077 - Der Schrei des Vampirs
Ende zu nehmen wie Ray Dillaway, aber er gab sich noch nicht geschlagen. Er ließ die grüne Fledermaus los und holte einen magischen Wurfstern aus der Tasche.
Damit schlug er zu, und das Wunder geschah. Kaum hatte das Silber die Fledermaus berührt, da ließ sie kreischend von Chao Kai ab und flog aufgeregt hoch. Torkelnd bewegte sie sich durch die Dunkelheit. Auch der Asiate war angeschlagen, aber er machte weiter.
Solange sein Herz noch schlug, würde er kämpfen.
Atemlos erhob er sich. Aus der Bißwunde floß Blut, doch darum kümmerte sich Chao Kai jetzt nicht. Er wollte Ez Carrado vernichten, an nichts anderes dachte er in diesem Augenblick.
Der junge Vampir erholte sich von dem Schock, den die Berührung mit dem Silberstern ausgelöst hatte. Was Chao Kai ihm angetan hatte, machte ihn nun noch rasender, wütender, gefährlicher. Er wollte den Asiaten grausam dafür bestrafen, deshalb kehrte er um und griff an.
Das flatternde Biest war in der Dunkelheit nicht gut zu sehen. Chao Kai behielt die Nerven. Er schleuderte den Stern nicht zu früh, und er wechselte die Position.
Jetzt hob sich der flatternde Vampir deutlich vom Hintergrund ab. Das erhöhte die Chance, ihn zu treffen, erheblich. Chao Kai ließ seine Hand vorschnellen und gab den Wurfstern frei. Das Ding flitzte dem Blutsauger entgegen, doch Ez Carrado verfügte über außergewöhnliche Reflexe.
Er nahm das Geschoß wahr und reagierte. Sein behaarter Körper zuckte hoch, aber es war schon zu spät.
Die Silberspitze traf seinen rechten Flügel im unteren Drittel und riß die Lederhaut auf. Die Fledermaus selbst blieb unverletzt, aber sie war plötzlich in ihrer Flugfähigkeit stark beeinträchtigt.
Ez Carrado trudelte, drohte auf die Erde zu fallen. Es kostete ihn sehr viel Kraft, einen Absturz zu verhindern. Krächzend setzte er sich ab, und Chao Kai griff zum zweitenmal nach den Kanistern.
Diesmal hinderte ihn niemand daran, sie vom Gepäckträger zu heben. Er wirbelte herum und rannte in die Burg zurück.
Dann sah er Ez Carrado. Die Fledermaus krallte sich an die Mauer. Als der Chinese näherkam, stieß sie sich ab, doch sie griff Chao Kai nicht an, sondern wollte ihre Flucht fortsetzen. Aber der Riß im Flügel war größer geworden, und jeder weitere Flügelschlag riß das weiche Leder noch mehr ein.
Der Vampir überschlug sich in der Luft und klatschte neben einem Schacht, der mit einem Gitter abgedeckt war, auf den Boden. Augenblicklich kroch Carrado auf dieses Gitter zu. Er kippte über den steinernen Rand, fiel in den Schacht und war nicht mehr zu sehen.
»Jetzt hab' ich dich!« keuchte der Chinese.
Er eilte zum Gitter. Eine tiefe, undurchdringliche Schwärze lastete im Schacht, der dem jungen Vampir zum Verhängnis werden sollte.
Chao Kai versuchte nicht, das Gitter zu öffnen. Statt dessen drehte er den Schraubverschluß eines der beiden Kanister auf, und einen Augenblick später blubberte Benzin durch das Gitter.
Der Treibstoff fiel in einer schmalen, nassen Fahne über die Fledermaus. Ez Carratlos grünes Fell sog die feuergefährliche Flüssigkeit auf wie ein Schwamm.
Er kroch in eine Ecke, preßte die Flügel an seinen nassen Körper und lag still.
Chao Kai entfernte sich vom Schacht. Er zog eine nasse Spur in die Burg hinein, und sobald der erste Kanister leer war, öffnete er den zweiten.
Kein Stein sollte hier auf dem andern bleiben. Ein gewaltiges Feuer sollte das Böse aus diesen Mauern vertreiben.
***
Ich stand keuchend vor der Eisernen Jungfrau, die ich zugeschlagen hatte. Die langen Stacheln mußten den verführerisch schönen Körper der Vampirin durchbohrt haben.
Zia Carrado gab keine Lebenszeichen mehr von sich, aber ich fiel auf diesen Trick nicht herein. Sie konnte mich nicht täuschen. Was passiert war, hätte kein Mensch überlebt, aber Zia Carrado war kein Mensch. Sie sah nur so aus.
Ihr Leib konnte von noch so vielen Stacheln durchbohrt worden sein, das kostete sie nicht ihr schwarzes Leben. Es wäre ein unverzeihlicher Fehler gewesen, das zu denken.
Wenn ich die Folterkammer verlassen hätte, ohne mich weiter um die Vampirin zu kümmern, wäre Zia Carrado in Kürze wieder verdammt lebendig gewesen.
Ich trat vor und streckte die Hand aus. Das Henkersschwert hatte ich fallen lassen.
Jetzt sollte es dem schwarzen Wesen an den Kragen gehen. Meine Nervenstränge strafften sich. Ich zog den Deckel der Eisernen Jungfrau langsam auf.
Ich mußte einen Widerstand überwinden, denn ich zog gleichzeitig die
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