Machtspielchen (Versaute Liebschaften) (German Edition)
+ o + o +
Als Coles Handy nachts um halb zwei klingelte, wusste er gleich, dass etwas nicht in Ordnung war. Sein nächster Job begann erst in einer halben Stunde, aber da er nur zehn Minuten mit dem Auto dorthin brauchte und ihm die Kundin erst vor wenigen Stunden versichert hatte, wie sehr sie und ihre Freundinnen sich auf ihn freuten, konnte es keine Absage sein. Und da seine Freunde genau wussten, wann ihre Anrufe gelegen kamen und wann nicht, war es vermutlich auch niemand, der jetzt auf eine Kaution oder Gesellschaft beim Trinken hoffte. Besser, er brachte es gleich hinter sich, ehe er sich noch verspätete.
Mit einem lässigen Schnipsen aktivierte er die Freisprechanlage. „Was gibt’s?“, fragte er knapp. Glücklicherweise war nicht besonders viel auf den Straßen los; so ganz nüchtern hatte er es nicht von der Party geschafft, obwohl er versuchte, die Finger vom Alkohol zu lassen.
„Mr Porter? Hier ist Corinne, eine Freundin von Jenna …“
Cole stieß einen leisen Fluch aus. Hatte er es doch geahnt! „Was ist passiert?“
„Nichts Schlimmes, ich schwör’s“, sagte sie. Ihre Stimme war hoch, beinahe quietschig, und sie sprach ziemlich schnell. „Aber sie hat ziemlich viel getrunken und jetzt geht es ihr nicht gut. Könnten Sie sie vielleicht abholen und nach Hause bringen?“
„Kann das nicht jemand von euch übernehmen? Ich muss arbeiten“, erwiderte er gereizt. „Setzt sie einfach in ein Taxi und bringt sie ins Bett. Ich sehe nach meiner Schicht nach ihr.“
„Das geht leider nicht. Sehen Sie, es ist ein Junggesellinnenabschied. Die Braut würde uns umbringen, wenn wir jetzt verschwinden, und wir sind alle schon ziemlich am Ende …“
„Herrgott noch mal“, grollte Cole, „ist es denn zuviel verlangt, dass wenigstens eine von euch nüchtern bleibt?“
Corinne besaß die Frechheit zu kichern. „Auf jeden Fall, Mr Porter! Eine von uns heiratet ! Das müssen wir doch anständig betrauern!“
Auf diese Aussage hatte Cole keine gesellschaftstaugliche Antwort. Zähneknirschend ließ er sich die Adresse und den Namen der Braut geben und legte sofort auf, nachdem Corinne schwerfällig fertig buchstabiert hatte. Den Job so plötzlich abzusagen war ihm sehr unangenehm, zumal ihm nichts weiter übrig blieb, als seiner Kundin stattdessen den Idioten vom Dienst zu empfehlen.
„Ich weiß nicht Cole, sein Foto hat mir nicht so gefallen, und den anderen Mädels auch nicht“, sagte Deliah zweifelnd. Im Hintergrund ertönte laute Musik und schrilles Lachen, offenbar ging es schon heiß her auf ihrer Party. „Ich meine, er ist blond . Und dann dieses Tattoo …“
„Du hättest einen gut bei mir“, sagte er bemüht charmant. „Ich will dich nicht mit den Details langweilen, aber leider ist es eine Familienangelegenheit, da komme ich nicht raus.“
„Das ist echt zu blöd“, seufzte sie. „Aber gut, da kannst du ja nichts dafür. Erreiche ich den Kerl bei euch in der Zentrale?“
„Ja, sag denen einfach, dass du Ersatz brauchst, und dass ich Hunter empfohlen habe. Er ist sicher noch frei.“
„Und was wenn nicht?“
„Dann komme ich eben später doch noch für eine Privatvorstellung vorbei. So lange kann es ja nicht dauern, meiner Tochter den Hals umzudrehen.“
Deliah lachte herzlich und versprach ihm, dass er ihretwegen nicht ins Gefängnis müsste. „Ist schon in Ordnung, Cole, ich kenne das von meiner Schwester. Familie geht vor. Melde dich, wenn du Zeit hast, ja? Glaub nicht, dass ich mir diesen Gefallen entgehen lasse.“
„Danke, das weiß ich sehr zu schätzen.“
„Ah, schätze meinen Großmut nicht zu sehr. Wenn dieser Hunter eine Lusche ist, lasse ich dich dafür bluten.“
Sie legten auf und Cole musste trotz seiner Frustration ob des verlorenen Jobs grinsen. Deliah klang wie die Art von Frau, mit der man richtig gut Spaß haben konnte. Lange würde er jedoch keine gute Laune mehr haben; Jenna hatte diese Wirkung auf andere Menschen, wenn sie es drauf anlegte.
Nur, dass Cole mindestens genauso ätzend sein konnte, wenn er wollte. Und er wollte. Sehr sogar.
Ein kaltes Lächeln umspielte seine Lippen, als er den Wagen in der nächsten Auffahrt wendete. Das würde Jenna ihm büßen!
oOo
Eine gute halbe Stunde später hatte er die Wohnung erreicht und fand glücklicherweise einen Parkplatz in der Nähe der Haustür. Es hätte ihm gerade noch zu seinem Glück gefehlt, seine unmögliche Tochter quer durch das Viertel schleppen zu müssen.
„Corynth, Corynth
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