0845 - Das Höllenhaus
und nun neben uns stehenblieb.
»Ja. Das Haus ist mehrmals abgebrannt, aber es steht noch immer. Es… es muß sich wohl aus den Flammen erneuert haben. Das hört sich verrückt an, ist aber so.«
»Und das glauben Sie?« fragte ich.
»Nicht nur ich. Die meisten Bewohner von Wye glauben daran. Wir sind auch froh, daß dieses Haus nicht im Ort steht, sondern weiter entfernt. Übersehen können Sie es nicht, weil es allein auf einer kleinen Anhöhe steht.«
»Wie kommen wir hin?« fragte Bill.
Der Tankwart räusperte sich. »Nehmen Sie die nächste Straße rechts. Da verlassen Sie dann den Ort und erreichen das flache Gelände. Das Haus können Sie nicht übersehen.«
»Danke.« Bill folgte dem Mann zur Kasse und zahlte. Ich blieb zurück, war nachdenklicher geworden. Meine Lockerheit hatte sich davongemacht, denn ich hatte den Worten des Tankwarts genau zugehört. Es gab keinen Grund zur Lüge für ihn, und Spukhäuser waren mir ebenfalls ein Begriff.
Es lag noch nicht lange zurück, da hatte ich in Polen mit einem ähnlichen Phänomen zu tun gehabt.
Bill kehrte zurück. »Können wir?« fragte er. Dabei sah er nicht mehr so locker und fröhlich aus wie noch vor dem Gespräch mit dem Tankwart.
»Aber klar.«
Bill ging vor mir her und erreichte seinen Wagen als erster. Ich ließ mir Zeit. Die Sonne stand auch weiterhin über uns und schien auf die Erde nieder, als wollte sie den vergangenen Winter vergessen und die Menschen fröhlicher machen.
Bei vielen mochte das zutreffen, nicht bei mir. Ich empfand ihre Strahlen nicht mehr als warm, sie kamen mir kälter vor. Beinahe wie kaltes Feuer…
»Du bist aber schon früh auf den Beinen«, sagte Sheila Conolly, als Johnny plötzlich erschien, frisch geduscht, aber noch in den Bademantel eingewickelt. Sheila war dabei, sich eine Jacke überzustreifen. Sie wollte kurz wegfahren und beim Blumenhändler frische Sträuße für die Wohnung kaufen.
»Ich hielt es nicht mehr aus im Bett.«
Sie lächelte. »Klar, bei dem Sonnenschein. Der treibt auch Langschläfer aus den Federn.«
»Ist Dad schon weg?«
»Ja, er wollte noch bei John vorbei und es auch nicht zu spät werden lassen.«
»Dann fahren die beiden heute zu diesem Haus, das da in dem Text erwähnt wurde.«
»Das hatten sie vor.«
»Und wann wollen sie zurückkommen?«
»Ich werde ein Abendessen vorbereiten. John wird mit uns hier essen, denke ich mal.«
»Ich aber nicht.«
»Ja, ja, ich weiß, ihr habt mal wieder was vor«, gab sich Sheila hellseherisch.
»Wir überlegen noch. Aber ich wer de bestimmt nicht hier sein, Mum.«
»Dann frühstücke wenigstens.«
»Und wie.«
Sheila öffnete die Haustür. Die Sonne stand günstig und schien in den Flur. »Bye, Johnny.«
»Bis später.« Der Junge schloß hinter seiner Mutter die Tür, und über seine Lippen huschte ein Lächeln. Er war froh, alleine zu sein, so konnte er in Ruhe telefonieren.
Leider hatte sein Vater das Blatt aus dem Tagebuch mitgenommen. Es machte im Prinzip nicht viel aus, denn er hatte den Text beinahe auswendig gelernt und ihn auch über Nacht nicht vergessen.
Johnny holte das tragbare Telefon, ließ sich in einem Sessel nieder und wählte Allan Slaters Nummer.
Seine Mutter meldete sich. »Guten Morgen, Mrs. Slaters, hier ist Johnny. Kann ich Allan mal sprechen?«
»Oh - da muß ich schauen, ob er schon aufgestanden ist.«
»Wenn nicht, wecken Sie ihn bitte. Es ist dringend.«
»Ja, ja«, stöhnte die Frau. »Was ist bei euch schon unwichtig! Warte mal.«
Johnny wartete. Er schob dabei seine Füße vor und zurück und spürte den weichen Teppich an seinen nackten Hacken. Es dauerte lange, aber er hatte Glück, denn Freund Allan meldete sich - mit verschlafen klingender Stimme.
»Bist du es wirklich?«
»Und ob.«
»Es ist noch Nacht.«
»Bei dir vielleicht, nicht bei mir. Hast du vergessen, was wir besprochen haben?«
»Nein, aber ich dachte nicht, daß du so früh anrufen würdest. Das ist schon pervers.«
»Komm, reiß dich zusammen. Eine Idee, was wir heute anstellen könnten, hast du nicht?« Johnny hatte einen lauernden Klang in seine Stimme gelegt.
»Habe ich auch nicht.«
»Gut, aber ich.«
Allan schwieg zunächst. Dann räusperte er sich. »Dir ist was eingefallen? Disco oder Kino?«
»Keines von beiden. Es kommt allerdings auf dich an und darauf, ob du Lust hast, mal wieder eine längere Strecke zu fahren.«
Allan wartete mit seiner Frage. »Wie lang soll sie denn sein, frage ich mal.«
»Wir müßten
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