09 - Befehl von oben
sehen.
Nun, sie bekamen eine Art Sonderangebot, nicht wahr? Die Fenster vom Oval Office waren, wie er sehen konnte, unglaublich dick, bloß für den Fall, daß einer dieser Touristen ein Scharfschützengewehr unter dem Mantel versteckt hätte ...
»Wieviel davon können wir preisgeben?« fragte Präsident Ryan.
»Ich könnte es vertreten, ein paar Dinge preiszugeben«, erwiderte Murray.
»Sind Sie sicher?« hakte Price nach.
»Es ist ja nicht so, daß wir Beweismaterial für ein Strafverfahren schützen müßten. Der Täter ist tot. Jede Möglichkeit, daß es Mitverschwörer gegeben hätte, verfolgen wir, doch der Beweis, den wir heute offenlegen, würde das in keiner Weise kompromittieren. Ich bin nicht gerade ein Fan davon, kriminalistisches Beweismaterial zu veröffentlichen, aber die Leute da draußen möchten etwas wissen, und in so einem Fall gibt man's preis.«
Außerdem, dachte Price, läßt es das Bureau gut aussehen. Mit dieser stillen Betrachtung begann wenigstens eine Behörde, wieder zur Normalität zurückzukehren.
»Wer führt das im Justizministerium?« fragte sie statt dessen.
»Pat Martin.«
»Oh? Wer hat denn ihn ausgesucht?« fragte sie. Ryan wandte sich den beiden zu, um diesen Diskurs zu verfolgen.
Murray wurde beinahe rot. »Das war ich. Der Präsident gab den Auftrag, den besten Staatsanwalt auszuwählen, das ist Pat. Seit neun Monaten ist er Leiter der Abteilung Strafrecht. Davor Spionage. Kommt vom Bureau. Er ist ein ganz ausgezeichneter Anwalt, seit fast dreißig Jahren. Bill Shaw wollte, daß er Richter würde. Erst vorige Woche hat er mit dem AG darüber gesprochen.«
»Du bist sicher, daß er gut genug ist?« fragte Jack. Price entschloß sich, selbst zu antworten.
»Wir haben auch mit ihm zusammengearbeitet. Ist ein echter Profi, und Dan hat recht, er ist echtes Richtermaterial, verdammt zäh, aber auch äußerst fair. Hat einen Cosa-Fälschungsfall behandelt, den mein ehemaliger Partner in New Orleans aufgezogen hat.«
»Okay, laßt ihn entscheiden, was man rauslassen kann. Gleich nach dem Lunch kann er mit der Presse sprechen.« Ryan sah auf die Uhr. Jetzt war er seit genau zwölf Stunden Präsident.
*
Colonel Pierre Alexandre, US-Army im Ruhestand, sah immer noch aus wie ein Soldat, groß, schlank und fit, und das war dem Dekan ganz recht.
Dave James gefiel auf den ersten Blick, was er sah, als sein Besucher sich setzte, mochte ihn noch mehr wegen dem, was er im Lebenslauf gelesen hatte, und noch mehr wegen dem, was er per Telefon erfahren hatte.
Colonel Aleandre - »Alex« für seine Freunde, wovon er recht viele hatte
- war Experte für Infektionskrankheiten, der zwanzig produktive Jahre in staatlichen Diensten zugebracht hatte, hauptsächlich im Walter Reed Army Hospital in Washington und auf Fort Detrick in Maryland, mit zahlreichen Exkursionen zwischendurch. Absolvent von West Point und der University of Chicago Medical School, wie Dr. James nachlesen konnte. Gut, er überflog noch einmal die Einträge bezüglich der Assistenzzeit und sonstiger beruflicher Erfahrungen. Die Liste der veröffentlichten Artikel belief sich auf acht einzeilige Seiten. War für einige bedeutende Preise nominiert worden, dann hatte ihm aber stets das Quentchen Glück gefehlt. Nun, vielleicht konnte Hopkins das ändern. Im Augenblick seine dunklen Augen nicht besonders leidenschaftlich. Nicht im mindesten arrogant, wußte Alexandre aber doch, wer und was er war - und besser noch, er wußte auch, daß Dekan James es wußte.
»Ich kenne GUS Lorenz«, sagte Dekan James mit einem Lächeln. »Wir waren in Peter Bent Brigham zusammen Assistenten.« Längst von Harvard zu Brigham and Women's zusammengefaßt.
»Brillanter Kerl«, stimmte Alexandre in seinem breitesten Kreolendialekt zu. Es war allgemein die Rede davon, daß Lorenz wegen seiner Arbeit über Lassa- und Q-Fieber Anwärter für den Nobelpreis war.
»Und ein hervorragender Arzt.«
»So, und warum wollen Sie dann nicht mit ihm in Atlanta zusammenarbeiten? Wie GUS mir sagt, hätte er Sie gern bei sich gehabt.«
»Dekan James ...«
»Dave«, sagte der Dekan.
»Alex«, erwiderte der Colonel. Das Zivilleben hatte doch was für sich.
Den Dekan schätzte Alexandre auf drei Sterne ein. Vielleicht vier - Johns Hopkins genoß ein sehr hohes Ansehen. »Dave, ich habe fast mein ganzes Leben in einem verdammten Labor gearbeitet. Ich möchte wieder Patienten behandeln. Bei der CDC wäre es wieder genau dasselbe.
So sehr ich GUS auch mag - wir haben 1987
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