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087 - Der sentimentale Mr. Simpson

087 - Der sentimentale Mr. Simpson

Titel: 087 - Der sentimentale Mr. Simpson Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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ihn im Park traf, »und ich habe sowieso das Gefühl, daß sich Thelma ein bißchen langweilt.«
    Leute, die viel mit Thelma zusammenkamen, hatten wohl eher Grund, sich über Langeweile zu beklagen, aber das sprach ich natürlich nicht aus. Sie gehörte zu den Gastgeberinnen, die unterhalten sein wollen.
    Jedermann war damals Dick sehr zugetan, man nahm ihn überall mit offenen Armen auf. Später, als er jenes Stadium der Tölpelhaftigkeit durchlief, das man sonst mit der Pubertät in Zusammenhang zu bringen pflegt, war er nicht mehr so populär, und ich machte mir etwas Sorgen um ihn. Es ärgerte mich, einen Mann mit viel Geld aus dem Leben ein Spiel machen zu sehen, weil Leute, die fürs Spiel leben, ihre einzige Erholung in der Arbeit finden; er äußerte jedoch niemals den Wunsch, seinem Vater nachzueifern. Er ritt gut, er schoß erstklassig, er spielte ordentlich Golf und war beim Bridge ein gerngesehener Partner.
    »Mein Gott, ja«, sagte Dick, als ich ihn einmal darauf ansprach, »angestrengtes Nachdenken langweilt mich. Vielleicht brächte ich es fertig, wenn ich müßte. Manchmal habe ich das Gefühl, daß irgendwo in mir ein Funken des Genies meines Vaters glimmt, aber solche Augenblicke gehen schnell vorüber.«
    Eines Nachmittags brachte er mich zu sich nach Hause zum Tee, wobei er etwas früher ankam, als erwartet. Er war offensichtlich überrascht, Stevens Wagen am Haus stehend zu finden. Sein Erstaunen wäre noch einer Steigerung fähig gewesen, als er durch die Terrassentür in den Wohnsalon trat und Steven und Thelma nebeneinander auf einem Sofa sitzen sah. Sie betrachteten eine Anzahl Drucke. Das richtige Kunstverständnis mag verlangt haben, daß Stevens Hand auf der Schulter der jungen Frau lag. Anscheinend war sie nicht dieser Meinung, denn sie versuchte, sich loszumachen, aber Steven, ein welterfahrener Mann, ließ seine Hand, wo sie war, und sah lächelnd auf.
    »Na, da seid ihr ja!« sagte Dick und starrte freundlich ins gerötete Gesicht seiner Frau, »entdecke ich einen keimenden Skandal? Oder habe ich eine Lektion über Kunst versäumt?«
    Steven erhob sich lachend.
    »Ich habe Thelma ein paar Drucke mitgebracht«, sagte er, »sie sind eben herausgekommen. Wunderhübsch, findest du nicht?«
    Dick sah sich die Bilder an und sagte in seinem Unverstand, sie kämen ihm ein bißchen altmodisch vor.
    Ich sah, wie seine Frau verächtlich den Mund verzog.
    Wie ich später erfuhr, überraschte Dick die beiden ein andermal beim gemeinsamen Essen im ›Madarino‹, obwohl Thelma ihrem Mann vorher erklärt hatte, sie würde den Tag bei ihrer Mutter verbringen.
    Eines Tages fuhr Dick nach Hause, fröhlich auf die Hupe drückend, als er vor dem Eingang hielt. Er fand seine Frau und Steven im Wohnzimmer, beide mit hochrotem Kopf.
    Nach dem Tee hakte sich Dick bei Steven unter und ging mit ihm im Garten spazieren. »Steven, alter Junge«, sagte er liebenswürdig, »du solltest Thelma eigentlich nicht besuchen, wenn sonst niemand im Haus ist.«
    »Warum, um Himmels willen, denn nicht?« fragte Steven. »Das ist doch blanker Unsinn! Ich kenne Thelma ja schon länger als du.«
    Dick kratzte sich am Kinn. »Ja, das ist auch ein Argument«, meinte er. »Trotzdem würde ich es mir an deiner Stelle überlegen. Du weißt ja, wie schnell beim Personal Gerüchte entstehen.«
    Aber Steven schlug ihm auf die Schulter, meinte, er solle sich nicht wie ein Trottel benehmen, und Thelma war am Abend so lieb, daß Dick, als er am Wochenende seine Frau und Steven Händchen haltend im Park antraf, nur freundlich grüßte und mit verlegenem Grinsen weiterging.
    Ungefähr um diese Zeit begann sich Dick zu verändern. Er wurde nächlässig in seiner Kleidung, konnte sich nicht bewegen, ohne irgend etwas kaputtzuschlagen, versagte völlig beim Bridge, so daß die Leute, denen er als Partner zugeteilt wurde, ganz offen stöhnten.
    Harry Wallstein, ein fanatischer Sammler, gab ihm eine kostbare Ming-Vase zur Betrachtung in die Hand, und Dick ließ sie fallen, so daß das wertvolle Ding in tausend Stücke zersprang. Selbstverständlich bestand er darauf, die Vase zu ersetzen, aber Harry war bis in die Seele getroffen. Dick nahm auch die seltsame Gewohnheit an, beim Teetrinken plötzlich eine seltsame Bewegung zu machen und alle Tassen auf den Boden zu schmettern. Auf der Straße entging er einem furchtbaren Schicksal nur mit knapper Not. Und einmal blieb er mitten auf einer belebten Kreuzung stehen und starrte zum Himmel

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