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0872 - Die Urbanen

0872 - Die Urbanen

Titel: 0872 - Die Urbanen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Krämer
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individuellen Merkmalen, nach eindeutigen Unterscheidungen, doch die konnte er nicht finden.
    Die Wesen glichen sich alle wie ein Ei dem anderen.
    Sie zu beschreiben fiel schwer. Ihre Gestalt war humanoid, sie alle maßen vielleicht 180 Zentimeter von der Sohle bis zu Scheitel. Der Körperbau war sicher am besten mit kräftig oder gedrungen erklärt. Sie waren nackt - Geschlechtsmerkmale suchte man jedoch vergeblich. Ihre Haut - oder sollte Artimus Oberfläche sagen? - war nicht makellos glatt, eher grobporig. Wie sollte man die Farbe benennen? Ein helles, verwässert wirkendes Silbergrau, das in ständiger Bewegung schien.
    Ja, die Wesen schienen erstarrt, doch in ihnen tobte ein Sturm!
    Das klang verrückt, doch es entsprach den Tatsachen. Was da durcheinanderwirbelte, konnte van Zant nicht einmal erahnen - entfernt erinnerte es an eine sandige Masse, die durch einen Luftstrom in ständiger Fluktuation gehalten wurde.
    Ihre Gliedmaßen erschienen im Vergleich zu dem sonstigen Körperbau extrem grazil geraten; Artimus Blick blieb an den unglaublich langen Fingern der Urbanen haften, die wie Spinnenbeine aussahen.
    Doch der Eyecatcher war natürlich der Kopf, der in seiner Grundform nahezu an ein Dreieck gemahnte, das mit einer Spitze nach unten wies. Vorne und hinten war dieses Haupt wie ein menschlicher Schädel gewölbt, was den ganzen Anblick noch zusätzlich verzerrte.
    Und dieses Dreieck war absolut gesichtslos.
    Keine Augen, keine Nase, kein Mund… nichts von alledem.
    Die Fragen, die in Artimus' Kopf Karussell fuhren, schien man ihm auf der Stirn deutlich ablesen zu können.
    Bebop hatte sich dicht neben seinen Fahrschüler gestellt. Seine Stimme klang gedämpft, als könne jedes zu laut gesprochene Wort eine Katastrophe auslösen. Und vielleicht traf das ja auch zu?
    »Suche nicht nach Vergleichbarem, Artimus van Zant. Du wirst nichts finden. Sie leben - und doch auch wieder nicht, denn ihr ganzes Sein ist vollkommen gesteuert. Es ist reine Magie, die du dort siehst. Man bringt sie in die weißen Städte, wenn die ausreichend gediehen sind. Wenn sie ankommen, dann sind sie in Materie gebunden. Erst wenn die Herrscher es wollen, spucken die steinernen Stelen sie aus, in denen sie zuvor verharrten. Ein entsetzlicher Anblick…«
    Van Zant sah zum ersten Mal so etwas wie echte Angst in Bebops Gesicht. Sofort erinnerte der Physiker sich an den Aufenthalt auf dem Generationenraumschiff - der Silberinsel, deren Bewohner nichts weiter als galaktische Transporteure waren, die Welten mit einer Ware belieferten. Waren es denn tatsächlich die Urbanen in ihrer ursprünglichen Form, die sozusagen als Stückgut transportiert wurden? Professor Zamorra hatte etwas in dieser Richtung vermutet - und nun schien sich diese Ahnung zu bestätigen.
    Bebop fuhr fort. »Und dann begeben sie sich zielstrebig zu ihrem ganz eigenen Gebäude… auf das Dach, verharren dort. Bis…« Bebop brach den begonnenen Satz ab. Seine Augen suchten die Dächer der umliegenden Gebäude ab.
    »Bis - was?« Van Zant spürte, dass hier etwas nicht stimmte, dass sich etwas verändert hatte. Der dürre Arm des Langnasigen wies nach oben. Und dann sah es van Zant auch: Von gut einem Dutzend der Dächer waren die Urbanen plötzlich verschwunden.
    Bebops Körper spannte sich an. Lauernd blickte er in die Runde.
    »Bis sie das Eindringen unerwünschter Personen in die Stadt bemerken. Achtung! Gut möglich, dass wir gleich angegriffen werden.«
    Angegriffen? Van Zant verstand nicht - Bebop und er waren immerhin Krieger anderer weißer Städte. Aus welchem Grund sollten die Urbanen sie dann attackieren? Bebop ahnte Artimus' Gedankengänge.
    »Der Vampir dürfte der Grund sein. Der Gast eines Kriegers wird normalerweise geduldet, doch die Stadt auf Uskugen ist nun nicht mehr angewiesen auf einen Krieger oder eine Wächterin. Unser dunkler Freund hier könnte als Feind der Stadt angesehen werden. Vielleicht sogar du und ich, denn hier haben nun die Urbanen Hausrecht, und niemand anderes mehr. Wir sollten von dieser Welt verschwinden, denn gegen die Urbanen sind wir in einer schlechten Position.«
    »Wir müssen erst die Wächterin finden.« Laertes Stimme ließ keine Gegenrede zu. »Ohne sie gehe ich hier nicht fort. Es muss doch noch eine sichere Region auf Uskugen existieren…«
    Bebop lachte nur. »Diese Welt ist komplett von der Stadt überwuchert. Es gibt nichts mehr von dem, was du hier vielleicht einmal gekannt hast.«
    Weiter kam er in seinen

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