0722 - Eiswind der Zeit
immer stärker zu rotieren und formte sich von einer Kugel zu einer Windhose, bis er fast Mannslänge erreicht hatte. Auf eine Handbewegung hin, die gekoppelt war mit einem Gedankenbefehl, setzte sich die Windhose in Bewegung.
Direkt auf Zamorra und seine Begleiter zu.
»Aufpassen«, warnte Nicole, »die Windhose darf uns nicht berühren!«
Zamorra und Nicole sprangen jeder auf eine andere Seite, damit der Spiegelweit-Magier sich für einen von beiden entscheiden musste, der Silbermond-Druide entkam dem Eiswind dadurch, dass er den zeitlosen Sprung vollführte, der ihn direkt hinter den Spiegelwelt-Zamorra brachte.
Dieser ließ sich dadurch nicht beirren und lenkte seine Waffe auf Zamorra zu. Den wollte er als Ersten ausschalten.
»Du siehst genauso schlecht aus wie beim letzten Mal, Zamorra«, höhnte der Schwarzmagier aus der Spiegelwelt.
»Du hattest damals mehr Glück als Verstand - wie so oft. Aber wie du siehst, habe ich den Weg in deine Welt gefunden, ohne dass du mir den Trick verraten musstest.«
Wie oft hatte er schon versucht, in die Dimension seines Pendants zu gelangen. Er wusste zum Glück nicht, dass er es viel einfacher hätte haben können, um über die Regenbogenblumen, die im Kuppeldom von Château Montagne standen, hierher zu gelangen. Bei ihrem Besuch in der Spiegelwelt hatten Nicole und Zamorra festgestellt, dass man die beiden Châteaus unterscheiden konnte, wenn man sich auf die unterschiedlichen Autos konzentrierte. Während sie in ihrer Welt Cadillac und BMW fuhren, besaßen die Doppelgänger einen Lamborghini und einen Golf.
In beiden Welten hatte Zamorras Vorfahre Leonardo de Montagne ein wahres Labyrinth von Gängen und Kammern in den gewachsenen Fels unterhalb des Châteaus treiben lassen. Schwarze Magie war damals ebenso im Spiel gewesen wie die Arbeitskraft unzähliger Sklaven, die nach dem Bau einfach ermordet wurden.
In der Gegenwart wurde nur ein geringer Teil der unterirdischen Anlagen genutzt, wie etwa der Kuppelraum mit den Regenbogenblumen. Die meisten hinteren Gänge waren unerforscht, trotz mehr als siebenundzwanzig Jahren, die Zamorra das Château im südlichen Loire-Tal nun schon sein Eigen nannte.
Zamorra hielt den Dhyarra fest in der Hand, er musste sich konzentrieren, um einen Schutzschild um sich herum zu erschaffen. Nicole erstellte auf die gleiche Art einen Schutz um sich herum. Gryf blieb einige Meter hinter dem Spiegelwelt-Zamorra stehen und wartete bewegungslos ab, was dieser als Nächstes unternehmen wollte.
Die Windhose wurde größer, sie maß jetzt fast zwei Meter in der Höhe, war nur noch wenige Meter von Zamorra entfernt und bewegte sich quälend langsam auf den Parapsychologen zu.
»Das hier ist mein Freund, Zamorra«, verriet der Spiegelwelt-Zauberer mit höhnischem Lächeln. »Ich glaube nicht, dass du ihm etwas entgegenzusetzen hast.«
»Was soll das«, fragte Zamorra, um Zeit zu gewinnen. So lange sein Ebenbild sprach, konnte er sich nicht auf den Angriff konzentrieren. Er verriet mit keiner Miene, dass Gryf hinter seinem Gegenpart stand.
»Ja, Seigneur Zamorra, da staunst du, was? Das ist das Tagesgespräch heute weltweit. Das solltest du wissen, denn wenn du keine Nachrichten gehört hättest, wärest du nicht hier! Oder willst du mir weismachen, dass du rein aus Zufall hier bist?«
»Was ist das für ein Ding, das du auf unschuldige Leute gehetzt hast? Was soll das überhaupt? Wenn du mich willst, dann weißt du, wo du mich finden kannst, aber lasse Leute, die dir nichts getan haben, aus dem Spiel!«, ereiferte sich Zamorra.
»Das, mein Freund, ist der Eiswind der Zeit. Er ist meine Schöpfung, die ich extra nur für dich erschaffen habe. Das gibts in keinem Lehrbuch für Magie, bisher bin ich der Einzige, dem so etwas gelungen ist. Bei dir würde das im ganzen Leben nicht klappen, selbst wenn du noch fünfhundert Jahre Zeit zum Üben hättest.«
»Das käme auf einen Versuch an«, versuchte Zamorra weiter Zeit zu gewinnen, damit ihm Nicole und Gryf helfen konnten.
»Und jetzt, Zamorra, STIRB!«, brüllte der Schwarzmagier im Vorgefühl des Sieges. Bis jetzt hatte er kaum einen Blick an Nicole verschwendet, er nahm sie als Gegnerin überhaupt nicht für voll. Sobald er den anderen Zamorra ausgeschaltet hatte, würde er dessen Gefährtin entweder töten oder als seine Gefangene behalten.
Weder er noch seine drei Gegner bemerkten, dass aus der Richtung, aus der der Spiegelwelt-Magier gekommen war, zwei Pärchen heranschlenderten. Die
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