Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0769 - Das Kollektiv

0769 - Das Kollektiv

Titel: 0769 - Das Kollektiv Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dario Vandis
Vom Netzwerk:
uns für die allerletzte Sekunde auf«, sagte Zamorra. Er war nach wie vor überzeugt, dass sie der Kristall nicht wirklich retten konnte.
    »Da ist die Höhle, genau vor uns!«
    »Ich sehe nichts«, brummte Ted.
    »Dafür sind wir zu hoch. Aber man kann den Hauptwurzelstrang sehen, der dort vorüberführt.«
    Zamorra hätte das Gelände nicht wiedererkannt. Aber auf diesem kargen Planeten sah ein Felsen ohnehin wie der andere aus.
    »Folge dem Wurzelstrang!«
    Nicole brachte die Hornisse auf Kurs. »Noch zwei Minuten, dann wird’s langsam heiß.«
    Bitte, bitte, dachte Zamorra.
    Es war etwas anderes, dem Tod in Gestalt eines Dämons oder eines Ewigen gegenüberzustehen, als in ein Miniraumschiff eingequetscht zu sein und zuzusehen, wie die Zeitanzeige auf dem Display beständig der Null entgegeneilte.
    »Da ist etwas!«, schrie Ted.
    Ihre Köpfe ruckten herum. Tatsächlich! Ein regenbogenfarbener Schimmer weit abseits vom Hauptwurzelstrang. Zamorra und Nicole hätten ihn übersehen, wenn Ted nicht gewesen wäre.
    Nicole bremste die Hornisse ab und steuerte auf die Kolonie zu.
    Es waren zehn oder zwanzig Blumen, die auf einem fast nackten Felsen wuchsen. Ihre Blätter schienen bereits zu verwelken, da die Sonneneinstrahlung mit dem Trudeln des Planeten nachgelassen hatte. Aber die Farben waren nach wie vor stark - und eine zweite Chance würden sie nicht mehr bekommen.
    »Noch eine Minute…«
    Der Hauptplanet tauchte über dem Horizont auf. Riesengroß. Und viel zu nah.
    »Schneller, verdammt«, keuchte Ted.
    »Wo zum Teufel glaubst du, soll ich auf diesem Felsen landen?«, rief Nicole zurück.
    »Von mir aus lande auf einem Stecknadelkopf. Ich will nur raus hier!«
    Ted wartete sehnsüchtig auf das Rucken, mit dem die Hornisse auf dem Felsen aufsetzte. Er hatte sich in einen der Ersatzschutzanzüge gezwängt, mit denen das Raumschiff ausgestattet war. Bei der Beengtheit keine einfache Sache; immerhin musste er sich einen Sitz mit Zamorra teilen. Seine behandschuhte Rechte war um den Machtkristall geklammert.
    »Die Blumen sehen gut aus«, sagte Zamorra. »Es könnte klappen.«
    »Das Plateau sieht aber nicht so gut aus«, dämpfte Nicole seine Erwartungen. »Wir rutschen ab…«
    »Dann nichts wie raus hier!«
    Ted warf die Luke auf und sprang hinaus. Zamorra folgte ihm.
    Sekunden nachdem auch Nicole abgesprungen war, rutschte die Hornisse fast lautlos über die Kante des Plateaus und fiel wie ein Stein in die Tiefe. Durch den Helm glaubte Zamorra das Geräusch des Aufpralls zu vernehmen, aber das konnte auch eine Täuschung sein.
    Sie hetzten auf die Blumen zu.
    Der Planet über ihnen war zu einer gespenstischen Blase angeschwollen, und die Stille, die dem Untergang vorausging, machte das Szenario nur noch bedrohlicher.
    Als sie die Blumen erreichten, schien der Planet den gesamten Himmel auszufüllen.
    »Nichts wie weg hier«, murmelte Zamorra, ohne dass die anderen beiden ihn hören konnten.
    Sie fassten sich an den Händen und hofften, dass die Blumen ihre Zielvorgabe umsetzen konnten.
    Bitte, dachte Zamorra. Bitte lass es funktionieren.
    Sein Gebet wurde erhört.
    Zamorra sah, wie die Wüstenwelt vor ihren Augen verblasste - und erblickte noch den grellen Schein eines Feuersturms, der beide Planeten genau drei Sekunden, nachdem die drei Dämonenjäger nach Hause zurückgekehrt waren, binnen eines einzigen Herzschlags verschlang.
    Sie hatten es geschafft.
    Und fielen sich auf dem Boden des Châteaukellers lachend in die Arme.
    ***
    Epilog - 3. Oktober 2536, in einem weit entfernten Sonnensystem
    Der Commander beugte sich über das dreidimensionale Display. Zwischen seinen Augen entstand eine steile Falte. »Was haben wir da? Sieht aus wie ein Ring aus Kaninchenlosung. Etwa Sternenstaub aus einem uralten Märchen der Gebrüder Grimm, Brenda?«
    Brenda, die Molekulareinheit, die zur Führung des Schiffes ausgewählt worden war, führte die Datenanalyse durch und gab keine Sekunde später mit der tiefen, rauchigen Stimme, die der Commander ihr vor Beginn des Fluges aus der Menüauswahl verpasst hatte, das Ergebnis durch.
    »Ein Asteroidengürtel. Rückberechnung der Bahnen ergibt mit 61-prozentiger Wahrscheinlichkeit einen Zusammenstoß zweier Planeten. Zeitfenster: zirka fünfhundert Jahre zurück…«
    »Ein Zusammenstoß - so frisch?«, hakte er nach. So etwas war äußerst selten. Wie konnte ein System, das vermutlich seit Milliarden von Jahren stabil war, ohne äußeren Einfluss kollabieren?
    »Ist das

Weitere Kostenlose Bücher