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0838 - Wo die Angst zu Hause ist

0838 - Wo die Angst zu Hause ist

Titel: 0838 - Wo die Angst zu Hause ist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Schweinefleisch und Würste an.
    Sein Wagen wurde von einer Qualmwolke begleitet.
    Der Zug stoppte.
    Zu meiner Überraschung stiegen ziemlich viele Passagiere aus und nur wenige ein.
    Ich konnte das Zifferblatt einer alten Normaluhr erkennen. Wir waren pünktlich. Ein Schaffner lief an unserem Fenster entlang. In seinem Gesicht fiel nur der übergroße schwarze Schnauzbart auf.
    Dann ertönte ein Pfiff.
    Letzte Türen schlugen zu.
    Der übliche Ruck, und wir fuhren wieder. Ein Mann mit einem Koffer näherte sich von der linken Seite her unserem Abteil. Er trug einen dunklen Hut, stoppte für einen Moment, schaute durch die Glastür und ging dann weiter. Sein offenstehender Ledermantel wehte mit den Schößen hinter ihm her.
    »Gut, daß er weitergegangen ist«, sagte Jane. Dabei warf sie einen Blick auf ihre Uhr. »Jetzt fahren wir knapp zwei Stunden bis zum nächsten Halt. Mal sehen, wie langweilig es uns wird.«
    »Du kannst ja schlafen!«
    Sie deutete über ihre Schulter. »Hast du vergessen, wer zwei Wagen weiter hockt?«
    »Die wissen über uns nicht Bescheid.«
    »Meinst du?«
    »Ja.«
    »Ich bin mir da nicht so sicher«, erklärte Jane, und es klang überzeugt.
    »Warum nicht?«
    »Ich hatte dir doch gesagt, daß ich diesen Sellnick für eine Person halte, die sich nur versteckt. Wenn ich davon ausgehe, daß er zur anderen Seite gehört, wird er auch gewisse Antennen haben, die er sicherlich ausgefahren hat. Und diese Sensoren werden ihm sagen, daß es in seiner Umgebung gewisse Dinge gibt, die ihm gefährlich werden könnten.«
    »Du meinst also, daß er spürt, nicht nur von Freunden umgeben zu sein.«
    »Ja.«
    »Er hat mich nicht gesehen.«
    »Aber mich.«
    »Was bedeutet das? Er hat dir doch nichts getan.«
    »Stimmt alles, John. Nur habe ich dir nicht erzählt, daß er mich für einen Moment anschaute.« Sie zeigte auf ihre Augen. »Es war ein winziger Blickkontakt, wobei ich in dieser knappen Zeitspanne den Eindruck hatte, als wäre es ihm gelungen, mir bis auf den Grund meiner Seele zu schauen. Du kannst es für Spinnerei halten, du kannst aber auch darüber nachdenken, ganz wie du willst.«
    »Nein, nein, ich höre genau zu und finde es auch außergewöhnlich interessant. Gehen wir davon aus, daß du recht hast, Jane, was bedeutet es genau?«
    »Daß er Bescheid weiß. Er ist darüber informiert, daß sich zumindest eine Person in seiner Nähe aufhält, die ebenfalls so etwas wie Verstecken spielt.«
    »Meinst du dich damit?«
    »Wen sonst?«
    Ich winkte schroff ab. »Jetzt machst du aber die Mücke zum Elefanten, Jane.«
    »Das glaube ich nicht.«
    »Darf ich den Grund erfahren.«
    »Klar. Er weiß, daß etwas in mir steckt. Ein gewisser Rest von damals. Er muß es einfach gespürt haben.«
    »Und was macht dich so sicher?«
    »Seine Reaktion.«
    »Ich denke, er hat nicht reagiert.«
    »Nicht so direkt oder auffällig. Er saß plötzlich da wie auf dem Sprung, und ich zog mich dann zurück, habe von der Seite her noch einmal in den Wagen geschielt und konnte so erkennen, daß er mir nachschaute.«
    Ich legte die Stirn in Falten und schaute aus dem Fenster. Es war inzwischen dämmrig geworden.
    Von der Landschaft konnte ich so gut wie nichts erkennen. Auch bei Tageslicht hätte sie bestimmt nicht schön ausgesehen. Sie erinnerte mich an ein graues Tuch, in dem hin und wieder dunkle Umrisse zu sehen waren. Mal Büsche, mal ein paar Häuser, dann wieder ein kleines Dorf auf dem Land.
    »Kein Kommentar, John?«
    »Doch. Ich frage mich, was du dagegen tun willst?«
    »Ich gehe noch einmal vorbei.«
    »Allein?«
    »Ja.«
    »Und dann?«
    Sie hob die Schultern. »Wenn er wieder so reagiert, weiß ich, daß es bei meiner ersten Begegnung kein Zufall gewesen ist.« Sie wollte weitersprechen, aber ein Schatten verdunkelte den Ausschnitt vor unserer Abteiltür. Dort ging ein Reisender vorbei, ein Mann in einer Lederjacke, den wir zusammen mit dem Blonden und Sellnick auf dem Bahnsteig in Franktfurt/Oder gesehen hatten.
    Er ging zwar vorbei, aber er verlangsamte seine Schritte, so daß er einen längeren Blick in unser Abteil werfen konnte. Ich schaute zum Fenster hinaus, er sollte mich nicht genau sehen, um mich auch nicht beschreiben zu können. In der Scheibe aber malte sich schwach seine Gestalt ab, die dann wie ein Schatten verschwand.
    Sofort setzte ich mich wieder normal hin und sah Jane, wie sie nickte. »Das ist es gewesen, John.«
    »Was gewesen?«
    »Die Kontrolle.«
    Da ich nicht weitersprach, redete

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