Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

0897 - Ein Hauch von Magie

Titel: 0897 - Ein Hauch von Magie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
zwischen viereinhalb Minu-ten und achtzehn Minuten dauernde „Nacht" über unser Gebiet herein-brach, waren bisher die Meteoriten-einschläge ausgeblieben.
    Ein Witzbold hatte behauptet, das sei so, weil auch Meteoriten nachts nicht gern arbeiteten, dann hatte ihm ein winziger Brocken die Helman-tenne zu Staub zerblasen. Seitdem wußten wir nicht mehr, wie lustig er unsere Lage fand. „Wie lange mag es noch dauern?" fragte Finder Lapasch. „Was meinen Sie?" erkundigte ich mich, denn ich hatte gerade über ein Problem nachgedacht. „Bis wir verschmoren, Sie Mars-wachtel!" brauste Lapasch auf.
    Jemand schluchzte. Jemand, der vergessen hatte, vorher seinen Helm-telekom abzuschalten.
    Kavel Tobacco Blackfoot richtete sich neben mir auf, verschränkte die Arme vor der Brust und sagte: „Der Mensch geht wieder dorthin, woher er gekommen ist!"
    „Auf der SOL ja, aber nicht hier, du Plattfußindianer!" schrie jemand. Blackfoot war eben durch seine Ma-rotte überall bekannt. „Hier gibt es kein Recycling, in dem deine Mole-küle aufbereitet werden könnten. Ist das nicht traurig?" Ein verkrampftes Lachen ertönte. „Indianer weinen nicht!" erwiderte Blackfoot. Gegen den Widerschein ei-nes anderen großen Trümmerstücks konnte ich sein von rotem Haar über-dachtes käsiges Sommersprossengesicht sehen. Blackfoot versuchte, das Kinn energisch vorzuschieben, aber bei einem fliehenden Kinn macht sich das schlecht. „Ich hab' seit drei Stunden einen dünnen Stuhl!" versuchte jemand seine verzweifelte Lage mit Galgen-humor zu überspielen. „Was ist das?" fragte ein Ungebilde-ter. „Diarrhöe!" erklärte ich knapp. „Vielleicht kann ich helfen. Ich bitte um Handzeichen!"
    „Haben Sie entsprechende Medika-mente, Tatcher?" fragte Finder La-pasch. „Nichts dergleichen", antwortete ich. „Nicht einmal Kohle."
    „Kohle?" fragte Blackfoot. „Und Sie wollen etwas von India-nern verstehen!" sagte ich verächt-lich. „Nein, aber in unseren Regene-rationsfiltern steckt unter anderem ein bestimmtes Element, das als Ka-talysator Schwefelsäure braucht -und Schwefelsäure, stark mit Wasser verdünnt, hilft in den meisten Fällen schlagartig."
    Eine Hand reckte sich hoch.
    Ich ging hin und wurde rot, als ich durch die Helmscheibe blickte. Das Gesicht dahinter gehörte nämlich der Gefechtsfeldvermessungsinge-nieurin Corda Stork, die ich heimlich verehrte, seit wir uns bei einem Tanz-abend an Bord der SOL kennenge-lernt hatten.
    Sie errötete nicht, was entweder bedeutete, daß sie absolut-nichts für mich empfand oder daß es ihr so schlechtging, daß ihr alles völlig egal war.
    Ich holte ein paar tiefe Atemzüge Luft, dann ließ ich mir von einem anderen Raumfahrer dabei helfen, das Atemgerät abzunehmen. Nachdem ich mit einer Hermetik-Pipette aus meiner Medobox ein paar Tropfen Schwefelsäure aus dem Regenerati-onsfiltersystem entnommen hatte, führte ich sie durch die Helmschleuse in Cordas Trinkflasche ein. „Konzentration eins zu tausend", erklärte ich. „Trinken Sie das Fläsch-chen leer, Corda!"
    Dankbar sah sie mich an, dann saugte sie gehorsam die Trinkflasche leer.
    Anschließend wollte sie wissen, ob wir uns nicht retten könnten, indem wir uns mit Hilfe unserer Flugaggre-gate von Charlemagne „absetzten" und später den Eintritt in die Plane-tenatmosphäre allein vollzogen.
    Zuerst wollte ich schroff verneinen, dann aber sagte ich mir, daß eine Ver-neinung weniger schockierend wirk-te, wenn sie sozusagen von dem Frager wissenschaftlich entwickelt wurde. „Schauen Sie, Corda!" sagte ich deshalb. „Das ist keine prinzipielle Frage, sondern Mathematik.
    Wir alle wissen, daß in der Raumflugmecha-nik, die wir in begrenztem Fall auch auf Charlemagne anwenden können, bei Erreichen der Kreisbahnge-schwindigkeit die Gravitationsein-wirkung durch die Zentrifugalkraft vollständig kompensiert wird.
    Der betreffende Körper befindet sich dann im Kräftegleichgewicht. Er umkreist die Zentralmasse, zum Bei-spiel unsere Insektenwelt, während aller Umläufe auf der gleichen Bahn bei konstanter Geschwindigkeit. wenn keine Störungen auf ihn einwir-ken. Die Kreisbahngeschwindigkeit ist von der Zentralkörpermasse und dem Abstand des umlaufenden Kör-pers vom Gravitationszentrum ab-hängig. Dividiert man den Umfang der Kreisbahn durch diese Bahnge-schwindigkeit, so erhält man die Um-laufzeit des Raumflugkörpers. Zwi-schen der Kreisbahngeschwindigkeit und der zur gleichen Entfernung vom Gravitationszentrum gehören-den

Weitere Kostenlose Bücher