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0897 - Ein Hauch von Magie

Titel: 0897 - Ein Hauch von Magie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Hauptstraße von Shak-or-Thalif. Als sie die Stadt verließen, wirbelten ihre monoton stampfenden Füße den hellen Staub auf, der auf der Fernstraße lag. Über den Steinplatten der Straße flimmerte die erhitzte Luft so stark, daß es für einen etwas ent-fernten Beobachter so ausgesehen hätte, als wateten die Ansken in einen See hinein.
    Vor dem Dschungel angekommen, lösten sich kleine Gruppen aus der ge-schlossenen Marschkolonne. Sie eil-ten dorthin, wo die Straße in den Dschungel hineinführte. Langstielige scharfe Scheren kappten Lianen und dornenstrotzende Zweige, die die Straße bedeckten.
    Giftige Blasrohr-pfeile bohrten sich in die Leiber von Giftflüglern, Libelloiden und Troll-händen, Flammstaub wurde in die wuchernden Vorhänge links und rechts neben der Straße geblasen und entzündet.
    So kämpfte sich die Armee Schritt um Schritt auf der Straße voran. Im-mer wieder mußten die Vortrupps durch neue ersetzt werden, denn das Gewimmel der tierischen und pflanz-lichen Räuber schlug empfindlich zu-rück. Am schlimmsten waren die Irr-wische, deren diffuse Zellschwärme meist zu spät gesehen wurden und die ihren Opfern keine sichtbaren Wun-den schlugen, sondern ihnen nur die wertvollsten Proteine raubten, so daß immer wieder einzelne Ansken total entkräftet oder gar tot zusammenbra-chen.
    Viertausend Soldaten waren auf der einen Seite in den Dschungel hin-einmarschiert, knapp dreitausend ka-men auf der anderen Seite wieder her-aus. Für das in der Königin konzen-trierte Bewußtsein der Anskenpopulation bedeutete das keine Bedrohung des Ganzen, genausowenig, wie der Tod einer einzelnen Zelle im mensch-lichen Körper nicht dessen Existenz bedrohte.
    Das war ein Vorteil für die Ganzheit der Anskenpopulation, denn das, was das Handeln bestimmte, empfand keine Furcht und auch keinen Ab-scheu davor, einzelne Glieder des Ganzen zu opfern, solange es die Funktionstüchtigkeit der Population nicht minderte.
    Es war aber auch ein Nachteil für die Anskenpopulation, denn Verluste von Einzelwesen verkürzten automa-tisch die Regierungszeit der jeweili-gen Königin - und das wiederum minderte die Kontinuität der zivilisatori-schen Entwicklung. Außerdem half die Absolutheit des Populationsbe-wußtseins - in dem Sinn, daß der Tod oder die Geburt eines Individuums nichts mit dem Tod oder der Geburt der Population als solcher zu tun hat -bei der Suche nach Mitteln und We-gen, mit denen die Verlustrate der Ansken bei der täglichen Auseinan-dersetzung mit ihrer Umwelt gesenkt werden konnte.
    So zog denn die etwas ge-schrumpfte Armee der Ansken nach der Durchquerung des Dschungels in monotonem Gleichschritt und völlig unberührt durch den Verlust von rund tausend Artgenossen in das Land der ockerfarbenen Berge.
    Charlemagne vollführte einen so-genannten Eiertanz. Er drehte sich langsam um verschiedene Achsen seiner selbst, so daß wir einen ständigen Wechsel von Hell und Dunkel erlebten.
    Glücklicherweise besaß das Trüm-merstück genügend Masse, um uns mit seiner Schwerkraft auch im jetzigen turbulenten Stadium festzuhalten, sonst wären wir längst in alle Richtun-gen davongeschleudert worden.
    Das einzige Gefährliche - bis zum Eintritt in die Atmosphäre der In-sektenwelt - war die Tatsache, daß Charlemagne durch seine Drehungen den relativ zu uns entgegenkommen-den anderen Trümmerstücken ab-wechselnd alle seine Seiten darbot, also auch die, auf der wir einige Stun-den sicher vor direkten Einschlägen gewesen waren.
    Diese Sicherheit war vorbei. Ei-gentlich grenzte es an ein Wunder, daß noch niemand von uns erschlagen worden war, denn da Charlemagne entgegengesetzt zur Bahnrichtung des unteren Trümmergürtels flog und kein eingependelter Bestandteil des Systems war, kam es ziemlich häufig zu Kollisionen.
    Zwar besaßen die meisten Kollisi-onspartner nur wenige Gramm Masse, aber bei der von mir geschätz-ten Aufprallgeschwindigkeit von fünf Kilometern pro Sekunde (die sich aus der Addition unserer und der Kreis-bahngeschwindigkeit der entgegen-kommenden Trümmer ergab) hätten sie auf einen Menschen wie glühende Eisensplitter auf ein Stück Butter ge-wirkt.
    Ich zwang mich dazu, nicht fortzu-laufen, als so ein kindermurmelgroßer Meteorit unmittelbar neben meinen Füßen eine Staubwolke hochspringen ließ. Es wäre sinnlos gewesen, da niemand von uns wußte, an welcher Stelle das nächste Trümmerstück auf-prallte.
    Als die rotgoldene Sonne ver-schwand, atmeten wir auf. Jedesmal, wenn die

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