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087 - Der sentimentale Mr. Simpson

087 - Der sentimentale Mr. Simpson

Titel: 087 - Der sentimentale Mr. Simpson Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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ein rundlicher Mann von etwa fünfunddreißig Jahren, blond und lebhaft.
    »Freut mich riesig, Sie zu sehen, Miss Antrim.« Er blieb wie angewurzelt stehen, als er John Antrim erkannte.
    »Schreckliche Nacht, wie? Sep schreibt, daß er gestern in Torquay war. Das Meer sei so stürmisch gewesen, wie man es seit Menschengedenken nicht mehr erlebt habe.« Er stellte sich ans Feuer, rieb seine Hände und schwatzte weiter. »Furchtbare Sache, Miss Antrim, wie? Was nützt einem denn die Polizei, nicht wahr? Wozu sind die Kerle überhaupt da? Man braucht Leute wie Audain, neue Ideen. Tut mir sehr leid, daß es gerade Sie erwischt hat, Antrim.« Er schüttelte bedauernd den Kopf.
    »Schon mal etwas von Freud gehört?« fragte Bennett.
    »Freud? Warten Sie mal - war das nicht irgendein Professor?«
    »Professor war er, aber nicht irgendeiner«, meinte Bennett. »Warum setzen Sie sich eigentlich nicht, Balte?«
    »Danke, ich stehe lieber. Was ist also mit Ihrem Freud?« »Er hat unter anderem Träume gedeutet -«
    »Vielleicht könnte man ihn bei der Polizei brauchen. Die Kerle schlafen nämlich den ganzen Tag«, kicherte Balte.
    »Ich will Ihnen sagen, worum es sich handelt«, sagte Bennett und erklärte in groben Umrissen, was er wollte.
    Mr. Balte amüsierte sich.
    »Sie sagen ein Wort, und ich gebe irgendeinen Begriff, der mir gerade dazu einfällt?« wiederholte er. »Das ist ja ein Spiel für Kinder. Wir haben es früher einmal gespielt. Einer sagt ›Zucker‹, der andere ›süß‹, na ja, und so weiter.«
    »Wissen Sie, Mr. Balte«, mischte sich May ein, »Bennett glaubt, daß er dadurch Ihr Unterbewußtsein erreichen kann. Er hofft sogar herausfinden zu können, was sich abgespielt hat, als Sie schliefen.«
    Mr. Balte zerrte an seiner Nase und starrte auf den Boden. Er dachte nach. Er fragte sich, ob Bennett seine Gedanken über May Antrim zu erraten vermochte. Niemand wußte, wie sehr er dieses Mädchen liebte.
    »Versuchen wir es«, meinte er schließlich heiser. »Ich glaube zwar nicht an solche Dinge, aber wenn Sie etwas herausfinden, das Mr. Antrim weiterhilft - Sie wissen ja nicht, wie sehr mich das bedrückt -, fangen also Sie an.«
    »Setzen Sie sich.«
    Mr. Balte gehorchte. Seine hellblauen Augen waren unverwandt auf den anderen gerichtet.
    »Boden«, sagte Bennett plötzlich.
    »Äh - äh - äh - Erde«, erwiderte Francis.
    »Graben?«
    »Garten.«
    »Loch?« »Äh - ich hätte beinahe ›Teufel‹ gesagt!« kicherte Mr. Balte. »Das ist wirklich lustig - wie ein Spiel!«
    »Aktien«, fuhr Bennett fort.
    »Baisse«, ergänzte Balte, fügte aber hinzu: »Zur Zeit stehen die meisten Aktien schlecht .«
    Bennett begann von neuem.
    »Montag?«
    Balte verzog das Gesicht. »Äh - unangenehm - Wochenanfang, Sie verstehen.«
    »Freitag?«
    »Kalender - mir fällt da ein Kalender ein.«
    »Schlüssel?«
    »Äh - Tür.«
    Er stand auf. »Ein albernes Spiel, Audain.« Er schüttelte mißbilligend den Kopf. »Geben Sie's zu. Ich kann mich außerdem nicht richtig konzentrieren. Auch Sep ist ganz durcheinander.«
    »Wo ist Septimus?« erkundigte sich Bennett.
    »In Slapton - beim Angeln. Also, was wollen Sie tun, Audain? Können Sie uns helfen? Auf die Polizei möchte ich mich nicht verlassen.«
    »Schlafen Sie eigentlich immer sehr fest?« fragte Bennett unvermittelt.
    Balte verneinte.
    »Schlafen Sie morgens lange?«
    »Nein. Um sechs Uhr bin ich immer schon hellwach.«
    Er überlegte einen Augenblick. »Weil wir gerade davon sprechen, ich war an jenem Morgen sehr schläfrig. Betäubungsmittel, wie? ... Glauben Sie, daß man mich betäubt hat - Chloroform oder so?«
    »Nein«, erwiderte Bennett und ließ ihn gehen.
    »Nun?« fragte May, als die Tür hinter Balte ins Schloß gefallen war.
    »Bleibt bitte ein, zwei Tage in der Stadt«, rief Bennett.
    Am nächsten Morgen holte er um sieben Uhr einen zu Recht erbosten Kriminalinspektor aus dem Bett. Glücklicherweise kannte ihn Bennett sehr gut.
    »Ja, Mr. Audain. Sein Gepäck wurde durchsucht. Mr. Balte bestand darauf.«
    »Wie viele Koffer hatte er in seiner Kabine?«
    »Vier Stück.«
    »Vier? Große Koffer?«
    »Ja, Sir, sehr große. Sie waren übrigens halb leer.«
    »Ist Ihnen an den Koffern irgendein merkwürdiger Geruch aufgefallen?«
    Der Inspektor schüttelte ungeduldig den Kopf. An seinen Beinen begann die Kälte hochzukriechen. Er wollte wieder in sein warmes Bett.
    »Nein, Sir, ich habe mir nicht die Mühe gemacht, daran auch noch zu riechen.«
    »Sehr gut«,

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