0878 - Raniel und die Gerechten
Hälfte breite Kopf schrumpfte allmählich zusammen. Die Haut warf dicke Falten, und sie platzte auf seinem Schädel plötzlich weg.
Löcher klafften dort.
Wir sahen keine menschlichen Knochen, auch keine Drähte wie bei einem Roboter. Nur eine verschlungene Fläche, ähnlich wie bei einem menschlichen Darm, in dem es zuckte. Und dieses Zucken übertrug sich auf die Augen.
Noch einmal bekamen sie den alten Glanz zurück.
Kevin öffnete den Mund.
Er sprudelte Buchstaben hervor, ohne daß diese sich auch nur zu einem verständlichen Wort zusammengesetzt hätten. Er verlor sein gesamtes Wissen von dieser Welt, so kam es uns vor, und dann war es vorbei. Auf Sukos Armen liegend wurde Kevin schlapp.
»Er ist tot«, sagte mein Freund und ließ ihn zu Boden gleiten. »Keine Reaktion mehr.«
Wir schauten Kevin an.
Er tat uns leid. Er sah auch anders aus, vergleichbar mit einem großen Lappen, den jemand kurzerhand weggelegt hatte. In der Stille klang die Stimme unseres Freundes Abe Douglas besonders laut.
»Ich brauche jetzt ein Telefon und eine direkte Verbindung nach Washington.«
Nach diesen Worten ließ er uns allein…
***
Viel war nicht zu sagen. Wir hingen unseren Gedanken nach, aber wir sprachen nicht darüber. Dieser Fall war so ungewöhnlich, daß auch wir eine Weile brauchen würden, um ihn zu verkraften. An Begegnungen mit Dämonen und deren Abarten hatten wir uns gewöhnt, aber daß es uns einmal gelingen würde, mit einem Außerirdischen in Kontakt zu treten, damit hätten wir nicht gerechnet.
Es hatte Opfer gegeben, und das war das Schlimme an diesem Fall. Zwei unterschiedliche Mächte waren zusammengeprallt, in dessen Mittelpunkt die Opfer zerrieben worden waren.
Suko kannte mich und erriet meine Gedanken. »Denk nicht daran, John, wir hätten es nicht ändern können.«
»Möglich.«
Ich suchte mir einen Sitzplatz und fand einen Drehstuhl. Darauf ließ ich mich nieder. Mit einem nachdenklichen Blick schaute ich auf das gestrandete Raumschiff, das in der Halle lag und wie ein hochkant und dabei noch zur Seite gedrückter Riesenteller.
Ein Fundstück aus der Zukunft, mit dem sich die Wissenschaftler beschäftigen würden.
Auch mit Kevin?
Ich wußte es nicht. Ich wußte nicht mal, ob er verwest war oder nicht. Die Arbeit im Camp Aurora würde unter neuer Leitung weitergehen, das stand fest, und auch wir würden der Weltöffentlichkeit nichts sagen. Vielleicht war es wirklich besser so, wenn geheime Forschungsstätten ihre Arbeit erst publik machten, wenn die Menschheit reif dafür war.
Wir wußten jedenfalls genug, aber in unserem Job würden wir so schnell keinen Außerirdischen mehr sehen. Sie hatten mit Dämonen und Gespenstern kaum etwas zu tun.
Der G-man kehrte zurück. In seiner Begleitung befand sich Phil Stockwell, der Totengräber. Er hatte sich versteckt gehabt und auch überlebt. Reden konnte er nicht. Er wurde von unserem Freund an der Hand geführt, und ging wie ein Roboter.
»Was gibt es?« fragte Suko den G-man.
»Großalarm.«
»Wieso?«
»Hier wird bald der Teufel los sein.«
»Aber ohne uns«, sagte ich.
»Sorry, aber ihr müßt bleiben.« Abe lachte, als er unsere wütenden Gesichter sah. »Aber keine Sorge, man wird euch ziehen lassen, und Stockwell ebenfalls.«
Der Totengräber nickte nicht mal. Sein Blick war in eine Ferne gerichtet, als wäre er dabei, das All zu erforschen.
Das wiederum brachte mich dazu, den Himmel abzusuchen.
Ich sah die Dunkelheit, und ich sah die Pracht der Gestirne. Sie hatten sich nicht verändert. Das Gleichgewicht war nach wie vor vorhanden, und nicht nur ich atmete in diesem Moment auf, bevor mich ein gutes Gefühl durchströmte…
ENDE des Dreiteilers
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