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0779 - Tod in Merlins Zauberwald

0779 - Tod in Merlins Zauberwald

Titel: 0779 - Tod in Merlins Zauberwald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M.H. Rückert
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unendlich langsam von van Zants Schreibtisch. Er stand auf und stellte sich neben den Leiter des Projekts Spinnennetz. Beide Männer waren annähernd gleich groß. Sie blickten sich stumm in die Augen.
    Minutenlang.
    Dann hielt Amos dem Physiker erneut seinen Armstumpf entgegen. Er hob die Augenbrauen und zeigte sein berühmtes überhebliches Lächeln.
    »Mein Sohn Robert hat mir versprochen, dass ich die Prothese erhalte«, erinnerte er Doktor van Zant. »Und der mir zugesagte Termin wurde schon einige Male verschoben.«
    »Mein Chef, Robert Tendyke, hat das seinem Erzeuger versprochen, als hier noch alles aufeinander stand«, konterte der Südstaatler. Selbstverständlich wusste er, dass der Chef der Tendyke Industries nie »Vater« zu Sid Amos sagte, sondern ihn stets abwertend als seinen Erzeuger bezeichnete.
    »Auch meine Geduld kennt Grenzen«, sagte Amos im liebenswürdigsten Ton. Plötzlich schien die Temperatur im Büro um mehrere Grade zu sinken — nur aufgrund von Amos’ Drohung. Van Zant machte sich nichts vor. Er wusste, dass er im Zweifelsfall keine Chance gegen den Ex-Teufel hatte. Dazu kam noch, dass Amos selbst im Sitzen etwas von einer gespannten Bogensehne hatte, die schon im nächsten Augenblick losschnellen konnte.
    »Ich werde sie auszuloten wissen.«
    Amos’ einzige Antwort bestand in einem erneuten Heben der Augenbrauen. Das sagte mehr als viele Worte.
    »Da seid ihr ja!« Eine weibliche Stimme hallte durch das Büro. Keiner der beiden Männer hatte gehört, wie die Tür geöffnet worden war. »Was ist los?«
    Eine sehr attraktive Mittdreißigerin stand an der Tür, die Klinke noch in der Hand, und blickte die Männer fragend an. Sie schien die Spannung zu bemerken, die von ihnen ausging. Langsam schloss sie die Tür.
    »Doktor Terlorne«, freute sich Sid Amos. »Die schönsten grünen Augen, die ich kenne…«
    »Alter Schmeichler.«
    »… und das meine ich ganz unsexistisch.« Damit erinnerte er sie an ihr erstes Zusammentreffen.
    Doktor Terlorne, die Spitzenorthopädin der Tendyke Industries, grinste Sid Amos an. Artimus van Zant brummte etwas, das wie »Schleimer« klang. Amos überhörte es großzügigerweise.
    »Ich habe gefragt, was los ist. Erhalte ich darauf eine Antwort?« Sie ließ nicht locker.
    »Was soll schon sein?«, antwortete van Zant grimmig. »Er will seine Prothese sofort haben. Aber für solche Nebensächlichkeiten haben wir keine Zeit.«
    Amos schüttelte den Kopf. Seine Augen glühten. Er war mit der Wortwahl nicht einverstanden.
    »Diese Nebensächlichkeit…«, fauchte er.
    Doktor Terlorne legte ihm eine Hand auf die Schulter.
    »Kein Grund euch zu streiten«, sagte sie. »Folgt mir!«
    Sie drehte sich um und verließ schnellen Schrittes das Büro. Die Männer beeilten sich, ihr zu folgen. Einige Gänge weiter holten sie Doktor Terlorne ein.
    »Wir sind schon da.« Sie zeigte auf die nächste Tür, öffnete sie und trat ein.
    ***
    »Kommst du mir noch einmal unter die Augen, so werde ich dich töten!«, stieß Merlin erbost hervor.
    »So, wie Kain seinen Bruder Abel?«, fragte Zamorra in Anspielung darauf, dass ihn der alte Zauberer für seinen Bruder Asmodis hielt.
    »Abel erschlug Kain!«, behauptete Merlin allen Ernstes. »Und das weißt du genau! Aber aus welchem Grund nennst du dich Zamorra, obwohl du doch Asmodis bist?«
    Zamorra verspürte ein Kribbeln am ganzen Körper. Es schien jeden Knochen zu umhüllen. Das Gespräch war ihm so unangenehm, dass er nach Luft schnappen musste. Wenn Merlin sogar Bibelstellen verdrehte, dann war es das Beste, wenn er das Gespräch abbrach. Er musste jedoch vorsichtig dabei sein, das bewies ihm die Morddrohung, die der Zauberer gerade ausgestoßen hatte.
    »Ich will dich weder aufregen noch führe ich Böses im Sinn«, versuchte Zamorra einen erneuten Vorstoß. »Ich möchte nur wissen, was die Zeitlose mit ihrer Bemerkung meinte, dass ich der Verräter der dritten Tafelrunde sein soll.«
    Merlin begann zu zittern. Erst langsam, dann immer stärker.
    »Die… die… dritte Tafelrunde?«, stammelte er, und die Augen wollten ihm dabei schier aus den Höhlen treten. »Die dritte Tafelrunde? Weißt du, was du da sagst, Asmodis?«
    »Zamorra heiße ich«, verbesserte der Angesprochene automatisch. »Ich weiß es nicht, Myrddhin Emrys, deshalb möchte ich es von dir…« [5]
    »Und die Zeitlose hat dir das gesagt?« Merlins Stimme klang mit jedem Wort schriller. Das Zittern blieb, der Alte wollte sich einfach nicht

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