078 - Das Drachennest
schabendes Geräusch, dann ein unheimliches Zischen. Endlich hatte sie die Taschenlampe gefunden. Sie hob sie auf und prallte entsetzt zurück.
Vor ihr hockten drei der echsenartigen Geschöpfe. Die Mäuler der krokodilartigen Schädel standen weit offen, die roten Augen funkelten sie böse an.
Einen Augenblick lang war sie wie gelähmt, dann handelte sie instinktiv. Sie drehte sich um, warf sich zu Boden und kroch in den Tunnel zurück. Da hörte sie wieder das grauenvolle Zischen. Eine Pranke schlug nach ihrem rechten Bein, eine andere umklammerte ihr linkes Fußgelenk und riß sie zurück. Verzweifelt klammerte sie sich mit beiden Händen fest und strampelte mit den Beinen. Immer mehr Tatzen des Drachennest griffen nach ihr. Sie spürte einen schweren Körper auf ihren Beinen, der höher glitt. Pranken verkrallten sich in ihrem Mantel und rissen ihn ihr vom Leib. Dann schlugen scharfe Klauen in ihren Rücken. Sie heulte vor Schmerz auf.
Gina wurde vor Angst und Grauen fast ohnmächtig. Ihr linker Stiefel wurde heruntergerissen, dann verbissen sich scharfe Zähne in ihre Wade. Es folgte der rechte Stiefel, und wieder bissen Zähne zu. Sie stieß einen schrillen Schrei aus, dann gaben ihre Hände nach. Gina lockerte den Griff und fiel zu Boden.
Sofort waren einige der Echsen über ihr. Die Taschenlampe kullerte zur Seite. Sie konnte nichts mehr sehen. Fauliger Atem strich über ihr Gesicht, dann fiel sie in Ohnmacht.
Dorian hatte keine Mühe, die Stelle zu finden, die er vergangene Nacht markiert hatte. Es dauerte nur wenige Minuten, da hatte er die Trümmer entdeckt, die vom Leuchtturm übriggeblieben waren. Sie waren mit Erde und Sand bedeckt.
„Da stand mal der Leuchtturm", sagte Dorian. „Ich muß mich noch orientieren, denn ich bin nicht mehr sicher, wo sich der Eingang befunden hat."
Coco sah zu, während er um den Trümmerhaufen herumging und dabei unverständliche Worte murmelte. Immer wieder bückte er sich und untersuchte den Boden.
„Ich glaube, ich habe die Stelle gefunden", sagte er nach einigen Minuten. Mit einer Schaufel schob er den Sand zur Seite. Steine kamen zum Vorschein.
Dorian arbeitete verbissen weiter. Coco half ihm.
Dorian stieß eine Stunde später erschöpft die Schaufel in den Boden, wischte sich den Schweiß von der Stirn und zündete zwei Zigaretten an. Eine gab er Coco, die sich auf ihre Schaufel stützte.
„So kommen wir nicht weiter, Dorian", sagte das Mädchen. „Die Steinbrocken sind mit einer glasurartigen Schicht umgeben, die hart wie ein Diamant ist. Außerdem kleben die Steine aneinander." „Es bleibt uns nur eine Möglichkeit: wir müssen uns einen Eingang sprengen."
„Das wird aber Neugierige anlocken", meinte Coco. „Außerdem fürchte ich, daß sich die Polizei einschalten wird."
„Dieses Risiko nehme ich auf mich", sagte Dorian.
Er trat die Zigarette aus und ging zum Wagen. Aus einer Tasche holte er einige kleine Sprengkapseln, eine Spezialanfertigung des Secret Service.
„Lege die Schaufel in den Kofferraum!" bat Dorian. „Dann fahr den Wagen her!"
Coco gehorchte.
Dorian bückte sich. Er stellte den Zündmechanismus ein. Vorher hatte er sich davon überzeugt, daß weit und breit kein Mensch zu sehen war. Er ordnete die Sprengkapseln an, dann lief er zum Wagen und setzte sich auf den Beifahrersitz. Coco fuhr los. Nach fünfzehnhundert Metern hielt sie an. Dorian blickte auf die Uhr. Er hatte die Zündung auf vier Minuten eingestellt. In einer Minute mußten die Sprengkapseln explodieren.
„Sollte die Polizei kommen, Coco", sagte Dorian, „dann hypnotisiere sie."
Coco nickte. Sie blickte angestrengt auf den Trümmerhaufen. Eine Stichflamme zischte hoch, dann explodierten die Kapseln. Die Steinbrocken wurden bis zu zwanzig Meter hoch und hundert Meter weit geschleudert. Die Explosionswelle war so gewaltig gewesen, daß das Auto bebte.
Nachdem sich der Staub gesenkt hatte, fuhr Coco los. Dorian stieg aus.
Die Sprengkapseln hatten einen fünf Meter breiten und vier Meter tiefen Kegel in den Boden gerissen. Deutlich waren die Überreste einer Wendeltreppe zu erkennen.
„Der Zugang zum Labor", sagte Dorian zufrieden, als Coco neben ihm stehenblieb.
„Da kannst du so nicht hinunterklettern, Dorian", stellte Coco sachverständig fest. „Ich hole die Strickleiter."
„Warte!" sagte Dorian. „Wir bekommen Besuch."
Zwei Wagen kamen rasch näher. Ein Streifenwagen blieb neben ihnen stehen, und zwei Polizisten sprangen heraus.
„Was geht
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