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087 - Der sentimentale Mr. Simpson

087 - Der sentimentale Mr. Simpson

Titel: 087 - Der sentimentale Mr. Simpson Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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Der sentimentale Mr. Simpson
    Aus gewissen Anzeichen schloß der Amateurdetektiv, seine Terrassentür müsse ein Mann aufgebrochen haben, der Linkshänder war und Bergstiefel trug. Das letztere wurde durch den Abdruck auf dem weißen Lack der Tür zweifelsfrei bewiesen. Die Richtung der Schnittspuren im Fensterkitt deutete auf Linkshändigkeit des Einbrechers hin.
    Dazu kam noch, daß nur ein Linkshänder auf die Idee gekommen sein konnte, den linken Rolladen durchzusägen.
    Der Bewohner des Hauses mit dem poetischen Namen ›Wisteria Lodge‹ erklärte diese seine Theorie dem echten Detektiv, der um drei Uhr morgens dem Villenbesitzer gegenübersaß und zuhörte.
    »Wenn Sie einen Linkshänder mit Bergstiefeln finden«, meinte der Hausbesitzer, »haben Sie den Einbrecher.«
    »Aha«, sagte der echte Detektiv.
    »Das Seltsamste an diesem Einbruch ist nur, daß meine Geldkassette, die über vierhundert Pfund enthielt, zwar geöffnet wurde, das Geld aber unangetastet blieb«, fuhr sein Gegenüber fort. »Nicht einmal der kleine Einsatz obenauf war herausgenommen worden. Meine Frau bewahrte dort eine Haarlocke von ihrem Lieblingspudel auf, der vergangenes Jahr von irgendwelchen Tierquälern vergiftet wurde. Ich bin ganz sicher -«
    »Was war mit der Locke?« fragte der Kriminalbeamte plötzlich interessiert.
    »Sie ist feucht gewesen, sehr feucht sogar«, erklärte der Villenbesitzer. »Wie schon erwähnt, trug der Mann meiner Meinung nach Bergstiefel und einen Regenmantel. Er war zweifellos Linkshänder.«
    »Aha«, sagte der andere.
    Dann verabschiedete er sich und holte den empfindsamen Simpson aus dem Bett, nicht, weil er Bergstiefel trug, auch nicht, weil er Linkshänder war, sondern verschiedener Hinweise halber, die auf eine ganz bestimmte Person schließen ließen.
    Mr. Simpson trat blinzelnd aus seinem Zimmer. Er trug ein Nachthemd und den Ausdruck grenzenloser Überraschung.
    »Sie sind's, Mr. Button«, sagte er. »Sie haben mich schön erschreckt. Ich bin heute sehr früh zu Bett gegangen, weil ich Zahnschmerzen habe, und als ich Sie klopfen hörte, dachte ich mir -«
    »Ziehen Sie Ihre Hose an«, befahl Sergeant Button.
    Simpson zögerte den Bruchteil einer Sekunde und zog sich dann in das Schlafgemach zurück. Mr. Button lauschte angestrengt auf das Knarren eines Fensterflügels.
    Aber Simpson dachte nicht an Flucht.
    »Jackett und Stiefel natürlich auch«, knurrte Button gereizt. »Was ist denn los mit Ihnen, Simpson? Solche Schwierigkeiten haben Sie mir noch nie gemacht.«
    Simpson starrte ihn verblüfft an. »Sie wollen mich doch wohl nicht verhaften?« fragte er ungläubig und fügte hinzu, daß er seit dreiviertel zehn im Bett gewesen sei, sonst möge er auf der Stelle tot umfallen.
    »Wir werden uns jetzt doch nicht streiten?« flehte Mr. Button und begleitete seinen Gast zum Polizeirevier.
    Am Tag der Verhandlung sah Simpson, der darauf wartete, in den Gerichtssaal geführt zu werden, den Kriminalbeamten wieder.
    »Mr. Button«, sprach er ihn an, »ich hoffe, daß wir noch immer Freunde sind.«
    »Gewiß, Simpson.«
    »Ich glaube nicht, daß Sie mit einer Verurteilung rechnen dürfen«, meinte Simpson nachdenklich. Er war ein kleiner, rundlicher Mann mit sanfter Stimme und kleinen Äuglein, die beinahe zu verschwinden schienen, wenn er ein nachdenkliches Gesicht machte. »Ich nehme Ihnen nichts übel, Mr. Button - Sie haben Ihren Beruf und ich den meinen. Aber wer hat mich verpfiffen?«
    Mr. Button schüttelte den Kopf. Der Spitzel ist in jedem Falle eine geheiligte Person, und in diesem Fall gab es zu allem Unglück keinen solchen. Er hatte daher Grund genug, verschwiegen zu sein.
    »Seit wann sind wir denn so unvernünftig?« fragte er mißbilligend. »Sie stellen doch sonst keine solchen Fragen.«
    »Aber wie sind Sie daraufgekommen, daß ich es gewesen sein könnte?« drängte Simpson.
    Der Sergeant sah ihn an. »Wer verliert bei einer Locke die Nerven?« fragte er bedeutsam, und die Augen seines Gefangenen wurden feucht.
    »Das ist eben meine Schwäche«, sagte Simpson mit erstickter Stimme. »Ein Andenken an das geliebte Wesen ... das teure, verblichene, Mr. Button. Man wird einfach ... Nun, wir haben doch alle unsere Gefühle.«
    »Gewiß«, stimmte Button freundlich zu. »Weil wir gerade davon reden: Was meinen Sie, werde ich wohl fühlen, wenn ich vom Richter gerügt werde, weil ich Sie ohne ausreichendes Beweismaterial hierhergebracht habe? Ich bin zwar nicht der Meinung, daß Sie

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