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0872 - Die Urbanen

0872 - Die Urbanen

Titel: 0872 - Die Urbanen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Krämer
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Torbogen zu sehen, der am hinteren Ausgang des Palastes zu stehen schien. Das Licht des noch jungen Tages auf Uskugen brach sich seinen Weg in den Raum, der ein absoluter Anachronismus innerhalb einer weißen Stadt darstellte.
    Überall lagen bestickte Kissen auf dem Boden, Kerzenleuchter aller Größen… und ein Frauenkörper! Laertes stieß einen Schrei aus, dann stürmte er in den Raum hinein. Sofort ging er neben der Schönheit auf die Knie, die leblos ausgestreckt lag. In Reichweite von ihr sah van Zant eine umgestürzte Karaffe, aus der sich ein wenig Flüssigkeit auf einen der Teppiche ergossen hatte. Artimus hob die Karaffe auf und roch an der schmalen Halsöffnung.
    Wortlos reichte er die Kristallflasche an Bebop weiter, der sie nahe an seine Nase brachte. Doch auch er zuckte nur mit den Schultern. »Vollkommen geruchlos.« Artimus vertraute dieser Nase natürlich bedingungslos, zumal auch er nichts gerochen hatte. Ein Gift, sicherlich, doch eines, das keine Geruchsspur hinterließ.
    Bebop stieß van Zant an. »Sieh dort in der Ecke.« Der Physiker glaubte seinen Augen nicht zu trauen. So etwas hatte er schon einmal gesehen. Es war noch gar nicht so lange her, da hatte Armakath Besuch bekommen - der Praetor war erschienen, um eine neue Wurzel zu installieren. Was die eigentliche Funktion dieser Kreatur war, darüber war sich Artimus nicht im Klaren. Wahrscheinlich war er so etwas wie ein Krisenmanager, ein Exekutivorgan der Macht, die hinter den weißen Städten lauerte.
    Dieser Praetor war aus einer solchen Steinplatte heraus entstanden, einer Stele des Werdens , wie er selbst sie bezeichnet hatte. Erst als diese Stele vernichtet worden war, schien die Aufgabe des Praetors gescheitert zu sein. Exakt eine solche Stele sah van Zant nun vor sich; war das die Form, in der auch die Urbanen in die weißen Städte gebracht wurden? Bebops Erläuterungen ließen diesen Schluss ja durchaus zu.
    Doch diese Stele hier spie keines der Unwesen aus. Im Gegenteil - ihre momentane Wirkung lief in exakt die gegenteilige Richtung. Van Zant hörte das leise Summen, das von der steinernen Platte ausging, die etwa acht mal vier Fuß maß und eine grobkörnige Oberfläche aufwies. Ein kurzer Blickwechsel mit Bebop bestätigte Artimus' Verdacht. Der Krieger war zu dem gleichen Schluss wie der Physiker gekommen.
    Und Bebop handelte schneller, als van Zant es je gekonnt hätte. Mit einem Satz war er zwischen der Stele und der jungen Frau, baute seinen Schild auf. Das Summen änderte seine Tonhöhe um einige Nuancen, doch es war nach wie vor vorhanden.
    Artimus stellte sich hinter Bebop, tat es seinem Kriegerbruder gleich. Er fühlte die Magie, die auf seinen Schild traf, die so abgeschwächt wurde. Doch selbst zwei Schilde konnten sie nicht aufheben.
    Van Zant rief Laertes an, ohne sich zu dem Vampir umzudrehen.
    »Dalius, du musst die Frau fortbringen. Die Stele versucht sie in sich hineinzuziehen. Los, mach schon!«
    Laertes war verblüfft. »Und wohin? Sie lebt noch, aber das Gift, das sie genommen hat, wird sie rasch töten, wenn man ihr nicht hilft. Hier gibt es doch nur noch die weiße Stadt, ich…«
    Bebop fuhr näselnd dazwischen. »Das hier war doch einmal deine Heimatwelt, oder? Wenn du keinen solchen Ort kennst, wer dann? Wir sicher nicht.«
    Laertes antwortete nicht, denn sein Hirn arbeitete auf Volltouren. Kurz nur fiel sein Blick zu dem Panoramafenster, nahm einen Fetzen des Himmels über Uskugen in sich auf. Dann stutzte er.
    Der Himmel…ja natürlich! Der Himmel…
    Dalius umklammerte die Frau fester, dann wandte er sich an van Zant. »Versucht ihr das Ding dort zu bremsen, ich bin so schnell wie möglich wieder bei euch.« Und im gleichen Augenblick war er mit der Wächterin verschwunden… in exakt dem Augenblick, in dem das Summen aus der Stele zu einem wütenden Brummen wurde. Das Objekt ihrer Begierde war verschwunden. Die Umrisse der grauen Steinplatte wurden von einem Flimmern umspielt, dann begann sie sich scheinbar aufzulösen.
    »Sie sucht nach ihrem Opfer. Die Stelen sind nicht vollständig manifestiert, ehe sie den für sie bestimmten Inhalt nicht komplett in sich aufgesogen haben. Sie wird versuchen der Wächterin zu folgen, damit das Werk vollendet werden kann.«
    Van Zant knurrte wie ein wütender Hofhund. »Das werden wir ja erst einmal sehen. Ich wollte schon immer einmal genau wissen, wozu der Schild fähig ist. Los, Bebop, wir müssen das Ding hier beschäftigen, damit Laertes Zeit erhält. Wir

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