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0769 - Das Kollektiv

0769 - Das Kollektiv

Titel: 0769 - Das Kollektiv Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dario Vandis
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wirklich mehr als ein lebendig gewordenes Stück Holz?
    Eine rasche Bewegung im Augenwinkel ließ ihn herumfahren. Ein Handgriff von Wvlaat reichte aus, dem Wächter, der von dem Angriff überrascht wurde, das Gesicht auf den Rücken zu drehen. Der Leib sackte zusammen und gerann zu einem bräunlichen Matsch.
    Es sind Pflanzen, dachte Zamorra. Dennoch sterben sie wie Menschen…
    Los!, klirrte Wvlaats Stimme in seinem Kopf auf. Noch haben wir einen Vorsprung.
    Zamorra drehte sich um und warf einen Blick in die Halle. Einige der Geschöpfe waren stehen geblieben. In ihren schwarzen Facettenaugen schien sich die Erkenntnis zu spiegeln, dass hier etwas ganz und gar nicht nach dem Willen des Kollektivs lief. Aber sie konnten sich nicht entschließen, Wvlaat und die beiden fremdartig aussehenden Menschen anzugreifen.
    »Wohin müssen wir?«, keuchte Zamorra, während sie Wvlaat folgten.
    Überlassen Sie das mir.
    ***
    Wvlaat führte sie durch ein Labyrinth aus Gängen und Korridoren, und Zamorra hatte das Gefühl, dass es unaufhörlich bergauf ging.
    Er fragte sich, wie sie ohne Wvlaat hier jemals wieder herausfinden sollten.
    Der Insektoide führte sie in einen Gang und wies auf eine Tür, die am Ende des Korridors in die Wand eingelassen war.
    Da ging eine Erschütterung durch den Boden. Nicole klammerte sich an Zamorra fest, um nicht den Halt zu verlieren. Der Meister des Übersinnlichen sah, wie sich die Tür zu verformen begann. Das Türblatt änderte die Färbung und zerlief, das Holz drohte sich in eine massive Wand zu verwandeln.
    Das Kollektiv reagiert!, rief Wvlaat. Wahrscheinlich hat es die Informationsbruchstücke richtig zusammengesetzt und weiß jetzt, was in der Kuppel geschehen ist. Es versucht Ihren Freund von uns abzuschotten.
    »Ted ist hinter dieser Tür?«
    Diese Tür… ist nur ein Teil des Kollektivs.
    Zamorra überlegte nicht lange und zielte auf die Tür.
    Da ging erneut eine Erschütterung durch das Gebäude. Der Boden wurde weich wie Butter und Zamorra sackte bis zu den Knöcheln ein. Er verriss den Schuss, und der nadelfeine Blasterstrahl bohrte sich in die Decke, wo sich knisternd verbranntes Pflanzengewebe löste.
    Eine kräftige, knochige Hand packte seinen Arm und verhinderte, dass er weiter einsank. Wenn Wvlaat den Zug verstärkte, würde er ihm wahrscheinlich die Schulter auskugeln.
    Nicole zog mit dem Blaster einen Kreis um Zamorras Füße. Der Boden wurde braun und matschig, und Zamorra gelang es, sich aus der moorähnlichen Flüssigkeit zu befreien.
    Das Kollektiv versuchte es mit weiteren Angriffen, aber diesmal waren Nicole und Zamorra vorbereitet. Pflanzenstränge schnellten wie aus dem Nichts aus der Decke und dem Boden hervor und versuchten die Eindringlinge einzuhüllen. Aber die Blaster wehrten jeden Angriff ab.
    Endlich »begriff« das Gezücht, dass es auf diese Weise nicht zum Erfolg kommen konnte. Da schien sich auf einmal die Wand, in der sich noch eben die Tür befunden hatte, aufzulösen und zu verkleinern. Der Gang schrumpfte auf beiden Seiten zusammen!
    »Es will uns zerquetschen!«, rief Nicole.
    Zamorra arbeitete sich weiter voran. Er hatte das Gefühl, auf einem Wasserbett zu balancieren. Jeder Schritt fiel ihm schwer, immer wieder musste er weitere Angriffe mit dem Blaster abwehren.
    Das Amulett an seiner Brust regte sich nicht. Es war »taub« gegen diese Form von Angriffen. Damit war jedenfalls der endgültige Beweis geführt, dass das Pflanzengestrüpp nicht schwarzmagischen Ursprungs war.
    Zamorra richtete den Blaster auf die Wand, in der sich eben noch die Tür befunden hatte. Er konnte nur von ganzem Herzen hoffen, dass Wvlaat Recht behielt.
    Und dass er uns nicht hinters Licht führen will.
    Hoffentlich befand sich Ted tatsächlich hinter dieser Wand.
    Ein Quadratmeter großer Brocken löste sich aus der Wand und schmolz zu brackiger Flüssigkeit zusammen, die zäh über die Wand lief. Ein Loch, gerade groß genug, dass ein Mensch hindurchsteigen konnte.
    »Ted?«
    Hinter der Wand war es dunkel. Keine Antwort war zu hören.
    Zamorra hätte durch die Öffnung hindurchsteigen können, aber er traute dem Kollektiv nicht. Mit dem Blaster schnitt er weiter durch das holzähnliche Material, bis fast die gesamte Wand zu Matsch zerschmolzen war.
    Sie sollten sich beeilen, drängte Wvlaat.
    Was glaubt er, was ich hier tue?, dachte Zamorra verärgert.
    Der Raum, in den er gelangte, war mit einem einzigen Fenster ausgestattet, durch das schwaches Tageslicht hereinfiel.

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