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0838 - Wo die Angst zu Hause ist

0838 - Wo die Angst zu Hause ist

Titel: 0838 - Wo die Angst zu Hause ist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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stand ein Mann!
    ***
    In den folgenden zwei Sekunden rührte ich mich nicht, denn dieser Anblick hatte mich einfach starr gemacht. Ich kannte den Mann, aber ich hätte nie damit gerechnet, ihn hier zu sehen. Und er war auch nur äußerlich ein Mann, in Wirklichkeit konnte man ihn als Geist, Engel und als Mensch bezeichnen - von allem etwas.
    Er sah ebenso aus wie damals, als ich ihm zum erstenmal begegnet war. Noch immer umwuchs das schwarze Haar seinen Kopf wie große, weiche Wellen. Das Haar floß, es schien in einer ständigen Bewegung zu sein. Dazu paßte auch der lange schwarze Mantel und das Hemd mit den Rüschen und Borten. Im Gegensatz zu seiner dunklen Kleidung wirkte die Gesichtsfarbe bleich, und diese Gestalt hätte in einem Film durchaus als schöner und verführerischer Vampir mitspielen können. Ich wußte genau, daß er es nicht war. Daß dieser Mann mit den weichen und asketischen Gesichtszügen die Gerechtigkeit auf seine Fahne geschrieben hatte, auch wenn er dabei seine eigenen Wege ging.
    Noch stand er im Gang.
    Das änderte sich bald.
    Er umfaßte den äußeren Griff und zog die Tür mit einer geschmeidiger Bewegung auf.
    Dann trat er ein. Es war Raniel, der Gerechte!
    ***
    Jane Collins hatte schon Mut bewiesen, als sie allen Warnungen zum Trotz die relative Sicherheit des Abteils verlassen hatte. Im Prinzip stand sie auf Johns Seite, aber sie mußte zugleich ihren Gefühlen nachgehen, und die waren stärker als die Vorsicht, worüber sie sich ebenfalls wunderte, denn so intensiv hatte Jane sie in der letzten Zeit nie erlebt. Sie konnte zwar zurück, aber sie wollte es nicht, und deshalb setzte sie auch ihren Weg fort.
    Vor ihr lag der Gang. Rechts bauten sich die einzelnen Abteile auf. Auch Jane warf bei ihrem Gang immer wieder einen Blick hinein, ohne etwas Verdächtiges erkennen zu können. Schwach waren sie nur besetzt. Wenn mehr als eine Person darin ihren Platz gefunden hatten, dann kannten sich die Reisenden und sprachen miteinander.
    Im letzten Abteil dieses Wagens saß eine ältere Frau, die Musik hörte. In ihrer unmodernen Kleidung kam sie Jane vor, als wäre sie von der Zeit einfach vergessen worden. Verzückt lauschte sie den Operettenmelodien, die aus den Lautsprechern drangen. Der Hut auf dem Kopf der Frau erinnerte in seiner Größe an ein Wagenrad.
    Jane setzte ihren Weg fort. Auf dein Mittelstück zwischen den beiden Wagen spürte sie die Vibration des Zuges besonders deutlich, ebenso wie die kalte Luft, die sie umfing. Das änderte sich rasch, als sie den nächsten Wagen mit schnellen Schritten durchquerte, um anschließend den zu erreichen, in dem die drei Männer ein Abteil besetzt hielten.
    Sie gab es nur ungern zu, es ließ sich auch nicht unterdrücken. Ihr Herz schlug schon schneller, und auch die leichte Gänsehaut war nicht zu vertreiben.
    Jane überlegte, das wievielte Abteil es auf der rechten Seite war. Das dritte oder vierte…
    Es war das dritte!
    Licht brannte im Innern. Sie schaute nach rechts, sie erschrak beinahe, denn nur eine Person saß darin. Henry O. Sellnick hatte es sich bequem gemacht, die Beine ausgestreckt und auf den Sitz gegenüber gelegt. Der Dunkelhaarige hatte ihm tatsächlich etwas zu essen besorgt, denn er war dabei, irgendeine Joghurtspeise in sich hineinzulöffeln.
    Er ließ sich nicht stören, schaute nicht mal auf.
    Jane aber blieb stehen.
    Sie hatte den Eindruck, es einfach tun zu müssen, und so starrte sie auf die essende Person. Bei jedem Schluck bewegte sich das fleischige Gesicht, als bestünde die Haut aus Gummi und wäre kurzerhand über das Gesicht gestreift worden. Ein sattes, zufriedenes Grinsen umspielte die feuchten Lippen des Mannes. Es sah so aus, als wüßte er, daß er unter Kontrolle stand, wobei er sich aber nicht darum kümmerte.
    Er aß weiter.
    Jane konzentrierte sich auf ihn. Sie malte sich dicht hinter der Scheibe ab, sie spiegelte sich auch im Fenster. Sellnick mußte sie einfach bemerken, doch er nahm keine Notiz von ihr.
    Dafür spürte sie ihn.
    Es war etwas um ihn herum, das sie nicht sehen, nur orten oder fühlen konnte.
    Eine Aura, ein unsichtbarer böser Glanz. Etwas, das eigentlich in seinem Innern steckte und nur für besondere Menschen zu fühlen und zu begreifen war. Einfach eine sehr starke Kraft, auf die Sellnick sich verließ und die ihm auch die Macht gab, sich nicht aus der Ruhe bringen zu lassen.
    Jane versuchte natürlich, die Gefühle zu beschreiben. Es war ein Ansturm des Fremden, des Bösen,

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