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087 - Der sentimentale Mr. Simpson

087 - Der sentimentale Mr. Simpson

Titel: 087 - Der sentimentale Mr. Simpson Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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davonkommen, aber Sie wissen ja, wie Geschworene sind! Wie wär's mit einem kleinen, hübschen Geständnis, Simpson? Sie brauchen den Einbruch nur zuzugeben, dann trete ich in den Zeugenstand und lege ein gutes Wort für Sie ein. Sie wollen doch sicher nicht, daß ich mich blamiere?«
    »Natürlich nicht«, gestand Simpson. »Aber ich will mich auch nicht blamieren, indem ich ein Verbrechen eingestehe, das mir schon seiner Natur nach sozusagen widerwärtig ist.«
    »Sie lesen zu viele Bücher«, erwiderte Button unfreundlich. »Da haben Sie diese ausgefallenen Worte her. Denken Sie nur einmal, was meine arme Frau sagen wird, wenn mir der Richter eine Standpauke hält - es bricht ihr das Herz ...«
    »Hören Sie auf«, schluckte Mr. Simpson. »Bitte nicht ... Ich halte das nicht aus, Mr. Button.«
    Es läßt sich nur vermuten, wozu er noch bereit gewesen wäre, wenn das Gespräch angedauert hätte. In diesem Augenblick wurde er aber in den Gerichtssaal und zur Anklagebank geführt.
    Das Beweismaterial gegen ihn war jedoch so unvollkommen, daß die Geschworenen ihr ›Nicht schuldig‹ sprachen, ohne sich zur Beratung zurückzuziehen.
    »Ich kann die Polizei zu ihrer Ermittlungsarbeit in diesem Fall nicht beglückwünschen«, erklärte der Richter streng, und Simpson, der das betroffene Gesicht des Sergeanten sah, dachte an Mr. Buttons gebrochenes Herz und mußte aus dem Saal geleitet werden.
    Er kehrte also in sein kleines Zimmer in der Castel Street zurück. Irgendwie hatte er das unangenehme Gefühl, einen Freund in der Stunde der Not im Stich gelassen zu haben. Vergeblich bemühte er sich, die Gedanken an die zerstörte Harmonie in Mr. Buttons Familie beiseite zu schieben.
    Das Ganze führte ihn noch ein wenig weiter aus der Welt, in der er lebte; denn er war kein begehrter Partner und hatte kaum Freunde. Einer nach dem andern war in Anbetracht seiner bedauerlichen Schwäche von ihm abgerückt. Lew Saffron, der im Gasthof ›Nine crowns‹ öffentlich erklärt hatte, Simpson sei der größte Künstler, der je einen Tresor geöffnet habe, und ebenso öffentlich den Amerikaner herausgefordert hatte, Simpsons Arbeit im Zusammenhang mit der ungesetzlichen Öffnung von Epsteins Juweliergeschäft zu übertreffen, sogar Lew hatte ihn nach einer unglücklich verlaufenen Partnerschaft fallenlassen.
    »Der Erfolg war uns sicher, und wir hätten die herrlichste Sammlung von Steinen ungefährdet davontragen können«, berichtete er von einem Job zusammen mit Mr. Simpson in Hatton Gardens. »Aber was geschah? Er öffnete den Tresor, und ich lauerte unten auf die Polizei. Natürlich rechnete ich damit, daß er herunterkommen und das Zeug mitbringen würde. Ich wartete also zehn Minuten, dann gehe ich hinauf - und was sehe ich? Dieser Trottel von Simpson sitzt auf dem blanken Boden und weint sich die Augen aus über ein paar Liebesbriefe, die van Voss in seinem Tresor aufbewahrt hatte! Briefe von irgendeiner Stenotypistin, in die van Voss einmal verliebt war. Simpson sagte, sie hätten ihn bis ins Innerste getroffen. Er wollte hingehen und van Voss umbringen. Als ich ihn schließlich einigermaßen beruhigt hatte, wimmelte es auf der Straße von Polizisten ... Wir entkamen übers Dach ... Mit Simpson - nie wieder, herzlichen Dank!«
    Mr. Simpson seufzte, als ihm aufging, wie einsam er war. Trotzdem verbrachte er den Nachmittag nicht nutzlos, denn er hatte noch sechs Kapitel aus ›Christys alte Orgel‹ zu lesen, bevor er das Buch mit geröteten Augen in die Leihbücherei zurückbrachte.
    An diesem Abend hatte er eine Verabredung mit Charles Valentino, dem Besitzer eines Lokals in Kennington, einzuhalten. Valentino war in der Unterwelt von einiger Bedeutsamkeit.
    Er begrüßte Simpson mit düsterer Miene. »Was höre ich da von Ihrer Arbeit, Mr. Simpson? Ich traute meinen Augen nicht, als ich die Berichte in der Zeitung las. Und auch noch freigesprochen! Sie hätten zehn Jahre verdient!«
    Mr. Simpson schlug verlegen die Augen nieder.
    »Vierhundertdreißig Pfund in einer Geldkassette zurückzulassen, die nicht einmal abgesperrt war? Was ist eigentlich los mit Ihnen, Simpson?« fragte Valentine entgeistert.
    »Ich kann nichts dafür, Mr. Valentine«, erwiderte Simpson mit feuchten Augen. »Als ich die Locke sah und daran dachte, daß sie vielleicht vom Haupt seiner geliebten Mutter stammte, sozusagen -«
    Hier versagte Mr. Simpson die Stimme, und er mußte schluchzen, bevor er fortfahren konnte: »Das ist eben meine Schwäche, Mr.

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