0793 - Die Aktivatorjagd
schwieg er und wartete auf Antwort. Aber die Sonnen- und Planetensymbole blieben so stumm wie eh und je.
Als Shilter irgendwo hinter sich ein Geräusch hörte, fuhr er herum. In seiner rechten Hand lag plötzlich ein Detonator, und die trichterförmige Waffenmündung zielte genau auf das Wesen, das aus einer Wandöffnung neben dem Thron getreten war.
Im nächsten Augenblick ließ Shilter die Waffe wieder sinken.
„Orghschletz!" flüsterte er erleichtert und ein wenig unwillig.
„Du weißt, daß ich ungestört sein will, wenn ich die Rechenschaftsberichte entgegennehme."
Das Wesen, das er Orghschletz genannt hatte, blieb etwa fünf Meter vor Shilter stehen. Es trug eine Kombination von der Farbe und dem ungefähren Zuschnitt ehemaliger carsualscher Raumkombinationen, stand auf zwei Beinen und hatte zwei Arme. Das war aber auch schon das einzige, was es äußerlich mit einem Menschen gemein hatte.
Der Kopf wurde von zwei riesigen ovalen Augen beherrscht, die safrangelb leuchteten und zwei Drittel des Gesichts einnahmen.
Der Rest des Gesichts war von kurzem schwarzen Pelz bedeckt, der dort, wo sich bei einem Menschen die Ohren befanden, in zwei borstige Ausläufer überging, die gleich überdimensionalen Schnurrbartspitzen je einen Viertelmeter vom Kopf abstanden.
Dort, wo beim Menschen das Kinn war, befand sich ein Mund von der Form eines flachen Dreiecks. Seine Verschlußlamellen öffneten und schlossen sich beim Sprechen in schnellem Wechsel.
„Du brauchst meine Hilfe, also bin ich gekommen", sagte Orghschletz. Seine Stimme klang gequetscht und war von dünnen Pfeiftönen begleitet. Der Extraterrestrier hatte Jahre gebraucht, um seine stimmbildenden Organe darauf zu trainieren, in einem Frequenzbereich zu sprechen, der für Menschen wahrnehmbar war.
Shilters Schultern sanken herab. Seine Haltung wirkte nicht mehr herrschsüchtig.
„Schon gut", sagte er. „Ich werde mich setzen, dann kann ich dir besser zuhören, Orghschletz."
Langsam, beinahe schlurfend, ging er zu seinem Thron, setzte sich hinein und schloß die Augen.
Während der Extraterrestrier einen Gesang in der Sprache seines Volkes anstimmte, entspannte er sich mehr und mehr Gleichzeitig erinnerte er sich an den Urahn von Orghschletz, der einmal sein Gegner gewesen war.
USO-General Udschbdaan war Kommandant der USO-Geheimstation JEON KRAINA gewesen, als die Laren in der Milchstraße auftauchten und die machtpolitischen Verhältnisse radikal änderten.
Als auch die UNITED STARS ORGANIZATION unter dem Druck der Laren zusammenbrach, stellte General Udschbdaan es seinen Leuten frei, entweder mit einem der kleinen Raumschiffe der Station abzufliegen oder sich weiterhin als Ingenieure, Techniker, Raumsoldaten und Spezialisten der USO zu betrachten und in der Station auszuharren, bis sich die Verhältnisse wieder änderten.
Knapp ein Drittel der Frauen und Männer hatten damals die Station verlassen, darunter die meisten Extraterrestrier, von denen viele bewährte Spezialisten gewesen waren. Aber die Sorge um das Schicksal ihrer Völker hatte sie nach Hause gezogen.
Als sich die Verhältnisse nicht änderten und später die Erde durch einen Transmitter floh und die Laren und Überschweren das restliche Solsystem besetzten, war von der Restbesatzung rund die Hälfte in einem zweiten Schiff aufgebrochen.
Die übrigen blieben. Nach und nach verringerte sich die Besatzung jedoch durch Todesfälle und durch Verluste bei Aufklärungs- und Versorgungsflügen. Der Rest versuchte, die wichtigsten Sektionen der Station einsatzbereit zu halten, aber es waren einfach zu wenige.
Nur deshalb gelang es viele Jahre später Runeme Shilter und seiner ausgesuchten Ertruser-Truppe, sich in einem Handstreich in der Station festzusetzen. Danach allerdings brauchte Shilters Truppe fast ein Vierteljahr, um die gesamte Station in erbitterten Kämpfen zu erobern. Die Verluste auf beiden Seiten waren so groß, daß Shilter die Überlebenden der regulären USO-Besatzung am Leben ließ und dazu zwang, für ihn zu arbeiten.
General Udschbdaan war bei den Kämpfen gefallen. Aber seine Frau befand sich kurz vor der Eiablage. Runeme Shilter ließ die meisten Eier vernichten und behielt gerade soviel, daß daraus eine kleine Kolonie dieser Extraterrestrier entstand, deren Zahl er künstlich konstant hielt.
Die heute lebende Generation wußte nichts mehr von den Ereignissen, die zum derzeitigen Zustand in der Station geführt hatten, dafür war gesorgt worden. Ihre
Weitere Kostenlose Bücher