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073 - Der Killer, der nicht sterben konnte

073 - Der Killer, der nicht sterben konnte

Titel: 073 - Der Killer, der nicht sterben konnte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F.Morland
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heiser.
    »Persönlich?«
    Wollte der Mann mich auf den Arm nehmen? Oder war er einer von der überkorrekten Sorte?
    »Ja, persönlich«, sagte ich, um Fassung bemüht. Er rief mich bestimmt nicht an, weil ich irgendwo falsch geparkt hatte.
    »Wir haben ein Mädchen aufgegriffen, das behauptet, Sie zu kennen. Die Kleine ist ziemlich verstockt, Sir. Außer ihrem Vornamen will sie uns nichts sagen. Sie will uns allen Ernstes weismachen, daß sie ihren Familiennamen nicht kennt.«
    »Das tut sie tatsächlich nicht, Sergeant.«
    »Sir?«
    »Das Mädchen sagt die Wahrheit.«
    »Finden Sie, daß es in einer solchen Situation angebracht ist, zu scherzen, Mr. Ballard? Ist Jubilee Ihre Tochter?«
    »Nein, aber ich versuche zur Zeit, ihr den Vater zu ersetzen.«
    »Dann machen Sie sich auf eine schlimme Nachricht gefaßt, Mr. Ballard. Jubilee wurde beim Stehlen erwischt. Ladendiebstahl ist eine recht unangenehme Sache, Sir.«
    In Jubilees Fall konnte man nicht von einem Diebstahl sprechen. Sie kannte unsere Spielregeln noch nicht. Sie wußte noch nicht, daß man auf unserer Welt für alles bezahlen muß. Sie hatte noch keine Beziehung zum Geld, kannte es wohl, wußte damit aber noch nicht umzugehen.
    Aber wie hätte ich dem Sergeant das klarmachen sollen? Er hätte geglaubt, ich würde mich über ihn lustig machen. Ein Mädchen, das von einem Dämon geraubt worden war und dreizehn Jahre auf einer anderen Welt gelebt hatte… Es wäre für Sergeant Linton zu verrückt gewesen, um wahr sein zu können.
    »Was hat Jubilee gestohlen?« wollte ich wissen.
    »Eine Damenuhr. Und keine billige.«
    »Wurde Anzeige erstattet?«
    »Selbstverständlich. Das Mädchen stellte sich nicht sonderlich geschickt an, Sir. Sie nahm die Uhr einfach und ging.«
    Natürlich. Jubilee war nicht der Ansicht gewesen, etwas Unrechtes zu tun. Sie hatte trotz des Diebstahls ein reines Gewissen. Himmel, wir würden ihr noch sehr vieles beibringen müssen, ehe sie für sich selbst keine Gefahr mehr war.
    »Ich bringe das in Ordnung, Sergeant«, versprach ich.
    »Sie sollten die Kleine mal übers Knie legen und…«
    »Ja, Sergeant. Das werde ich tun«, fiel ich ihm ins Wort, ohne im Traum an eine Bestrafung des Mädchens zu denken. Ich bat ihn, mir alle bekannten Fakten zu geben, schrieb mit und rief anschließend sofort Tucker Peckinpahs Rechtsanwalt Dean McLaglen an.
    Obwohl Jubilee in der Klemme steckte, sich in den Maschen des Gesetzes verstrickt hatte, war uns allen ein großer Stein vom Herzen gefallen, denn was da kaputtgegangen war, ließ sich reparieren. Das war keine Katastrophe.
    Ich schilderte dem Anwalt den Sachverhalt und sagte, daß ich ihn sofort treffen wolle.
    »Wo?« fragte er, ohne zu zögern.
    »Wenn es Ihnen recht ist, hole ich Sie in zwanzig Minuten ab.«
    »Einverstanden.«
    Vicky Bonney kam mit. Mr. Silver und Boram hielten die Stellung zu Hause.
    Ich raste mit dem schwarzen Rover durch London. Dean McLaglen stieg zu, und wir feuchten zu dritt die Polizeistation in Belgravia auf.
    Zuvor machten wir aber einen Abstecher in das Warenhaus, in dem Jubilee »lange Finger« gemacht hatte.
    Wir bezahlten die Uhr und bearbeiteten den Direktor so lange, bis er sich bereit fand, die Anzeige zurückzuziehen.
    Eine Stunde später hatten wir Jubilee wieder, und gemeinsam versuchten wir ihr den Sinn des Geldes klarzumachen. Sie würde von Vicky ab sofort ein angemessenes Taschengeld bekommen, damit sie nicht wieder stehlen mußte, wenn sie etwas, das ihr gefiel, haben wollte.
    Die Geschichte hatte auch noch einen rührenden Akzent.
    Jubilee hatte die Uhr nicht einmal für sich genommen. Sie war mit Vicky in diesem Warenhaus gewesen, und meine Freundin hatte gesagt, daß ihr die Uhr gefalle, daß sie sie sehr hübsch finde. Und Jubilee war heute losgegangen, um die Uhr für Vicky zu holen. Sie hatte Vicky eine Freude machen wollen, weil sie so nett zu ihr war.
    Ich faßte nach den Schultern des jungen Mädchens und schaute ihr in die dunklen Augen. »Bitte«, sagte ich lächelnd. »Bitte versuche keinem von uns mehr so eine Freude zu machen, okay? Du hast gesehen, wie schief so etwas gehen kann. Es ist uns Freude genug, dich bei uns zu haben. Das ist mein Ernst.«
    Ich schloß Jubilee in meine Arme und war heilfroh, daß wir uns umsonst so große Sorgen um sie gemacht hatten.
    Endlich hatte ich wieder einen Kopf für die anderen Dinge, die wir erledigen mußten.
    Am vordringlichsten war immer noch, zu verhindern, daß Paul Bordman das Höllenbuch

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