0852 - Der Klang der Hölle
Schwarzhaarigen brachte sie in die Wirklichkeit zurück. »Denke nicht einmal daran, ihn angreifen zu wollen. Es würde dir keinen Erfolg bringen, nur Schmerz. Lange wirst du nicht mehr warten müssen. Gedulde dich - füge dich in die Dinge, die nicht mehr zu ändern sind.« Sie schloss erneut die Augen, schien völlig in sich zu versinken.
Die Wächterin machte einige Schritte rückwärts. Mit der linken Hand griff sie sich an die Kehle. Die Präsenz… sie war schon jetzt so mächtig, dass sie ihr die Luft raubte.
Sie sah, wie sich die grobkörnige Oberfläche der Stele zu verändern begann.
Es hatte begonnen…
***
Dr. Artimus van Zant war Physiker -kein Held!
Er hatte sich um diese Rolle nun wirklich nicht beworben. Alles war einfach so passiert. Die überragenden Fähigkeiten auf seinem Fachgebiet hatte ihn zu Tendyke Industries gebracht, wo die Tatsache nicht verborgen geblieben war, dass er ein überaus talentierter Tüftler war, ein Düsentrieb der Elektronik, wie Robert Tendyke einmal gesagt hatte.
Die Begegnung mit Professor Zamorra und seinem Team hatte Artimus' Leben gründlich umgekrempelt… Meegh-Technologie, die DYNASTIE DER EWIGEN… er hatte es schlucken müssen, dass die geistigen Ergüsse von Science Fiction-Autoren und Hollywood-Regisseuren hier harte Realität waren.
Artimus hatte es geschluckt, denn wie groß seine Angst auch immer war - seine Neugier war um einiges größer. Sie wandelte sich in Wagemut, die aus einem Zuschauer den Aktivisten machte. Er hatte große Siege miterlebt, bittere Niederlagen eingesteckt. Khira… Julie… er hatte ihren Tod nicht verhindern können.
Dann die weiße Stadt in der Hölle, die Begegnung mit der Wächterin, die in ihm einen Krieger Armakaths erkannte. Er, ein Krieger? Ein Superheld?
Artimus fühlte sich von dieser Rolle Lichtjahre weit entfernt. Er wollte sie nicht ausfüllen, und er konnte es auch sicherlich nicht.
Schild und Speer, so hatte die Wächterin die Attribute benannt, die in einem Krieger der weißen Stadt ruhten. Der Schild hatte sich als eine Art von Schutzfeld erwiesen, das Artimus in Armakath aktivieren konnte. In ihm baute sich eine Undefinierte Angst vor dem auf, was hinter dem Begriff Speer lauern mochte. Es war nicht sein Ding, aggressiv nach vorne zu stürmen, zu einer Waffe zu mutieren - zumindest suggerierte der Begriff Speer das in ihm.
Doch sein Erlebnis hinter der Bühne des Rockkonzerts hatte der Sache die Krone aufgesetzt.
Hüte Schild und Speer, Bruder…
Waren es die Krieger anderer Städte wie Armakath, die ihn so gerufen hatten? Alles deutete für Artimus darauf hin. Wer oder was war ein Praetor? Van Zant wusste nur, dass Eile geboten war.
Eile, der mit Zamorra momentan nur schwerlich Rechnung zu tragen war. Der Professor hatte darauf bestanden, zunächst zum Château Montagne zurückzukehren. Nun wartete van Zant ungeduldig darauf, dass Zamorra endlich den Transfer in die Schwefelklüfte einleiten mochte.
Nicole legte eine Hand auf die Schulter des Physikers. »Er wird gleich kommen. Er holt ja nur unsere Dhyarra-Kristalle.«
Artimus nickte.
Nicole fuhr mit einem Seufzer fort. »Glaube mir, wenn Dalius erreichbar wäre, dann hätte Zamorra ihn gebeten, dich nach Armakath zu begleiten.«
In Nicoles Stimme schwang Angst und eine Portion Resignation mit. Vor allem quälte sie die Frage: Wie lange mochte die Schutzhülle aus Glück, Zufällen und Zamorras magischen Fähigkeiten noch halten? Wie dick war sie noch? Nicole konnte erste Risse darin erkennen, besonders dann, wenn sie Zamorras während der Siegel-Krise völlig verändertes Verhalten seiner Umwelt gegenüber in Betracht zog. Jähzorn, Skrupellosigkeit, selbst die innere Bereitschaft zu morden… das alles war nicht der Zamorra, mit dem sie so viele Jahre ihr Leben geteilt hatte.
Aber vielleicht war das ja jetzt wirklich vorbei.
Sie wünschte sich Sicherheit.
Nicole und Artimus wandten sich um, als sie schwere Schritte vernahmen, die schleppend die Treppenstufen überwanden. Artimus erschrak - der Freund schien in den vergangenen Minuten um Jahre gealtert zu sein. Zamorras Körperhaltung war die eines alten Mannes, der das unsichtbare Gewicht, das auf seinen Schultern zu lasten schien, kaum noch zu tragen in der Lage war.
Als er die beiden sah, riss sich Zamorra sichtlich zusammen. »Was ist? Habe ich euch zu lange warten lassen?«
Es lag Verlegenheit in dieser Frage, die nicht zu denen gehörte, die eine unbedingte Antwort forderten. Und so
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