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0793 - Die Bruderschaft des Teufels

0793 - Die Bruderschaft des Teufels

Titel: 0793 - Die Bruderschaft des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dario Vandis
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Meister hatte seine Macht gezeigt, die SIE ihm verliehen hatte. Er war immer davon überzeugt gewesen, dass diesem Mann keine Grenzen gesetzt waren, doch das Gegenteil hatte sich gezeigt. Bei dem anschließenden Zwischenfall war auch der Meister hilflos gewesen…
    Maloy schloss die Gardinen, um das Straßenlicht auszusperren, und ließ sich auf das Sofa sinken. Seine Achtzimmerwohnung im feinen Hamburger Stadtteil Uhlenhorst war geschmackvoll eingerichtet, aber in der Dunkelheit schienen selbst die Schränke und Regale Arme zu bekommen, die nach ihm greifen und ihn würgen wollten.
    Stöhnend lockerte er den Krawattenknoten. Es war gerade erst zwei Jahre her, dass er das Gefühl gehabt hatte, auf einer Klippe zu stehen, den gähnenden Abgrund unter sich. Ein abgeschlossenes Jurastudium, Dutzende Bewerbungen und ebenso viele Kommilitonen, die sich ihren Karrieren widmeten und ihn nach und nach fallen ließen - wie einen Leprakranken, dessen Leben nach und nach in Stücke brach. Er war der Schlechteste seines Jahrgangs gewesen, faul, träge, ohne Ehrgeiz, aber mit diesem Misserfolg wollte er sich nicht abfinden. Und so ergriff er die einzige Chance, die sich ihm bot. Ein Bekannter war es, der ihn in die Bruderschaft einführte. Die verbotenen Riten hatten ihn fasziniert. Auch wenn er wusste, dass es Tierblut war, das der Meister auf dem Altar vergoss, hatte er die dunkle Erregung genossen, die ihn bei jener ersten Schwarzen Messe überkam.
    Dieser Augenblick hatte sein Leben verändert. Wie durch eine Fügung begann sich nun auch seine Karriere zum Besseren zu wenden. Er bekam einen Job bei einer angesehenen Kanzlei am Ballindamm. Ein gut dotiertes Angebot als Experte für Steuerrecht, das ihm einen exzessiven Lebensstil erlaubte.
    Er begriff, dass sein plötzlicher Erfolg mit der Bruderschaft Zusammenhängen musste. Er wusste nicht, wie der Meister es bewerkstelligte, und es war ihm auch egal. Er genoss den Erfolg, dem er so lange hatte entsagen müssen.
    Doch bald wurden die Rituale finsterer und grausamer, bis sie am heutigen Abend in der Wiedererweckung einer Toten ihren Höhepunkt erreicht hatten. Maloy war Zeuge eines unglaublichen Vorgangs geworden, und die Erregung, die ihn noch vor wenigen Wochen gepackt hatte, war längst in Misstrauen und Angst umgeschlagen.
    Wie weit würde der Meister noch gehen? Wie viel zählte ein Menschenleben in seinen Augen? Würde er morden, wenn es seinen Zielen diente?
    Maloy wollte kein Verbrecher sein. Dabei war er es längst, mit Haut und Haaren, das hatte er jetzt endlich erkannt. Er steckte schon viel zu tief im Sumpf, und es wurde Zeit, sich daraus zu befreien.
    Maloy rannte ins Badezimmer und ließ sich kaltes Wasser über das Gesicht laufen. Danach kehrte er zurück in sein Heimbüro. Ein schwerer Mahagonischreibtisch füllte den Raum aus, in dem er so gut wie niemals arbeitete, weil er stets bis spätabends in der Kanzlei beschäftigt war.
    Die oberste Schublade besaß ein Messingschloss. Maloy drehte den Schlüssel herum. In einem Ledereinband fand er den zerknitterten Zettel, der ihm vor ein paar Tagen zugesteckt worden war. Auf dem Papier stand kein Name, nur eine Telefonnummer. Die Ziffern schienen vor seinen Augen zu verschwimmen.
    Er hob den Hörer ab - und ließ ihn wieder sinken.
    Vielleicht wurde das Telefon abgehört. Der Bruderschaft war alles zuzutrauen.
    Er steckte den Zettel in die Hosentasche und warf sich den Mantel über. Ein Spaziergang würde ihm gut tun. Er brauchte jetzt Frischluft, vielleicht bekam er dann auch wieder einen klaren Kopf.
    Er ging die Bellevue entlang, bis er zur Alster kam. Die Wege waren beleuchtet, trotzdem erblickte Maloy hinter jedem Baum, hinter jedem Strauch einen Schatten, der nach ihm greifen wollte. Eine Viertelstunde später erreichte er das Atlantic-Hotel.
    Mit schnellen Schritten näherte er sich der Telefonzelle. Die Nummer zu wählen war einfach, viel einfacher, als er gedacht hatte.
    »Ja?«, ertönte es misstrauisch aus dem Hörer.
    »Sind Sie das, Hennings?«, fragte Maloy.
    »Wer spricht da?«
    »Maloy. Wir haben uns letzte Woche unterhalten.«
    Schweigen. Die Luft um Maloy herum schien zu gerinnen.
    »Ich hoffe, Ihr Angebot steht noch«, sagte er. »Wir müssen uns treffen… morgen. Dann werde ich Ihnen alles über die Bruderschaft verraten.«
    »In Ordnung«, sagte der Mann, den Maloy mit Hennings angesprochen hatte, endlich, »um zehn Uhr abends, im Alsterpavillon.«
    Maloy drückte den Hörer auf die Gabel.

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