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Jerry Cotton - 0515 - Ein Moerder macht Musik

Jerry Cotton - 0515 - Ein Moerder macht Musik

Titel: Jerry Cotton - 0515 - Ein Moerder macht Musik Kostenlos Bücher Online Lesen
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Der Killer spielte auf einer winzigen Mundharmonika sentimentale Songs. Wiegenlieder. Ein paar Hafenarbeiter, die gerade vorbeikamen, grinsten gerührt. Lieder von dieser Art greifen einem ans Herz, besonders wenn sie von einem ausgewachsenen Mann vorgetragen werden.
    Aber in dem Gesicht und im Herzen des Killers war kein Platz für Rührung und Sentimentalität. Er lebte vom Töten. Im Augenblick schlug er nur die Zeit tot. In zwanzig oder dreißig Minuten würde es ein Mensch sein.
    Mark Lennon betrat den Pier. Amerika! Er holte tief Luft und spürte etwas von der Erregung, die auch die anderen Menschen gepackt hatte. Die lange Menschenschlange bewegte sich auf das Zollgebäude zu.
    Mark Lennon rückte seine große Sonnenbrille zurecht und zog den Hut tief in die Stirn. Er war kein prominenter Mann, aber er hielt es für möglich, daß ihn einige der älteren Pressefotografen wiedererkannten. Das wünschte er zu vermeiden. Publicity war seiner Aufgabe ungefähr so zuträglich wie der Konsum eines Whiskyglases voll Zyankali.
    Lennon atmete auf, als er die geräumige Halle der Zollabfertigung erreicht hatte, ohne angesprochen oder fotografiert worden zu sein.
    Jemand tippte ihm auf die Schulter. »Gute Reise gehabt, Mr. Lennon?«
    Mark wandte sich um. Er blickte in das lächelnde Gesicht eines breitschultrigen vierschrötigen Mannes. Der Mann hatte steingraue kalte Augen. Das forciert wirkende Lächeln seines Mundes fand in ihnen' kein Echo.
    »Wer sind Sie?« fragte Mark frostig.
    »Ich heiße Ives«, sagte der Mann. »Jackson Ives. Miß Vermont hat mich gebeten, Sie abzuholen.«
    Mark Lennon entspannte sich, aber nur für wenige Sekunden. Der Mann gefiel ihm nicht. »Woran haben Sie mich erkannt?« wollte er wissen.
    »Miß Vermont gab mir eine genaue Beschreibung von Ihnen«, sagte Ives.
    In diesem Moment wußte Mark, daß der Mann log.
    Virginia Vermont hatte ihn nie zu Gesicht bekommen. Oder besaß sie ein Bild von ihm?
    »Außerdem war es leicht, Sie an der Kleidung zu erkennen«, fuhr Ives fort. Das Lächeln auf seinem Gesicht wirkte wie aufgeklebt. Es gehörte einfach nicht dorthin. »Man merkt Ihnen die Jahre in Paris an. Der Anzug ist französisch geschnitten. Ganz auf Taille. So etwas trägt man in New York nicht. Wir lieben die saloppe Masche.«
    »Ich habe mich für heute Abend bei Miß Vermont angemeldet«, sagte Mark. »Jetzt ist es erst drei Uhr nachmittags. Sie werden verstehen, daß ich mich im Hotel erst ein wenig frischmachen möchte. Es ist sehr freundlich von Ihnen, daß Sie sich im Auftrag von Miß Vermont um mich kümmern wollen, aber ich finde meinen Weg zum Hotel schon allein. Ich wette, die Zollabfertigung wird mindestens zwanzig Minuten in Anspruch nehmen.«
    »Ich kann warten«, sagte Ives.
    »Nicht nötig. Fahren Sie ruhig nach Hause und bestellen Sie Miß Vermont, daß ich zur angegebenen Zeit bei ihr sein werde.«
    »Ich warte«, meinte Ives mit gelassener Selbstverständlichkeit. »Nach der Ankunft eines Schiffes ist es immer sehr schwierig, ein freies Taxi zu bekommen. Miß Vermont würde es mir nicht verzeihen, wenn ich Sie diesem Trubel aussetzte.«
    Mark grinste matt. »Sie vergessen, daß ich ein New Yorker bin, Mr. Ives. Ich habe es gelernt, mich in dieser Stadt durchzusetzen.«
    »Bis Sie gehen mußten, Sir!«
    »Ja, bis ich gehen mußte«, wiederholte Mark stumpf. Er war überrascht, daß seine Stimme plötzlich so bitter und kraftlos klang.
    »Sie waren drei Jahre weg«, meinte Ives. »Ich kann nicht behaupten, daß die Taxifahrer höflicher oder entgegenkommender geworden sind.«
    »Also gut«, seufzte Mark Lennon. »Warten Sie auf mich!«
    »Es gibt einen Trick, die Abfertigung zu beschleunigen«, sagte Ives. »Gehen Sie einfach mit Ihrem Paß zuerst zur Impfstelle. Holen Sie sich dort die Spritze und nehmen Sie dann das Gepäck in Empfang. Auf diese Weise vermeiden Sie die lange Schlange vor dem Impfraum.«
    »Aber ich bin vor der Abreise geimpft worden!« sagte Mark.
    »Nicht gegen Cholera, nehme ich an. Eine ganz neue Verfügung. Alle aus Europa und Afrika einreisenden Besucher müssen sich dieser Impfung unterwerfen. Die Verordnung wurde erst vor zwei Tagen erlassen. Kommen Sie mit!« Mark Lennon und Ives verließen die Halle. Ives ging rasch und zielstrebig durch einen langen Korridor, von dem ein schmaler Gang abzweigte. Die Türen zu beiden Seiten des Ganges trugen die Schilder von Zolldienststellen. Ungefähr am Ende des Ganges stoppte Ives vor einer Tür, an der

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