0859 - Ring der Gewalt
sei-ner kleinen Flasche und änderte die Richtung seiner Flucht. Noch vor dem Morgengrauen war er an einer Stelle, die von der offenen Polschleuse keine fünfhundert Meter entfernt war.
Mit Schlamm bedeckt. Einige Ausrüstungsgegenstände verloren. Atemlos und schweiß-überströmt. Nicht am Ende seiner Kräfte, aber erschöpft. Sämtliche Muskeln schmerzten. Er las die vier riesigen Buchstaben an der Kugelwandung. G-R-Y-Z. Noch während er sich keuchend zu erholen versuchte, öffnete sich das Schleusenschott. Eine schmale Rampe schob sich zu Boden. Drei riesenhafte Menschen erschienen, in glänzende Raumanzüge gekleidet, aber ohne Raumhelme.
Dies müssen, nach allem was ich gelesen habe, Ertruser sein. Borl wartete. Die Geduld des Jägers zahlte sich aus. Zwanzig Minuten später war er klüger; jetzt wußte er fast al-les. Nur der Umstand, daß die Landschaft weitestgehend unbelebt war, daß er außeror-dentlich scharfe Ohren hatte, daß die drei Ertruser seinem Versteck sehr nahe kamen, ermöglichte es. Seine maßlose Erregung half ihm, den Dialog mehr zu verstehen als zu erraten.
„Wir treiben die Menschen und die terranische Crew von Bord."
„Sie werden sich zur KARMA durchschlagen, ohne viel Verluste."
„Bis sie dort sind, vergehen Tage, nicht wahr?"
„Vermutlich. Wir landen bei der KARMA, sehen uns um und spielen die Gruppe der Ret-ter."
„Natürlich zeigen sie uns das Schiff. Das Wrack, denke ich."
„Sollte es dort tatsächlich noch einen funktionierenden Hypersender geben, dann werden wir ihn natürlich zerstören müssen."
„Die einzig richtige Folgerung. Wenn die Menschen die Siedlung erreichen, werden sie den Vorcher-Pool-Flüchtlingen sagen, was wir vorhaben."
„Dein Plan ist ausgezeichnet, Hammar."
„Dreihundertzwanzig Ertruser... wir nehmen notfalls die KARMA mit bloßen Händen auseinander!"
„Alles klar. Fangen wir an?"
„Meinetwegen. Aber merkt es euch: wir müssen die Fiktion perfekt aufrechterhalten.
Un-sere Rollen müssen souverän gespielt werden."
„Verlasse dich darauf, Trompar."
Die Ertruser, wahre Riesen, die (wie Borl in der Speicherbibliothek gelesen hatte) mit Mikrogravitatoren ausgerüstet waren, weil sie in einer hohen Schwerkraft aufgewachsen waren, gingen zum Schiff zurück. In seinem Versteck aß und trank sich der Jäger satt, ließ sämtliche hinderlichen Ausrüstungsgegenstände zurück und machte sich, so schnell er konnte, auf den Weg nach Koyle-City. Drei Stunden später war er am Tor.
7.
Der erste Mann, den Hytawath Borl traf, war zufällig Donar Welz. Der Jäger warf die Si-cherheitstür des Zaunes hinter sich zu, wirbelte herum und packte den rechten Arm des kleinen Mannes. Die Waffe wurde nach vorn geschleudert, aber Hytawath schlug sie aus der Hand des Fanatikers und beförderte sie mit einer achtlosen Handbewegung über den Zaun in den Säuregraben.
„Du Wurm", sagte er leise, bebend vor Zorn. „Du hirnloser Winzling! Ich sollte dich umbringen, aber es gibt wichtigere Dinge. Sage deinen schwachsinnigen Anhängern, daß sie sich alle versammeln sollen. Und sei ganz gewiß, daß mein erster Schuß dich trifft, wenn es Schwierigkeiten gibt. Los, schnell! Ein Schiff ist gelandet."
Er sah gräßlich aus. Die Kleidung war zerrissen, die Haut blutete an mehreren Stellen, Teile der Ausrüstung waren Verlorengegangen. Von oben bis unten war Hytawath schlammbespritzt. Welz blickte ihn schweigend an, bis ihn der Jäger schüttelte, herum-drehte und ihm einen wütenden Tritt versetzte.
„Schnell! Und wenn du die Königskinder siehst... ich habe ihnen etwas zu erklären!"
Welz rannte schnell davon. Inzwischen würden die Ertruser die Menschen schon von Bord getrieben haben. Entweder bildete sich um diese Menge sehr schnell ein kleinerer, aber ebenso tödlicher Ring der Gewalt, oder sie wurden auf dem Marsch nach Koyle vom Dschungel und von diesem Ring der Gewalt umgebracht. Wenn nicht in rasender Eile gehandelt wurde, dann starben diese Unglücklichen, die keine Ahnung hatten, wogegen sie sich zu wehren hatten. Die Ertruser würden ihnen sicherlich keinen einzigen Strahler lassen. Der Jäger lief auf das Haus der Koyle-Zwillinge zu. Einige Patrouillen kamen vor-bei. Die Frauen und Männer starrten ihn voller Verwunderung an, aber sie wußten nicht, wie sie sich zu verhalten hatten. Mit einigen Sätzen sprang Hytawath die Holztreppe zu Meraldas „Büro" hinauf. Voin riß die Tür auf.
„Du, Hy? Bist du lebensmüde?"
Hytawath schob ihn
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