0838 - Welt ohne Himmel
aber…
Hobbler fielen die alten Geschichten wieder ein, die man den Kindern erzählte. Wie konnte sich denn jemand im Loch aufhalten, das doch zumindest über eine weitere Ebene hinweg freien Fall bedeutete? Natürlich wusste gerade er, wie man in die nächsttiefere Ebene wechseln konnte, ohne sich jeden Knochen im Leib zu brechen. Aber hier konnte er kein Seil, keine Plast-Leiter entdecken.
»Willst du nun leben oder nicht?« Der wulstige Zeigefinger winkte Hobbler zu sich. »Wenn ja, dann frag nicht, zögere nicht - befolge das, was man dir sagt.« Hobbler fuhr erschrocken herum, denn hinter ihm tauchte ein Junge auf, der in etwa seine Größe und Statur hatte. Und er war nackt!
Über dem Arm trug er eine schwarze Kutte, die er Hobbler hinhielt. »Schnell, gib mir deine Kutte - zieh die an. Rasch… er wird gleich hier sein.«
Der Gejagte verstand nicht, was hier geschah, aber er wusste nur zu genau, dass er nun nichts mehr zu verlieren hatte - außer seinem Leben. Also griff er nach dem mageren Strohhalm, den man ihm anbot. Mit raschen Bewegungen entledigte er sich der durchschwitzten Bekleidung und stülpte sich das schwarze Gewand über.
Der nackte Bursche vor ihm war da noch schneller als der ausgelaugte Hobbler. Augenblicke später nur trug er dessen Kutte… und rannte los, wie von bösen Geistern gehetzt. Ratlos stand Hobbler am Rand des Bodenlochs. Und nun? Die Hand war verschwunden… und Gahbur kam näher und näher. »Nun los, Hobbler, worauf willst du denn da oben noch warten? Auf deine Hinrichtung? Steig nach unten. Und pass auf, dass du keinen Griff verfehlst.«
Hobbler glaubte, seinen Augen nicht mehr trauen zu können, als er die breiten und tief in die Lochwandung reichenden Griffmulden sah. Wie oft war er hier gewesen? Wie oft hatte er sicher auch in genau dieses Loch gesehen, hatte sich dort halsbrecherisch an einem Seil auf die nächsttiefere Ebene hinabgehangelt? Diese Mulden… sie waren ganz sicher nicht vorhanden gewesen, denn sonst hätte er sie dankbar genutzt.
Aber das war nun gleichgültig. Behände, trotz seiner Behinderung und den Schmerzen, war er rasch um zwei Manneslängen in die Tiefe geklettert.
Dann legten sich fleischige Finger vor seinen Mund.
Und Hobbler glaubte, dass er hier und jetzt ersticken musste…
***
»Das sind ja fantastische Aufnahmen.«
In der texanischen Zentrale von Tendyke Industries gab es so unzählig viele Räume, dass Professor Zamorra beim besten Willen nicht sagen konnte, ob er gerade diesen hier schon einmal vorher betreten hatte. Jedenfalls hatte sich die der Tür gegenüberliegende Wand als Projektionsfläche entpuppt, auf der nun großartige Aufnahmen aus dem Weltall zu bewundern waren.
Am lautesten bewunderte Nicole Duval. Außer den beiden Lebenspartnern war nur noch Robert Tendyke anwesend, der zu diesem Termin gebeten hatte. Zamorra warf dem Konzernchef, Abenteurer, Sohn des Asmodis - und vor allem guten Freund! - einen misstrauischen Seitenblick zu.
Was sie dort zu sehen bekamen, das waren Aufnahmen, die von dem letzten verbliebenen Spider gemacht worden waren, dem Raumschiff der nicht mehr existierenden Rasse der Meeghs.
Oder existierten sie doch noch?
Es war gerade mal eine Woche her, da hatten Zamorra und Nicole in Roswell eine ganze Gruppe von Meeghs ken-, nen gelernt, die unbedingt die geheime US-Basis AREA 51 infiltrieren wollten, um an die dort gebunkerte Gkirr-Technologie zu kommen! [1]
Dazu benötigten sie aber wohl Hilfe, da sie selbst an den Sperren scheiterten. Zunächst hatte das Amulettwesen Taran ihnen helfen sollen, doch dann waren sie dem Auserwählten Zamorra begegnet…
Zamorra war dabei in die Meegh-Dimension geraten. Er hatte miterlebt, wie eine Kampfstation der Riesen vernichtet wurde. Riesen, die er erstmals erlebt hatte, als sich das siebte Siegel jenes geheimnisvollen Buches geöffnet hatte, das ihn mehr und mehr süchtig machte. Zumindest behaupteten die anderen das - er selbst hielt es für völlig normal, dass er alle dreizehn Siegel öffnen wollte!
Damals hatte er sich auf die Sache mit den Riesen noch keinen Reim machen können. Sie hatten Nicole und ihn bekämpft, und schließlich hatte er die Station atomar gesprengt.
Diesmal war es anders gewesen.
Eine gewaltige Flotte von Meegh-Spidern hatte eine Riesen-Station angegriffen und zerstört. Gerade noch rechtzeitig vorher war Zamorra an Bord eines dieser Schattenraumschiffe gelangt. Mit einem Bluff hatte er die Meeghs gezwungen, ihn wieder in
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