09 - Befehl von oben
psychologisch als real. Die Mini-Bomben der MLRS konnten keine Panzer vernichten. Der echte Zweck war, den Feind durch Sichteinschränkung und fallenden Stahlregen beim Denken zu stören. Offiziere, die zur Besprechung von Fahrzeugen gesprungen waren, mußten zurück, manche wurden dabei verwundet oder getötet. Wieder sicher hinter stehender Panzerung, hörten sie dem Plinken der Schrapnell zu und blickten durch Sichtgeräte, um zu sehen, ob dem Sperrfeuer ein Angriff folgte. Die selteneren 155-mm-Granaten der l Amerikaner waren schlimmer, zumal sie nicht in der Luft barsten, sondern >einfache< Geschosse waren, die erst aufprallten. Die Wahrscheinlichkeit diktierte, daß manche Fahrzeuge getroffen würden - und so wurden manche zu Feuerbällen, als der Rest der 2. Brigade auf Befehl zum Stillstand kam, während die 3. links von ihnen aufschloß. Zur Bewegungslosigkeit verdammt und nach dem Verlust ihrer eigenen Divisionsartillerie ohne Möglichkeit der Erwiderung, konnten sie nichts tun als zusammenzucken und aufmerksam bleiben, aus den Fahrzeugen rauslugen und den fallenden Granaten und Mini-Bomben zusehen.
Die B-Truppe, 1. des 11., rückte pünktlich aus, verteilte sich und fuhr nach Norden, Bradleys in Führung und Panzer von >Battlestar< 500 Meter dahinter, bereit, auf Feindberührung zu antworten. Für Donner war's eine eigenartige Offenbarung. Intelligent und naturbegeistert, wie er war, verbrachte er die Fahrt großenteils mit Blick aus dem Bradley und hatte keinen Schimmer davon, was geschah. Er überwand schließlich seine Verlegenheit und fragte beim TC nach, woher der's wußte, wurde vorgeholt und quetschte sich als dritter in einen Platz, der für zwei gedacht war - eher anderthalb, dachte sich der Reporter.
»Wir sind hier«, sagte ihm der Stabsfeldwebel und zeigte auf den IVISSchirm, »und fahren dorthin. Das System sagt, da ist keiner, der uns ärgert, aber wir halten die Augen offen. Der Feind« - er änderte die Anzeige - »ist hier, und wir sind entlang dieser Linie.«
»Wieweit?«
»Etwa 3 K, und wir fangen an, sie zu sehen.«
»Wie genau ist diese Information?« fragte Donner.
»Hat uns bis hierhergebracht, Tom«, machte der TC klar.
Das Bewegungsmuster irritierte; es erinnerte den Reporter an stockenden Verkehr Freitag nachmittags. Die Panzerfahrzeuge schössen vor
- nie schneller als 30 Stundenkilometer - von einem Geländepunkt zum nächsten, hielten Ausschau und rückten wieder vor. Der Sergeant erklärte, daß sie auf ebenerem Gelände gleichmäßiger fuhren, aber dieser Teil der saudischen Wüste wies Hügel und Kämme und Vertiefungen auf, die Gegner verbergen könnten. Jeder M-3 hatte einen >Flügelmann<, ein Ausdruck, den man der Air Force geklaut hatte.
»Und wenn da draußen jemand ist?«
»Versucht er wohl, uns abzuschießen«, erklärte der Staff Sergeant.
Die ganze Zeit traversierte der Kanonier den Turm links und rechts auf der Suche nach dem Glühen warmer Körper in der kühlen Nacht. Sie sahen sogar nachts besser, erfuhr Donner, deshalb bevorzugten die Amerikaner die Dunkelheit als Jagdzeit. »Stanley, nach links und hinter dem Huckel halten. Wenn ich Dreckfresser wär', würde mir der Fleck rechts da gefallen. Wir decken Chuck, während er den umfährt.« Der Turm traversierte und wies auf einen größeren Huckel, während der >Flügelmann< mit seinem M3 vorbeifuhr. »Okay, Stanley, los geht's.«
Die Stabseinheit der Armee Gottes war teuflisch schwer festzunageln, aber jetzt hatte Hamm zwei Heli-Kundschafter-Rotten drauf angesetzt, und seine ELINT-Abteilung war wieder in Betrieb, beim Stab der 2. Schwadron. Sie nannten das Ding die Enchilada - einmal gefunden, konnte man die ganze Feindmacht durcheinanderbringen. Saudi-Nachrichten-Offiziere bei den ELINT-Fahrzeugen hörten den Funksignalen zu. Die UIR-Kräfte hatte chiffrierte Funkgeräte ab der Stabsebene, aber die konnten sich nur miteinander unterhalten, und mit fortschreitender Desorganisation der gegnerischen Funknetze würde die Enchilada irgendwann auch im Klartext funken müssen. Das I. Korps und zwei Divisionskommandos waren eliminiert, und sie wußten in etwa, wo der CP des III. Korps stand. Letzteren würde das Armeekommando irgendwann ansprechen müssen. Die Meldungsinhalte brauchten sie gar nicht, auch wenn's ganz nett wäre. Die Frequenzbereiche fürs Stabsnetz kannten sie, und ein paar Funkminuten würden reichen, um den Posten anzupeilen und die Ortung an M- und NHeli-Rotte durchzugeben, damit die hinsausen und
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