079 - Die Abenteuerin
DIE ABENTEUERIN
1
Mr. Joe Grandman ging zu einem der langen Fenster des überreich ausgestatteten Wohnzimmers und starrte über den smaragdgrünen Rasen hinweg in den Park hinaus. In dem dunstigen Regenwetter waren die Teppichbeete von Geranien und Lobelien kaum noch zu sehen. Auch der hintere Teil des wohlgepflegten Rasens verschwand bereits mehr und mehr. Der Park war der Stolz Mr. Grandmans, er verwandte große Summen auf die gärtnerischen Anlagen und beschäftigte viele Leute.
»Ausgerechnet heute muß es so furchtbar gießen«, sagte er bitter.
Seine große, etwas korpulente Frau drehte sich langsam in dem bequemen Ledersessel zu ihm um.
»Aber Joe, es hat doch keinen Zweck, daß du deiner schlechten Laune nachgibst. Du hast die Leute doch nicht zu einer Gartenparty, sondern zu einem Ball, zu einem großen Dinner eingeladen. Wer bleiben will, kann ja morgen, wenn das Wetter besser ist, auf die Jagd gehen oder sich sonst in dem großen Park amüsieren.«
»Ach, sei doch ruhig, Ethel«, erwiderte Grandman gereizt. »Was sie hier erwarten, ist mir gleichgültig vor allem kommt es darauf an, daß wir mit dem Erfolg der Einladung zufrieden sind. Du weißt genau, daß man nicht von selbst in die Höhe kommt. Denk doch nur daran, wie glanzvoll ich Karriere gemacht habe. Das kam doch alles nicht von ungefähr. Man muß sich anstrengen und wissen, wie man es anzufangen hat.«
Mr. Grandman erwähnte gern die Tatsache, daß er sich in unglaublich kurzer Zeit in die Höhe gearbeitet hatte und nun nicht nur eine führende Stellung in der Finanzwelt einnahm, sondern auch in den besten Gesellschaftskreisen verkehrte. Und um ihm gerecht zu werden: Die Unternehmen, die er gegründet hatte, verwaltete er nach den Grundsätzen von Ehrlichkeit und Ordnung.
»Hauptsächlich kommt es darauf an, daß man die richtigen Leute kennt«, fuhr er fort, »und sie zu nehmen versteht. Selbstverständlich ist es leichter, die zweite Million zu verdienen als die erste. Und verlaß dich darauf, Ethel, ich werde auch noch mehr schaffen. Ein paar tausend Pfund für gesellschaftliche Verpflichtungen dürfen da keine Rolle spielen.«
Mrs. Grandman hatte nicht den Überblick ihres Mannes, sie war etwas kleinlich und ängstlich, wenn er von größeren Summen sprach, ja sie fürchtete, daß die gesellschaftlichen Veranstaltungen der nächsten Tage einige Tausende kosten würden, aber sie sagte nichts.
»Ich wette, daß die Leute noch nie einen so glänzenden Ball erlebt haben wie den unseren heute abend«, erklärte Mr. Grandman selbstbewußt und befriedigt, als er vom Fenster zurücktrat und langsam auf seine Frau zuging. »Und die Gesellschaft, die wir geladen haben, ist erstklassig, fast alle Leute, die eine bedeutende Stellung in der City einnehmen, werden kommen, und die Juwelen, die die Damen hier tragen, stellen ein so großes Vermögen dar, daß ich sie nicht einmal mit all meinem Kredit kaufen könnte.«
Seine Frau legte die Zeitung mit einer ungeduldigen Bewegung auf den Tisch, der neben ihr stand.
»Es ist gut, daß du das erwähnst. Hoffentlich weißt du, was du tust, und bist dir darüber klar, daß du dadurch eine große Verantwortung auf dich lädst.«
»Was redest du immer von Verantwortung?«
»Wenn so viel Werte hier im Hause sind, ist es doch gefährlich. Hast du die Zeitungen denn nicht gelesen? Oder haben es dir deine Freunde nicht gesagt?«
Mr. Grandman lachte herzlich.
»Ach, ich weiß, was du für Kopfschmerzen hast«, entgegnete er, nachdem er sich wieder beruhigt hatte. »Du hast Angst vor der Quadrat-Jane!«
»Ja. Ist es nicht unglaublich, daß so ein Frauenzimmer nicht von der Polizei gefaßt wird? Aber ich würde ihr schon die Hölle heiß machen, wenn sie hier ins Haus käme!« sagte Mrs. Grandman aufgebracht.
»Sie ist aber keine gewöhnliche Einbrecherin.« Mr. Grandman schüttelte den Kopf. Ob er die Quadrat-Jane bewunderte oder ob er seine Frau tadeln wollte, war schwer zu sagen. »Mein Freund Lord Belchester - er ist wirklich mein Freund - sagte mir, es sei ihm ein absolutes Rätsel, auf welche Weise seine Frau die kostbaren Smaragde verloren habe. Er war sehr entrüstet, denn die Steine haben ihn die Hälfte des Geldes gekostet, das er bei der letzten Hausse an der Börse verdient hat. Und ausgerechnet einen Monat nach dem Tag, an dem er diesen Schmuck erworben hat, werden seiner Frau die Steine gestohlen. Er hat den Eindruck, daß einer seiner Gäste den Diebstahl ausgeführt haben muß.«
»Warum
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