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09 - Befehl von oben

09 - Befehl von oben

Titel: 09 - Befehl von oben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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geworden?« fragte der Diplomat seinen
iranischen Kollegen. Es war der RVS-Offizier, der. die gefährlichste -
zumindest empfindlichste - Aufgabe der Geheimdienstoperation bewältigen
mußte.
»Sie können nicht so von unserem Führer sprechen«, erwiderte der
iranische Ministerialbeamte, als sie die Straße hinabgingen.
»Also gut, versteht Ihr gelehrter heilige Mann zur Gänze, was geschieht,
wenn man Massen Vernichtungswaffen anwendet?« erkundigte sich der
Geheimdienstoffizier vorsichtig.
»Er könnte sich verrechnet haben«, gab der Iraner zu.
»Tatsächlich.« Der Russe ließ das im Moment stehen. Diesen
Diplomaten der mittleren Hierarchie bearbeitete er nunmehr seit über einem
Jahr. »Die Welt weiß jetzt, daß Sie diese Fähigkeit besitzen. Wie schlau von ihm, genau in der Maschine zu fliegen, die es ermöglichte. Er ist völlig
wahnsinnig. Sie wissen das. Ihr Land wird zum Paria ...«
»Nicht, wenn wir gewin...«
»Nein, nicht wenn Sie können. Aber was, wenn Sie nicht können?«
fragte der Russe. »Dann wendet sich die ganze Welt gegen Sie.« »Das ist wahr?« fragte der Geistliche.
»Es ist wirklich wahr«, versicherte ihm der Mann aus Moskau.
»Präsident Ryan ist ein Mann der Ehre. Er war fast sein Leben lang ein
Feind meines Landes und ein gefährlicher Feind, aber jetzt, mit Frieden
zwischen uns, wird er zum Freund. Er wird von den Israelis, wie von den
Saudis respektiert. Der Prinz Ali bin Sheik und er stehen sich sehr nahe.
Das ist bekannt.« Das Treffen fand in Aschchabad statt, der Hauptstadt
Turkmenistans, unangenehm nahe der Grenze zum Iran, vor allem nach dem
Tod des ehemaligen Premiers durch Unfall - wahrscheinlich einen
kreativen, wußte Moskau - und mit Wahlen vor der Tür. »Fragen Sie sich
dieses: Weshalb sagte Präsident Ryan diese Dinge über den Islam? Ein
Angriff gegen sein Land, ein Überfall auf seine Tochter, ein Attentat auf ihn
- aber greift er Ihre Religion an, mein Freund? Nein, das tut er nicht. Wer,
außer einem ehrbaren Mann, würde solche Dinge sagen?«
Der Mann gegenüber am Tisch nickte. »Es ist möglich. Was wünschen
Sie von mir?«
»Eine einfache Frage. Sie sind ein Mann Gottes. Können Sie diese
Handlungen der UIR gutheißen?«
Entrüstung. »Unschuldigen das Leben zu nehmen ist Allah ein Greuel.
Das weiß jeder.«
Der Russe nickte. »Dann sollen Sie selbst für sich entscheiden, was für
Sie wichtiger ist: politische Macht oder Ihr Glaube.«
Doch so einfach war das nicht. »Was bieten Sie uns? Ich habe ein Volk,
das alsbald für sein Wohl auf mich blicken wird. Man wende nicht den
Glauben als Waffe gegen die Gläubigen.«
»Verstärkte Autonomie, freien Handel für Ihre Waren mit dem Rest der
Welt, Direktflug zu anderen Ländern. Mit den Amerikanern werden wir
Kreditrahmen mit den islamischen Ländern des Golfs arrangieren. Dort vergißt man nicht Taten der Freundschaft.«
»Wie kann ein Mann, der Gott treu ist, so etwas tun?«
»Mein Freund« - das war er nicht wirklich, aber so drückte man sich aus
-, »wie viele beginnen etwas Nobles und werden doch korrumpiert? Und
wofür stehen sie dann? Macht ist eine tödliche Sache, am meisten für die,
die sie in ihren irdischen Händen halten. Für Ihren Teil müssen Sie
entscheiden. Welche Art Führer wollen Sie werden, und mit welchen
anderen Führern möchten Sie Ihr Land verbinden?« Golowko lehnte sich zurück und nahm ein Schlückchen Tee. Wie sehr hatte sich sein Land geirrt, die Religion nicht zu verstehen - und doch, wie richtig das Ergebnis war. Dieser Mann hatte an seinem Glauben festgehalten als Anker gegen das frühere Regime, hatte darin eine Kontinuität der Gewißheit und der Werte gefunden, die der politischen Realität seiner Jugend gefehlt hatte. Jetzt, wo sein landesweit bekannter Charakter ihn an die politische Macht trug, würde er bleiben, was er war, oder etwas anderes werden? Die Gefahr mußte ihm
nun bewußt sein. Er hatte es noch nicht ganz durchdacht, sah Golowko. »Unsere Religion, unser Glaube sind ein Ding Gottes, nicht des Mordes.
Der Prophet lehrt den Heiligen Krieg, ja, doch nicht, daß wir zu unseren
Feinden werden. Wenn Mahmoud Hadschi diese Dinge nicht entkräften
kann, werde ich nicht zu ihm stehen, all seinen Versprechungen von Geld
zum Trotz. Ich würde gerne diesen Ryan treffen, wenn die Zeit reif ist.« Bis 13.00 Lima hatte sich das Bild sehr schön gefestigt. Die Zahlen
waren noch unerfreulich, dachte Diggs, mit fünf kompakten Divisionen, die
vier Verbänden von Brigadestärke,

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