Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

0896 - Die Meuterer

Titel: 0896 - Die Meuterer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
allzu lange auf sich warten.
    Ich öffnete alle meine Sinne so weit, wie es mir wieder möglich war. Bevor ich mich rührte, mußte ich sicher sein, daß sich niemand in meiner Nähe befand, der mich beobachtete. Die Augen hielt ich allerdings noch geschlossen, aber in der dichten Atmosphäre innerhalb der SOL wurde der Schall so vorzüglich geleitet, daß jeder Marsianer der a-Klasse noch auf dreihundert Meter Entfernung das Summen einer Fliege hörte, wenn es nicht durch zu starke andere Geräusche überlagert wurde.
    Aber so sehr ich auch lauschte, ich hörte nichts außer der überall auf der SOL vorhandenen maschinellen Geräuschkulisse, die allerdings je nach Schiffssektion stark variierte.
    Da ich außerdem keine veränderlichen Bodenbelastungen spürte -also keine Fußbewegungen -, durfte ich ziemlich sicher sein, daß sich in meiner Nähe kein anderes Lebewesen aufhielt. Ich hätte das natürlich auch gerochen, aber dem konnte man vorbeugen, indem man Raumanzug und Druckhelm schloß.
    Ich öffnete die Augen und sah, da ich auf der Seite lag, einen Teil des Bodens, wie er in einem bandlosen Korridor der SOL zu sein pflegte, die Wand mit den in gleichmäßigen Abständen eingelassenen Sicherheitsbalgen, die eine gewisse Ähnlichkeit mit den Balgen eines Akkordeons hatten, einen Teil der Decke und Ausschnitte der in der Decke befindlichen Leuchtflächen. Sonst nichts.
    Langsam wälzte ich mich auf die andere Seite und sah das gleiche Bild. Für vielleicht eine Minute mußte ich anschließend gegen eine heftige Übelkeit ankämpfen. Anscheinend hatte ich eine Gehirnerschütterung davongetragen.
    Danach richtete ich mich auf und taumelte gegen eine Seitenwand. Ich tastete umher, dann lehnte ich mich mit dem Rücken gegen die Wand und wartete, bis ich wieder klar sehen konnte.
    Der Korridor war nach beiden Seiten hin leer. Ich fühlte mich ab. Auf dem Hinterkopf prangte eine Schwellung. Wenn ich darauf drückte, schössen mir glühende Nadeln durchs Gehirn, also ließ ich es sein. Ansonsten war ich unverletzt und besaß auch noch meine vollständige Ausrüstung - einschließlich des Paralysators, der zu meiner Bordausrüstung gehörte.
    Nur mein sogenannter Partner, der in Wirklichkeit mein Sklavenhalter war, war verschwunden.
    Aber ich würde ihn schon wiederfinden. Marsianer der a-Klasse sind bekanntlich findig - und es gab in der SOL nicht sehr viele Orte, wo nicht regelmäßig Menschen oder Wartungsroboter hinkamen oder Überwachungsgeräte dafür sorgten, daß alles seine Ordnung hatte.
     
    *
     
    Meine letzte Schlußfolgerung ließ sich nicht lange halten. Ich erkannte es daran, daß niemand mir zu Hilfe kam - und wenn SENECA mit seinen Überwachungsinstrumenten über meine Lage informiert gewesen wäre, hatte sich längst mindestens ein Medoroboter bei mir eingefunden.
    Schon wollte ich zum nächsten Interkomanschluß gehen, da kam mir eine Idee.
    Die Leute, die mich heimtückisch niedergeschlagen und Dalaimoc Rorvic verschleppt hatten, konnten nur Besatzungsmitglieder der SOL sein. Demnach hatten sie genau gewußt, daß SENECA alles mitverfolgen und sie innerhalb weniger Minuten ergreifen lassen würde, wenn sie dem Bordgehirn nicht irgendwie „die Sicht versperrten".
    Das konnte aber niemand, der nicht über hervorragende Spezialisten und eine ebenso hervorragende Ausrüstung verfügte. Normalerweise wurde beides ausschließlich von der Schiffsführung kontrolliert.
    Aber es waren keine normalen Zeiten, und wenn die mehr oder weniger straff organisierten Solgeborenen, die inzwischen fast neunzig Prozent der Gesamtbesatzung ausmachten, etwas vor der Schiffsführung verheimlichen wollten, dann gelang ihnen das in den meisten Fällen auch.
    Ich kannte alle Tricks, auch wenn ich sie nicht alle persönlich hätte ausführen können. Innerhalb weniger Minuten hatte ich die winzigen Projektoren entdeckt, von denen jeweils einer auf einen Sensor SENECAs gerichtet war und ihm mit Hilfe von hyperinpotronischen Überlagerungskegeln etwas vorgaukelte.
    Wer die Projektoren und ihre Einstellungen genau kannte, der vermochte sich innerhalb des Korridors so zu bewegen, daß er die Überlagerungen nicht störte. Zweifellos traf das auf die Attentäter zu.
    Ich besaß diesen Vorteil nicht, und ich beabsichtigte nicht, SENECA um Hilfe zu bitten. Folglich mußte ich mir überlegen, welche Art des Vorgehens das geringste Risiko barg, entdeckt zu werden - und dafür mußte ich mich dann entscheiden.
    Das N'adun M'clipehn,

Weitere Kostenlose Bücher