Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
09 - Befehl von oben

09 - Befehl von oben

Titel: 09 - Befehl von oben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
Vom Netzwerk:
Kran Platz machte für den nächsten und wedelte mit den Armen, um dem Kranführer das Schwenken und Senken und Halten anzuzeigen. Arbeiter legten das Seilpaar um den nächsten Steinblock, und der Vorarbeiter zwirbelte mit der Hand. Der Stein hob sich.
»Wir haben JUMPER«, sagte der Agent in sein Mikrofon. Sofort kam das Sanitätsteam gelaufen, trotz warnender Rufe der Bauleute, doch schon aus fünf Meter Entfernung war klar, daß sie ihre Zeit vergeudeten. Die linke Hand hielt die Mappe mit seiner letzten Rede. Herabstürzende Steine hatten ihn wohl getötet, bevor das Feuer eindrang und sein Haar versengte. Die Leiche war durch Quetschung stark verformt, doch der Anzug, die präsidiale Schlipsklemme und die goldene Armbanduhr identifizierten sie eindeutig als Präsident Roger Durling. Alles stoppte.
Die Kräne standen still, ihre Motoren liefen leer, während die Kranführer Kaffee tranken oder sich eine Zigarette anzündeten. Ein paar Gerichtsfotografen kamen herein und verknipsten Filmrollen aus allen möglichen Blickwinkeln.
Man nahm sich jetzt Zeit. An anderer Stelle auf dem Boden des Plenarsaals war die National Guard damit beschäftigt, Leichen - die Aufgabe hatten sie zwei Stunden zuvor von den Feuerwehrleuten übernommen - einzusacken und wegzutragen, hier im Umkreis von fünfzig Fuß befanden sich aber nur Secret-Service-Leute und erfüllten ihre letzte berufliche Pflicht gegenüber JUMPER, wie sie den Präsidenten zu Ehren seines Dienstes als Lieutenant in der 82. Luftlandedivision nannten. Als die Sanitäter gingen und auch die Fotografen fertig waren, bahnten sich vier Agenten in Secret-Service-Windjacken den Weg über verbleibende Steinblöcke. Zuerst hoben sie den Leichnam von Andy Walker an, der bis zuletzt seinen >Prinzipalen< beschützte, und legten ihn sachte in den Leichensack. Sie reichten ihn an ein paar Kameraden, die ihn weiterbeförderten. Dann kam Präsident Durling dran. Das erwies sich als schwierig. Der Leichnam war schief und durch die Kälte gefroren. Ein Arm stand im rechten Winkel ab und paßte nicht in den Sack. Die Agenten sahen einander an und wußten nicht, was sie tun sollten. Die Leiche war Beweismaterial und durfte nicht verändert werden. Schlimmer noch war ihr Entsetzen davor, jemandem weh zu tun, der bereits tot war, und so wurde Präsident Durling verstaut mit ausgestrecktem Arm, wie Captain Ahab. Zu viert trugen sie ihn fort, aus dem Plenarsaal heraus und hinab zum Fahrzeug, das zu diesem einen Zweck wartete. Es war der Fingerzeig für die Pressefotografen, nah und fern, die losknipsten oder mit Fernsehkameras ranzoomten, um den Augenblick festzuhalten.
    Der Augenblick unterbrach Ryans Fox-Interview, und er verfolgte die Szene im Monitor vor ihm auf dem Tisch. Irgendwie war es für ihn somit offiziell. Durling war wirklich tot, jetzt war er wirklich Präsident und damit basta. Die Kamera im Raum hielt fest, wie sich Ryans Gesichtsausdruck veränderte und er sich daran erinnerte, wie Durling ihn zu sich geholt, ihm vertraut, sich auf ihn verlassen, ihn geführt hatte ...
    Das war es, erkannte Jack. Bisher hatte er immer jemanden gehabt, bei dem er sich anlehnen konnte. Sicher, andere hatten sich an ihn gelehnt, nach seiner Meinung gefragt, ihn in Krisensituationen machen lassen, doch da war immer noch jemand gewesen, zu dem er kommen konnte, der ihm sagte, ob er das Richtige getan hatte. Was er nun zu hören bekam, wären nur Ansichten, keine Urteile. Das Urteilen lag jetzt bei ihm. Alles mögliche würde er hören. Seine Berater würden wie Anwälte sein, mal in diese Richtung argumentierend, mal in jene, ihm zeigend, daß er gleichzeitig recht hatte und im Unrecht war, doch zum Schluß blieb die Entscheidung seine allein.
    Präsident Ryan fuhr sich mit der Hand ins Gesicht, ungeachtet des Make-ups, und verschmierte es. Er wußte nicht, daß das Bild, das Fox und die anderen Sender jetzt ausstrahlten, geteilt war, denn alle hatten Zugriff auf das gepoolte Signal aus dem Roosevelt Room. Er schüttelte den Kopf ein wenig in der Art eines Mannes, der ungern etwas akzeptieren mußte, sein Gesicht eher starr als traurig.
    »Wo geht es jetzt lang?« fragte der Fox-Reporter. Die Frage stand nicht auf seiner Liste, war bloß menschliche Reaktion auf eine menschliche Szene. Die Blende hin zum Hill hatte viel von der vorgesehenen Zeit für das Interview aufgezehrt, doch die White-House-Regeln waren unumstößlich.
    »Es liegt eine Menge Arbeit an«, gab Ryan zur Antwort.
»Vielen

Weitere Kostenlose Bücher