzdem niemanden dort erkennen.
    Dale drehte mit zitternden Händen den Zündschlüssel im Schloss herum, er trat das Gaspedal bis zum Anschlag, ließ die Reifen durchdrehen und hinterließ dabei Gummiabrieb auf dem Asphalt.
    ***
    Der Magier hatte die beiden im Notarztwagen bemerkt, als er gerade dabei war, sich wieder unsichtbar zu machen. Er überlegte kurz, ob er sie als nächste Opfer nehmen sollte, verwarf diesen Gedanken aber

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