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0897 - Ein Hauch von Magie

Titel: 0897 - Ein Hauch von Magie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Flügel waren un-durchsichtig und so klein, daß sie eigentlich die schweren Körper nicht tragen konnten.
    Dennoch schwebten die Besucher anscheinend mühelos durch die Luft. Beine besaßen sie nicht, dafür etwas, das Bruilldana an die Chitinsegmente einer Insektenart denken ließ, die sich ausschließlich kriechend fortbe-wegte. Nur daß diese Wesen hier je-weils eine Raupe zu einem geschlosse-nen Kreis geformt an jeder Längsseite trugen.
    Den großen Flugwesen folgten klei-nere - und noch viel seltsamere. Bruilldana hatte so etwas in ihrem ganzen Leben noch nicht kennenge-lernt. Und das Seltsamste daran war, daß diese Wesen überhaupt keine Flü-gel hatten und dennoch flogen.
    Insgesamt bemerkte die Königin an ihnen je vier Gliedmaßen, von denen die oberen beiden Gliedmaßen offen-bar die gleichen Funktionen erfüllten, denen bei den Ansken die vier Arme dienten. Besonders kräftig sahen sie nicht aus. Außerdem waren die Beine erheblich kürzer als Anskenbeine.
    Die kleinen Flugwesen schienen die Diener der großen zu sein, denn sie hielten sich stets hinter ihnen. Bruill-dana konnte nur nicht verstehen, daß alle Flugwesen so niedrig flogen.
    Im nächsten Moment korrigierte sie sich. Durchaus nicht alle Fremden flo-gen so niedrig. Fünf scheibenförmige Wesen mit dick vorgewölbten Bäu-chen und Rücken schwärmten aus fünf Toren im oberen Teil des runden Hauses, stiegen steil empor, als woll-ten sie ins Nichttragende fliegen, und entschwanden den Blicken der Beob-achter.
    Die anderen Wesen aber bildeten zwei Gruppen, die anfangs Richtungen einschlugen, mit denen Bruill-dana nichts anfangen konnte. Nach und nach kristallisierte sich jedoch heraus, daß sie zu den beiden Eingän-gen ins Tal des Orakels unterwegs wa-ren.
    Diese Erkenntnis löste sofortige nervöse Reaktionen bei der Königin aus, die das Leben aller Ansken von Datmyr-Urgan beeinflußte. Die An-gehörigen der Soldatenkaste, die nicht gerade Wachdienst hatten, ver-sammelten sich auf den Zentralplät-zen der Städte. Die mit der Brutpflege betrauten Ansken stellten die Fütte-rung der Maden so um, daß sich aus ihnen doppelt so viele Soldaten entwickelten wie in friedlichen Zeiten, Bruilldana legte mehr Eier als ge-wöhnlich und fing damit an, auf un-terschwellige Art den Lebensrhyth-mus des Anskenvolkes zu beschleuni-gen, denn angesichts des schnelleren Eier-Verbrauchs würde das nächste Königsturnier um mindestens ein Jahr vorverlegt werden - und bis da-hin mußten die Jungköniginnen und Drohnen ebenfalls bereit sein, ihre Aufgaben wahrzunehmen, also eben-falls ein Jahr früher.
    Bruilldana grübelte darüber nach, was die Fremden im Tal des Orakels suchten. Sie selbst war nur als Jung-königin einmal dort gewesen, hatte aber nicht gewagt, das Orakel zu be-fragen. Es wirkte irgendwie unheim-lich, weil man es, wie erzählt wurde, niemals zweimal gleichartig sah, son-dern jedesmal anders.
    Keineswegs aber war das Orakel bösartig. Deshalb war Bruilldana aufs höchste beunruhigt, als sie er-kannte, was das Ziel der Fremden war. Und sie war fest entschlossen, das Orakel nicht den Fremden zu überlassen.
    Bald darauf sammelten sich vier Tausendschaften Angehöriger der Soldatenkaste auf dem Zentralplatz von Shak-or-Thalif. Ihre nackten Füße stampften den mit Steinplatten belegten Boden.
    Ihre vierfingrigen Hände hielten hüfthohe Blasrohre, langschäftige Speere mit handge-schmiedeten breiten Klingen, großka-librige Flammstaubrohre und Kata-pulte zum Schleudern von dünnwandigen, mit Cannaeblütenstaub gefüll-ten Beuteln.
    Selbstverständlich wußten die ein-zelnen Soldaten nichts über den Auf-bau des Kastensystems der Ansken als Ganzes. Jedes Insekt hatte ledig-lich Überblick über den Teil des Gan-zen, an dem es seine Funktion er-füllte. Der Datenspeicher für alle In-formationen über den Aufbau des Kastensystems und die präzisen Auf-gaben der einzelnen Kasten war die Anskenpopulation als Ganzheit - und die zentrale Übersichts- und Steu-erstelle war die jeweilige regierende Königin.
    Daß es auf Datmyr-Urgan noch eine andere, unsichtbare Macht gab, wußte selbst Bruilldana nicht - sowe-nig, wie es ihre Vorgängerinnen ge-wußt hatten.
    Und genaugenommen befanden sich auch nur unbedeutende Teile die-ser Macht auf dem Planeten der Ans-ken.
    Auf ein unhörbares und unsichtba-res Zeichen hin setzte die Anskenar-mee sich in Bewegung. Die Soldaten marschierten gleich einem einzigen Lebewesen mit Tausenden von Beinen durch die

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