0817 - Statthalter des Bösen
deutete auf das schwarze Amulett, das ihm an einer Kette vor der Brust hing.
„Diesmal lasse ich mein Bhavacca Kr'ah jedenfalls nicht aus den Augen, sonst lassen Sie es wieder verschwinden - wie schon so oft, Sie niederträchtiger Marswurm!"
„Ja, Sir", sagte ich, während ich angestrengt darüber nachdachte, wie ich dem leichenhäutigen Scheusal diesmal trotz seiner Wachsamkeit das Amulett entwenden könnte, denn ich fühlte mich in meiner Ehre als Mitglied der Diebesgilde von Na'-nac gekränkt.
Anscheinend befriedigt, wandte sich Dalaimoc Rorvic an unsere beiden Begleiter und sagte: „Sie verhalten sich absolut still und haben nur die Aufgabe, unsere Rückkehr abzuwarten! Auch Funkverkehr mit uns ist Ihnen untersagt. Nur In Notfällen dürfen Sie uns anrufen. Ist das klar?"
„Alles klar!" sagten die beiden Solaner wie aus einem Mund.
Ich behängte mich mit meiner Einsatzausrüstung und kam mir dabei wie ein Weihnachtsbaum vor.
Danach verabschiedete ich mich von Topper und Brol. Ich fühlte Unbehagen, weil wir sie allein zurückließen. Sie hatten schließlich keinerlei Erfahrungen mit Einsätzen auf fremden Welten gesammelt.
Andererseits sollten sie sich passiv verhalten, was keine unerfüllbare Forderung darstellte.
Dennoch wurde ich mein Unbehagen auch dann nicht los, als ich mit Rorvic die Space-Jet verließ. Wir erhoben uns mit Hilfe unserer Flugaggregate in die Luft und flogen ein Stück aufs Meer hinaus.
Dort nahmen wir Kurs nach Norden, denn in dieser Richtung lagen die nächsten Städte der Varben auf Koriet - und einer von ihnen wollten wir einen Besuch abstatten, um uns erst einmal über die hiesigen Verhältnisse zu informieren, bevor wir mit dem eigentlichen Einsatz begannen.
*
Nach anderthalb Stunden Flug sahen wir in weiter Ferne mehrere metallisch schimmernde Kugeln, die scheinbar in einiger Höhe über dem Boden nahe am Meeresufer schwebten.
„Eine varbische Stadt!" entfuhr es mir.
Rorvic antwortete nicht. Es war auch nicht nötig. Ich hatte bereits einige Städte der Varben gesehen, wenn auch nur aus dem Orbit der SOL um Wassytoir. Doch mit dem Elektronenteleskop hatten sich sogar so winzige Einzelheiten wie Kratzer und Ausbesserungsstellen an den Gebäudeblasen feststellen lassen.
Die Stadt auf Koriet, die soeben in Sicht gekommen war, schien nicht nur als Ganzes kleiner zu sein.
Auch die Gebäudeblasen kamen mir kleiner vor - und sie wirkten irgendwie bodenverbundener infolge ihrer geringen Höhe.
Der Tibeter schwenkte unverhofft nach rechts, in Richtung Ufer, ab, und aus meiner Helmfunkanlage drang seine mürrische, ewig phlegmatische Stimme.
„Sie wollen wohl geradewegs und offen auf die Stadt zufliegen, Captain Hainu, wie?"
„Keineswegs", erwiderte ich. „Aber wir sind noch ziemlich weit entfernt und könnten ruhig noch ein Stück über dem Meer bleiben."
„Nichts da!" erklärte Rorvic. „Folgen Sie mir endlich, oder soll ich Sie holen?"
Ich verspürte zur Zeit wenig Lust, mich zu streiten, deshalb schwenkte ich ebenfalls nach rechts ab.
Hinter mir blieben die träge rollenden Wogen des flachen Meeres zurück, aus dem sich hin und wieder ganze Schwärme platter, silbrig schimmernder Lebewesen schnellten und manchmal kilometerweit durch die Luft schwebten, als folgten sie unsichtbaren Energiestraßen.
Rorvic flog über die felsigen Uferklippen hinweg, schwebte am Hang eines Hochplateaus empor und steuerte schließlich die brettflache Hochebene selbst an. Dort landete er.
Ich ließ mich neben ihm zu Boden sinken und hätte mich am liebsten hingelegt, um einige Stunden zu schlafen. Schon die Ein-Gravo-Schwerkraft an Bord terranischer Raumschiffe belastete meinen auf Marsgravitation eingestellten Körper manchmal erheblich, obwohl ich mich im Laufe vieler Jahre weitgehend daran gewöhnt und auch von der Muskulatur her angepaßt hatte. Aber auf Koriet war die Schwerkraft um fast ein Fünftel höher. Außerdem herrschte infolge der relativen Nähe der roten Sonne ein heißes Klima, das für einen Marsianer der a-Klasse eigentlich unzumutbar war. Hätte die Sonne die Größe von Sol besessen, wären die Temperaturen hier sicher so mörderisch gewesen, daß die Entwicklung eigenständigen Lebens auf Koriet ausgeblieben wäre.
Dem fetten Tibeter schienen weder die hohe Schwerkraft noch die hohe Temperatur etwas auszumachen. Aber er war ja auch ausgeruht, da er während des größten Teils der Flugzeit gedöst hatte.
„Wir müssen uns eine Taktik zurechtlegen,
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