0852 - Feuer, Asche, altes Blut
bevor er nachdenklich vor den Ascheresten stehenblieb.
Er hielt den Kopf gesenkt, als wäre die Asche für ihn eine besondere Masse. Sehr genau schaute er sie an, dann bewegte er sein rechtes Bein und schaufelte den Rand der Asche nach innen, wo sie sich zu einem einzigen, grauen Haufen zusammenfügten.
Der war für ihn wichtig.
Er bückte sich.
Obwohl die Asche noch heiß war, steckte er seine Finger hinein und rührte sie um. Er tat so, als wäre er dabei, in der Asche etwas zu suchen, das an Lambert erinnerte.
Ob er es fand, war nicht zu sagen, aber sein Gesicht zeigte einen zufriedenen Ausdruck. In der gebückten Haltung blieb er hocken.
Abermals griff er in die Tasche. Diesmal holte er kein Gefäß mit Benzin hervor, es war etwas anderes, das in seine Hand gefallen war. Sein dünner Mund lächelte, als er die Faust öffnete, denn nun lag der Gegenstand frei.
Es war ein Stein.
Allerdings kein normaler, sondern ein blutrot schimmernder. So groß wie Mallmanns Hand lag er dort wie ein dickes Stück Blut, das im Laufe der Zeit hart geworden war.
Mallmann lächelte.
Er wußte genau, was er da festhielt. Es war seine Existenzgarantie, der unheimliche Blutstein, der ihm die Fortführung garantierte.
Der ihn widerstandsfähig machte und der ihn gelehrt hatte, vor nichts und niemandem Furcht zu haben, abgesehen von sehr ungewöhnlichen Ausnahmen, doch darüber wollte er jetzt nicht nachdenken. Für ihn hatte der Blutstein noch eine andere Funktion.
Nicht grundlos hatte er sich mit ihm in der letzten Zeit beschäftigt, und er würde es auch noch weiter tun, denn in wenigen Sekunden sollte der Blutstein seine eigentliche Feuerprobe bestehen.
Vor Mallmann lag die Asche.
Sie sah so harmlos aus. Sie unterschied sich in nichts von einer normalen Asche, abgesehen von einem leichten Braunton. Bei einem Windstoß wäre sie weggeweht worden.
Doch es war windstill.
Und Mallmann drückte den Stein in die Asche. Er legte ihn vorsichtig hinein und hatte sich dabei auch auf einen bestimmten Punkt konzentriert. Für ihn war einzig und allein die Mitte wichtig.
Der Stein fand seinen Platz.
Mallmann war zufrieden. Er schaute ihn an. Wegen des dunklen Untergrunds hob sich sein düsteres Leuchten besonders schaurig ab, und die Augen des Vampirs bekamen einen nahezu gierigen und auch leicht stolzen Glanz. Wenn er daran dachte, wem dieser Stein einmal gehört hatte und woraus er bestand, konnte er auch stolz sein.
Es war kein normaler Stein, denn er setzte sich schlichtweg nur aus Blut zusammen.
Blut, das sich einmal im Körper einer für Mallmann ungemein wichtigen Persönlichkeit befunden hatte. Blut des irren und wahnsinnigen Herrschers Vlad Dracula, der in Rumänien seine Blutherrschaft errichtet hatte und als Vater der mordenden Vampire galt.
Sein Blut, seine Macht, sein Geist…
Mallmann dachte daran, daß dieser Stein alles zusammen in sich vereinte. Er war ein magisches Kleinod, auf das er hundertprozentig setzen konnte. An ihm waren schon seine Gegner verzweifelt, denn dieser Blutstein machte Mallmann so mächtig. Er war der eigentliche Herrscher dieser düsteren Vampirwelt, und Mallmann selbst spürte eine gewisse Nervosität, als er auf ihn niederschaute.
Klappte es? Klappte es nicht?
Der Stein mußte ihm helfen. Er sollte seine Kräfte entfalten und sie auch umsetzen. Er sollte den Tod und die Vernichtung überwinden, um Leben entstehen zu lassen.
Gereinigtes Leben, geläutertes Leben, ein Leben, das gegen das resistent war, das es einmal vernichtet hatte.
Vor ihm lag die Asche.
Beau Lambert war offiziell tot.
Aber Mallmann wollte, daß es nicht so blieb, und deshalb setzte er den Stein an.
Dieser Stein war weder zu begreifen, noch richtig zu beschreiben.
Er konnte hart wie Fels sein, aber auch weich wie Gummi, es kam immer darauf an, was sein Besucher mit ihm vorhatte.
Für diesen Versuch brauchte er ihn weich. Dracula II kniete.
Wieder griff er in die Tasche und holte einen dünnen, vorn angespitzten Gegenstand hervor.
Es war ein Messer.
Mit der Spitze ritzte er den Stein an vier bestimmten Stellen kurz an. Nur kleine Schnitte, mehr nicht, er durfte nicht zuviel einsetzen, auch wenn es ihm in den Händen juckte.
Er schaute zu, wie aus diesen schmalen Öffnungen etwas hervordrang. Es war das alte dunkle Blut, es war nur ein kleiner Tropfen jeweils, aber er vergrößerte sich, kaum daß er Kontakt mit der Luft bekommen hatte. Die Schnitte schlossen sich sofort wieder, kaum daß die Tropfen das
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