09 - Befehl von oben
begannen, Leuchtspurmunition abzufeuern. »Wähle Mav.«
Der Todestanz dauerte nur Sekunden. Der Eagle wich aus und löste die
Maverick AGM aus, die herunterstrich, um das Luftabwehrgeschütz
auszulöschen. Dann machte sich der Pilot zur nächsten Haubitzenbatterie
auf.
Es war wie damals bei Red Flag, dachte der Pilot. Er hatte 1991
großenteils seine Zeit mit Scud-Jagden verplempert. Die Erfahrung echten
Kampfflugs hatte dem Kampftraining auf dem Nellis-AFB-Übungsgebiet
nie gleichkommen können. Aber jetzt. Jetzt suchte er Ziele in Echtzeit mit
Radar und Augapfel Typ I, und entgegen der Spielzeit auf Nellis schossen
die Kerle mit echten Kugeln zurück. Nun, er hatte auch echte Bomben am
Auslöser. Das Bodenfeuer wurde konzentrierter, als er seine Maschine für
den nächsten Durchgang auf die Ziele ausrichtete.
Es war eigenartig, wie Husten mitten in einem Gespräch. Das letzte
Donnern von 20 bis 30 Granaten lag 100 Meter vor ihrer Stellung. Am
Horizont, weit hinter den jetzt auftauchenden Panzern, stiegen Staubwolken
auf. Einige Sekunden später spürten sie Zittern in ihren Stiefeln, hörten
dann fernes Rumpeln. Kurz darauf war alles klar. Grüngestrichene Jäger erschienen, Flugrichtung Süden, freundliche Silhouette. Ein Nachzügler mit Rauchschleppe torkelte durch den Himmel, kippte ab, und zwei Gestalten ruckten hervor, wurden zu Fallschirmen, als der Jäger hinter der Stellung mit einem immensen Feuerball in den Boden rumste. Die Fallschirme schwebten in 1000 Meter Entfernung nieder; der Major schickte ein Fahrzeug los und wandte die Aufmerksamkeit wieder den Panzern zu. Noch
außer Reichweite - Artillerie zum Anfordern gab es immer noch nicht. Schöne Scheiße, dachte der Colonel. Doch wie Red Flag, aber diesmal
würde er am Abend nicht im Offiziersklub Lügen erzählen oder einen
Abstecher nach Vegas machen für Show und Casinobesuch. Sein dritter
Anflug führte ihn in eine Garbe, und der Eagle war zu krank, um den
Rückflug zu schaffen. Er hatte nicht mal den Boden erreicht, da sah er ein
Fahrzeug heranhüpfen. Er fragte sich, von wem es wohl kam, als er auf
festgepackten Sand aufkam und abrollte. Er klickte sich vom Schirm frei
und zog die Pistole, aber dann waren's doch die Richtigen in einem
Hummer, mit zwei saudischen Soldaten darin. Einer ging auf ihn zu, der
andere fuhr weiter zum Wizzo, der 800 Meter entfernt stand.
»Kommen, kommen!« sagte der Soldat. Nach einer Minute war der
Hummer zurück mit dem Wizzo, der mit verzerrtem Gesicht sein Knie hielt. »Schlimm verdreht, Boß. Landete auf einem beschissenen Stein«,
erklärte er und hebelte sich in den Rücksitz.
Alles, was man ihnen über saudische Fahrer erzählt hatte, war wahr,
wußte der Colonel binnen Sekunden. Wie in einem Burt-Reynolds-Film
sprang und hüpfte der Hummer den Weg zum sicheren Wadi zurück, aber
es war schön, dort die Formen der eigenen Fahrzeuge zu erkennen. Der
Hummer hielt: mußte wohl der Kommandostand sein.
Noch fielen Granaten vor der Stellung, aber schlecht gezielt, gut 500
Meter voraus.
»Wer sind Sie?« erkundigte sich Lieutenant Colonel Steve Berman. »Major Abdullah.« Der Mann grüßte sogar. Berman sah sich um. »Schätze, Sie sind die, wo wir aushelfen sollten. Haben deren Artillerie
gründlich aufgemischt, aber irgendein Schwein hatte Glück mit seiner
Schilka. Könnten Sie uns einen Hubi besorgen?«
»Ich werde versuchen. Sind Sie verletzt?«
»Der Wizzo - hatte ein schwaches Knie. Aber hätten Sie was zu
trinken?«
Major Abdullah reichte seine Feldflasche rüber. »Es kommt ein Angriff
auf uns zu.«
»Was dagegen, wenn ich zusehe?« fragte Berman.
Gut 150 Kilometer weiter südlich formierte sich noch Eddingtons
Brigade. Ein Bataillon war schon recht vollständig, dies verlegte er 30 Kilometer nördlich, rechts und links der Straße nach KKMC, um den Rest seiner Truppen zu schützen. Leider war seine Artillerie als letztes gelöscht
worden und würden noch mindestens vier Stunden brauchen.
Das ließ sich halt nicht ändern. Als Einheiten ankamen, dirigierte er sie
erst an Sammelpunkte, wo ihre Treibstofftanks gefüllt wurden. Mit
Runterholen von der Straße, Umleiten zu Sammelpunkten und Tanken wär's
rund eine Stunde je Kompanie. Sein zweites Bataillon war fast einsatzbereit.
Dieses würde er westlich der Straße hinaufschicken, was dem ersten
erlauben würde, sich nach Osten zu verlagern, und damit die Truppenstärke
zur Voraussicherung zu verdoppeln. Seine Nachrichtengruppe war noch bei
der Aufstellung und
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