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0860 - Die Blutbank von Venedig

0860 - Die Blutbank von Venedig

Titel: 0860 - Die Blutbank von Venedig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Earl Warren
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möglich.
    Nicole legte einen Schein auf den Tisch und stand auf.
    »Lass uns zum Hotel gehen, Zamorra. Ich habe Kopf schmerzen. Viel leicht ist der Geruch aus den Kanälen daran schuld.« Plötzlich lachte sie, quecksilbrig wie immer, und küsste Zamorra nochmals. »Vergiss es, ich bin heute launisch - und müde. Ich möchte nur noch, dass du mich auf einem der Markuslöwen am Platz sitzend fotografierst, wie ganz normale Touristen es tun. Dann ins Hotel, noch eine Kleinigkeit essen - einen Salat, ich muss an meine Figur denken - und dann ins Bett und in deinen Armen einschlafen.«
    Als sie Hand in Hand über den Platz gingen, schmiegte Nicole, die neben Zamorra zierlich wirkte, sich an ihn. Er roch ihren Duft und ihr frisches Parfüm.
    »Ob das nette Paar aus der Schweiz wieder da ist, wenn wir heute Abend im Speisesaal sitzen?«, fragte sie. »Christoph und Marietta? Es ist himmlisch, wie verliebt die zwei sind. Sie turteln in einem fort und halten sich bei den Händen.«
    »Wir turteln doch auch«, sagte Zamorra, der aufgetaut war bei diesem Erholungstrip und keineswegs ernst und streng, wie ihn manche mitunter empfanden.
    »Ja, aber wir sind nicht verheiratet und sind keine Hochzeitsreisenden.«
    »Willst du denn heiraten?«
    »Nein«, sagte Nicole. »Für unsere Liebe wäre das nicht gut. Außerdem bedeuten eine Urkunde und ein Ring nichts.« Sie scheuchte ein paar Tauben auf. »Hoch mit euch, bewegt euch und fliegt. Beim nächsten Mal bringe ich Fooly mit, den Zwergdrachen, der wird euch mit einem Feuerstrahl Beine machen.«
    Als sie dann auf einem der beiden Markuslöwen saß, um sich von Zamorra knipsen zu lassen, stutzte sie plötzlich. An sich war das Besteigen der Marmorlöwen, der Wahrzeichen von Venedig, verboten. Doch Zamorra sah das nicht so eng.
    »Was hast du?«, fragte er.
    »Mich hat ein eisiger Schauer überlaufen.« Es war fast dunkel geworden, überall brannten die Lichter. »Als ich zum Himmel schaute, sah ich einen geflügelten Schatten. Den Schwingen nach eine riesige Fledermaus - wie ein Vampir! Bist du sicher, dass es keine Dämonen und sonstigen Unholde in der Stadt gibt?«
    »Mein Amulett hat mir nichts angezeigt.«
    Das und den Einsatzkoffer hatte Zamorra dabei, schließlich konnte er sich nicht völlig »nackt« und schutzlos in die Welt wagen. Dafür hatte er zu viele Feinde, schwarzblütige und sonstige.
    »Es zeigt nicht immer Dämonen und sonstige Gegner an«, murmelte Nicole. »Normale Feld-Wald-Wiesen-Vampire schon.«
    Sie wollte sich selbst Mut machen und die Lage verharmlosen. Dabei hätte eigentlich ihr wie auch Zamorra klar sein müssen, dass die Reichweite des Amuletts beschränkt war. In einem Radius von 50 bis 100 Metern mochte es schwarzmagische Kräfte wahrnehmen, aber nicht über die Ausdehnung einer ganzen Stadt.
    »Manche können sich tarnen. Schieß noch ein Foto, dann gehen wir ins Hotel.«
    Zamorra gehorchte.
    »Oh, oh«, sagte er dann, als zwei Wächter in der mittelalterlichen Tracht der Lagunenstadt auf sie zusteuerten. »Das wird etwas kosten.«
    So war es. Der Meister des Übersinnlichen musste bezahlen, weil er Nicole auf einem Markuslöwen fotografiert hatte. Zamorra ärgerte sich zuerst, doch dann sah er die Sache gelassen.
    Er war nicht arm, er hatte gegen die Auflagen verstoßen, die dem Denkmalsschutz dienten. Und wenn sich jeder Tourist auf einen der Markuslöwen setzte, waren sie bald völlig abgewetzt.
    Zamorra legte den Arm um Nicole. Sie gingen durch das Portal des Torre der Orologios, des Uhrturms aus dem 15. Jahrhundert. Die astrologische Uhr über ihnen schlug 22 Uhr.
    Von der anderen Seite vorm Turm schauten sie zu dem mechanischen Figurenspiel mit den beiden Mohren hoch, die an einer Glocke melodisch die Zeit schlugen. Sie standen nun auf der Merceria, einer verkehrsreichen Straße mit eleganten Geschäften und Andenkenläden.
    Von hier aus waren es nur wenige Schritte zu ihrem Hotel, dessen klassizistische, stuckverzierte Fassade emporragte. Über dem Eingang prangte das Wappen von Venedig, der geflügelte Löwe mit dem Buch mit der Inschrift. In diesem Zeichen hatten die Schiffe der Seemacht Venedig, die Genua überflügelte, lange die Meere beherrscht.
    Überall in der Stadt sah man die Zeichen einer glorreichen Vergangenheit. Venedig zerfiel - aber in Glanz und Glorie.
    »Glaubst du wirklich, vorhin einen Vampir gesehen zu haben?«, fragte Zamorra Nicole. »Es wird ein Schatten gewesen sein, ein Vogel, den du verzerrt gesehen hast im

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