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09-Die Pfade des Schicksals

09-Die Pfade des Schicksals

Titel: 09-Die Pfade des Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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davongeritten, ohne sich zu verabschieden. Er konnte seine Liebe nicht bekennen - oder ihre annehmen -, ohne dass sie wie ein Versprechen klang, und hatte keinen Grund zu der Annahme, dass er es würde halten können. Auch wenn Joan es nicht schaffte, ihn zu ermorden, konnte er in einem Zustand zurückkehren, in dem Linden ihn nicht wiedererkennen würde. Vielleicht würde er dann feststellen müssen, dass sie ihn - oder er sich selbst - abscheulich fand.
    Tatsächlich braute sich in seinem Inneren ein Sturm aus Angst zusammen. Seit seiner Wiedererweckung verkörperte sein Dilemma das des Landes und der gesamten Erde; die Not Lindens und aller, die er liebte. Er hatte Angst, weil er so viel zu verlieren hatte.
    Vor langer Zeit hatte er Linden erklärt: Einem Mann, der alles verloren hat, kann man nur durch eines wehtun: Man gibt ihm etwas Zerbrochenes zurück. In Andelain hatte er ihr so etwas angetan. Aber jetzt kannte er eine tiefere Wahrheit: Sogar zerbrochene Dinge waren kostbar. Wie Jeremiah konnten sie kostbarer sein als das eigene Leben. Und trotzdem konnten sie einem weggenommen werden.
    Er fürchtete sich mehr davor, Linden ein Versprechen zu geben, das er nicht würde halten können, als er sich vor Joan fürchtete.
    Und er hatte einen weiteren Grund dafür gehabt, Linden so abweisend zu behandeln. Jedes Versprechen - selbst ein indirektes - hätte sie ermutigen können, darauf zu bestehen, ihn zu begleiten. Sich statt für ihren Sohn für ihn zu entscheiden.
    Vielleicht wäre alles anders gewesen, wenn er ihr hätte erklären können, weshalb ihr Wunsch, ihm beizustehen, wenn er Joan gegenübertrat, Jeremiahs Verderben bedeutet hätte. Aber er hatte keine Erklärung. Er hatte Linden erklärt: Du hast andere Dinge zu tun - aber er wusste nicht, welche. Er wusste nur, dass sie entscheidend wichtig waren. Vielleicht sogar wichtiger als sein eigenes Bedürfnis, Joan gegenüberzutreten.
    Möglicherweise konnte er sich nicht an sie erinnern, weil er sie nie gekannt hatte. Selbst aus seiner Perspektive im Bogen konnte die Zukunft Undefiniert gewesen sein; weniger definitiv als für die Elohim, deren ambivalentes Verhältnis zur Zeit lineare Unterschiede verwischte. Wegen seiner Sterblichkeit konnte er leicht glauben, er habe niemals zukunftsweisende Einsichten in die Bedürfnisse des Landes besessen.
    Wieso war er sich dann sicher, dass Lindens Beistand gegen Joan fatale Folgen für Jeremiah - und somit auch für das Land - haben würde? Darauf wusste er keine Antwort. Und obwohl das widersprüchlich klang, war seine einzige Rechtfertigung, dass er ihr vertraute. Er hatte mehr Vertrauen zu ihr als zu sich selbst.
    Er vertraute auf die Konsequenzen ihrer Liebe zu ihrem Sohn.
    Trotzdem schien der Schmerz darüber, sie trostlos zurückgelassen zu haben, sein Herz zu verzehren. Im Bogen der Zeit war er Zeuge von so viel Verlust und Unrecht geworden, dass er sich eingebildet hatte, gegen gewöhnlichen Kummer immun zu sein. Aber nein … Ah, jetzt verstand er, dass seine Teilhabe an der Unsterblichkeit seine Wahrnehmung persönlicher menschlicher Schmerzen beeinträchtigt hatte. Über Zeitalter hinweg hatten seine Maßstäbe sich verändert und sich gewaltigeren Perspektiven angepasst.
    Als er Lindens Kämpfe beobachtetet hatte - erst um sich den Stab des Gesetzes zurückzuholen, dann um Roger und den Croyel zu überleben, danach um Andelain zu erreichen -, hatte er ihren Schmerz verstanden. Aber er hatte auch in die Zukunft geblickt. Er hatte weit besser als sie gewusst, was auf dem Spiel stand und wie ihr Handeln sich auf die Erde auswirken konnte. Jetzt war er wieder ein Mensch: Er konnte nicht über die eigenen Beschränkungen hinaussehen. Wie jedes sterbliche Wesen konnte er nur in seiner beengten Gegenwart leben.
    Dies war die wahre Bedeutung von Sterblichkeit. Gefangen in den Zwängen der Gegenwart kam er sich vor wie in einem Grab.
    In seinem früheren Zustand hatte er erkannt, dass dieses Gefängnis auch die einzige brauchbare Form von Freiheit war. Zwänge ermöglichten so viel, wie sie verhinderten. Die Elohim waren ineffizient, gerade weil sie kaum Zwänge kannten. Linden dagegen war zu so viel imstande, weil ihre Unzulänglichkeiten sie auf allen Seiten einengten.
    Jetzt musste er an diese Auffassung jedoch einfach glauben.
    Aber hier gab es noch andere Wahrheiten - oder andere Aspekte einer einzigen Wahrheit. Seine Gefangenschaft stellte eigene Forderungen, auf denen sie bestand. Eine davon war sein

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