0767 - Das Grauen von Milford Sound
Häuser finden, in denen man wohnen könnte. Man munkelt, dass er in den Bergen lebt. Jedenfalls habe ich noch nie gesehen, dass er einen Wagen auf dem Parkplatz abgestellt hat. Ein verrückter Kerl!«
Robert runzelte die Stirn. Wenn er als Einsiedler in den Bergen lebte, wie konnte er sich dann die regelmäßigen Bootsfahrten leisten?
»Kennen Sie den Fußweg zum Mount Pembroke?«, fragte Karin. »Er soll beim Unterwasserzoo beginnen und wunderschön sein.«
Die Kassiererin lachte. »Ein Fußweg? Da müssen Sie sich verhört haben. Den Gipfel des Mount Pembroke können Sie höchstens mit dem Hubschrauber erreichen.«
***
»Das ist doch allerhand. Dieser Drache taugt aber auch wirklich zu gar nichts. Alles, was er einem bereitet, sind Kopfschmerzen, neuen Ärger mit den Regenbogenblumen…«
»… und ein gutes Frühstück!«, krähte Fooly und langte nach dem gut gefüllten Honigtopf.
Sie waren ins Château zurückgekehrt, nachdem Zamorra beschlossen hatte, dass der Vormittag noch lang genug war, um sich um die seltsame neue Blumenkolonie zu kümmern.
Er hatte sich geduscht und angezogen und saß jetzt im Speisesaal an der üppig gedeckten Tafel, deren Leckereien ihm das Wässer im Mund zusammen laufen ließen.
»Das ist mein Werk!«, betonte Fooly. »Schließlich habe ich gewusst, dass du früher aufstehen würdest, und da habe ich-William befohlen, das Frühstück auftragen zu lassen.«
Wie er Fooly kannte, stimmte nur die Hälfte von dem, was er sagte, denn schließlich war Butler William nicht sein Befehlsempfänger, sondern quasi sein Adoptivvater, weil er in einem Moment der Schwäche die Fürsorgepflicht für den Drachen übernommen hatte. Außerdem hatte William sicherlich bemerkt, dass Nicole seit längerem wach war. Aber Zamorra gönnte Fooly den Triumph.
Nachdem sie ausgiebig gefrühstückt hatten, kam Nicole noch einmal auf die Nachricht Pascal Lafittes zurück. »Es kann sein, dass sie mit dem Wachstum der Blumen in Zusammenhang steht. Lafitte schrieb über verschiedene Zeitungsberichte, die von einem sonderbaren Vorfall in Neuseeland berichten.«
Zamorra hörte nur mit halbem Ohr zu. Er hatte die Blumen im Keller sofort sorgfältig überprüft. Sie wiesen kein abnormes Wurzelwachstum auf. Es schien sich also um ein lokales Phänomen zu handeln. Eine Mutation?
»Dieses Wachstum ist mir mehr als unheimlich«, entgegnete Zamorra und dachte an die Fußspuren. »Wir sollten unbedingt herausfinden, wo sich die Kolonie befindet, damit sich nicht vielleicht ein paar Ahnungslose dorthin verirren.«
»Ich habe eben mit Rob Tendyke gesprochen«, sagte Nicole. »Die Blumen in Florida haben sich auch nicht verändert. Außerdem wollte ich noch in Rom bei Ted Ewigk anrufen…«
Sie brauchte nicht weiterzusprechen. Die Situation in der Villa Eternale in Rom war derzeit äußerst angespannt.
Carlotta, Teds Ewigks langjährige Partnerin, hatte Ted mit unbekanntem Ziel verlassen. Er hatte nur eine kurze Nachricht vorgefunden, in der sie ihn gebeten hatte, nicht nach ihr zu suchen.
Eine vergebliche Bitte. Denn Ted glaubte nicht daran, dass sie freiwillig gegangen war. Vielleicht handelte es sich um ein fingiertes Schreiben. Für ihn stand fest, dass die DYNASTIE DER EWIGEN mit ihrer neuen ERHABENEN Nazarena Nerukkar hinter der Entführung steckte.
Nazarena war zielstrebig und machtbesessen, das hatte sie mit der gnadenlosen Ausschaltung ihrer Konkurrenten bewiesen. Ted Ewigk, der aus seinen früheren Tagen als ERHABENER noch immer einen Machtkristall besaß, musste ihr ein Dorn im Auge sein.
Für Zamorra hatte diese Theorie allerdings einige Haken. Wenn sich Carlotta tatsächlich in den Händen der Dynastie befand, wieso hatten die Ewigen dann während der letzten Auseinandersetzung keinen Gebrauch von ihrem Trumpf gemacht? Nazarena war zurückgeschlagen worden und plante sicherlich bereits einen neuen Angriff.
Außerdem hatte Carlotta sich in den letzten Monaten reichlich seltsam benommen. Sie hatte aktiver in das Geschehen eingegriffen, als es ihrem Charakter entsprach, und hatte gleichzeitig eine übertriebene, fast panische Sorge um Ted entwickelt. Wann immer er sich in Gefahr stürzen wollte, hatte sie versucht, ihn davon abzuhalten - obwohl sie wusste, dass er als ehemaliger ERHABENER und Mitglied der Zamorra-Crew gewisse Risiken in Kauf nehmen musste.
Vielleicht ergaben diese Veränderungen in Carlottas Wesen nach ihrem Verschwinden endlich ein schlüssiges Bild. Aber wenn es so war, dann
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