084 - Stoßtrupp ins Niemandsland
seht überrascht aus.«
»Das sind wir auch«, gestand Jed. »Wir hatten nicht damit gerechnet, in dieser Gegend auf Menschen zu stoßen.«
»Wer seid ihr? Ihr seid keine Kumani…«
»Nein«, gestand Jed, während er sich gleichzeitig fragte, was
»Kumani« bedeuten mochte. Handelte es sich dabei um die Sippe des Zyklopen? Vielleicht gar um ein ganzes Volk?
»Mein Name ist Jed Stuart«, stellte er sich vor, »und das hier ist Staff Sergeant Majela Ncombe.«
»Steffsorschn«, wiederholte der Fremde das Wort, das er nicht verstanden hatte.
»Das bedeutet, dass sie eine Kriegerin ist«, erklärte Jed kurzerhand.
»Eine Kriegerin?« In den Zügen des Fremden zuckte es für einen Moment, dann kehrte die alte Gelassenheit zurück. »Die Kumani sind keine Krieger«, erklärte er. »Wir sind Sammler.«
»Die Kumani«, nahm Jed den Hinweis auf, »ist das dein Stamm?«
»Ja.«
»Wer bist du?«
»Ich bin Vrago«, stellte der Fremde sich vor, aber es klang seltsam teilnahmslos.
»Okay«, wandte sich Majela flüsternd an ihren Begleiter.
»Könntest du mir vielleicht zwischendurch mal verraten, was der Typ da von sich gibt?«
»Er sagt, sein Name sei Vrago«, dolmetschte Jed. »Offenbar gehört er zu einem Stamm, der sich ,Kumani’ nennt. Da ist alles, was ich bislang herausgefunden habe.«
»Klasse. Und wieso dauert das so lange?«
»Höflichkeit«, erwiderte Jed mit spitzbübischem Grinsen.
»Verzeiht«, ließ sich Vrago jetzt wieder vernehmen. »Ich bin schon so lange allein, dass ich vergessen habe, was das Gastrecht verlangt. Natürlich lade ich euch ein, meine Gäste zu sein. Erweist mir die Ehre, meine Hütte mit euch zu teilen, Jed Stuart und Majela Ncombe.«
»Was?«, fragte Majela nur.
»Er lädt uns ein, seine Gäste zu sein«, übersetzte Jed zögernd.
»Und?«
»Ich weiß nicht. Irgendwie gefällt mir die Sache nicht…«
»Bist du verrückt?« Majela schickte ihm einen verdrossenen Blick. »Seit Tagen latschen wir durch dieses verdammte Ödland und schlafen jede Nacht unter freiem Himmel und auf nacktem Stein, und du willst ernstlich ein Angebot ausschlagen, in einer Hütte zu übernachten? Mit einem richtigen Dach über dem Kopf?«
»Nun, vorhin sagtest du noch…«
»Vergiss es«, versetzte Majela, während sie sich in dem kleinen Lager umschaute. »Dieser Vrago mag nicht eben der Reinlichste sein, aber er sieht mir doch ziemlich harmlos aus. Mal abgesehen davon, dass er nur eine halbe Sonnenbrille braucht.«
»Was ist mit euch, Jed Stuart und Majela Ncombe?«, fragte der Einsiedler, wobei sein einzelnes Auge die beiden aufmerksam taxierte. »Wollt ihr mein Angebot nicht annehmen?«
»Doch, natürlich«, erklärte Jed rasch. »Wir haben nur darüber gesprochen, dass wir nichts haben, das wir dir als Gegenleistung bieten können.«
»Das ist nicht nötig«, erwiderte der Alte und deutete eine Verbeugung an. »Die Ehre eurer Gesellschaft ist mir Belohnung genug.«
»In diesem Fall danken wir dir«, erwiderte Jed und verbeugte sich ebenfalls, »und nehmen deine Einladung gerne an.«
»Bitte.« Vrago deutete auf den Eingang seiner Behausung.
»Mein Heim gehört euch. Geht hinein und ruht euch aus. Ihr seid sicher hungrig?«
Das war noch untertrieben. In den ersten Tagen, in denen Jed und Majela unterwegs gewesen waren, hatten sie sich noch von den wenigen mitgeführten Vorräten ernährt. Danach waren sie darauf angewiesen gewesen, selbst für Proviant zu sorgen. Im besten Fall hatten sie sich von Wurzeln und Brabeelen ernährt - im schlechteren Fall von Heuschrecken und Erdmäusen.
Jed und Majela bedankten sich und betraten die Hütte. Vrago versprach sofort nachzukommen, nachdem er Nahrung besorgt hätte.
Kaum waren seine beiden Gäste in der Hütte verschwunden, griff er nach einem der Seile, die neben der Hütte an einen Pflock im sandigen Boden gebunden waren. Er löste den Knoten des Seils und zog daran - und vom Rand der Senke erklang ein schleppendes Geräusch.
Elle um Elle holte der alte Einsiedler das Seil ein, an dessen Ende ein kleiner hölzerner Kasten hing. Im Inneren bewegte sich etwas. Vrago nickte zufrieden und holte das Seil vollends ein, zog den Kasten zu sich heran. Mit geübtem Griff öffnete er die Klappe an der Vorderseite und griff hinein. Er zog ein rattengroßes Tier mit struppigem Fell und spitzen Nagezähnen hervor.
Der Alte grunzte zufrieden, während er das sich windende und kreischende Tier am Nackenfell hielt. Seine Rechte glitt unter sein Gewand
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